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Eine Plage wird zum Segen! (Paraschat Mezora 5784)

Wie verwandelt man einen Fluch in einen Segen?

Wie verwandelt man einen Fluch in einen Segen?

Wochenabschnitt Paraschat Mezora: Eine Plage wird zum Segen!

Rav Frand zu Paraschat Mezora 5784

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt Paraschat Mezora, finden Sie hier

Wir lesen in unserem Wochenabschnitt: “Wenn ihr ins Land Kena’an kommt, das Ich euch zum Besitz gebe, und Ich an einem Haus im Land, das ihr besitzt, die Plage von Zara’at (Aussatzschaden) entstehen lasse. So komme der, dem das Haus gehört zum Kohen (Priester)…” [Wajikra 14:34-35]. Raschi zitiert den Midrasch Rabba, der sagt, dass dies in der Tat für das jüdische Volk eine gute Nachricht war, denn wörtlich übersetzt bedeutet dieser Vers: “Wenn ihr ins Land Kena’an kommt…so werde ich an eurem Haus die Plage von Zara’at (Aussatzschaden) entstehen lassen”.

Zara’at (oder Nega’im) ist eine geistige Plage, die verschiedene Arten von Verfärbungen der Haut, der Kleidung oder von Häuserwänden verursacht; und ist verbunden mit verschiedenen Sünden des Redens. Warum soll das Erscheinen von Zara’at an ihren Häusern eine gute Nachricht sein? Wenn Zara’at auf den Wänden des Hauses entdeckt wird, muss man zuerst auf Anweisung des Kohens das Haus für sieben Tage verschliessen. Nach sieben Tagen, sollte sich der Zara’at ausgebreitet haben, befiehlt der Kohen die Steine, die mit der Plage befallen wurden, herauszureissen, sie ausserhalb der Stadt an einem unreinen Ort zu werfen und das Loch mit neuen Steinen zu füllen. Sollte der Zara’at an den Wänden des Hauses zurückkehren, so muss das ganze Haus abgerissen werden und alles Schutt ausserhalb der Stadt an einem unreinen Ort gebracht werden. Wie viele Menschen würden dies als gute Nachricht betrachten?

Die Antwort ist, wie Raschi weiter erklärt, dass die Bewohner des Landes Kena’an grossen Reichtum und Schätze in den Mauern ihrer Häuser versteckten. Wenn ein Mensch eine Plage des Zara’at auf seinem Haus erhielt und die Halacha befolgte, die mit Zara’at befallenen Steine auszureissen oder im schlimmeren Fall das ganze Haus abzureissen, konnte er dort ein grosses Vermögen entdecken. Deshalb war dies eine gute Nachricht!

Viele von uns stellen sich zweifellos die folgende Frage: Falls G”tt will, dass ich ein Geschenk erhalte, ist dies eine sehr merkwürdige Art, in dieser Form ein Geschenk zu erhalten! Wir alle wissen, dass Zara’at als eine Bestrafung für eine Sünde erscheint. Der Talmud [Erachin 16a] listet eine Anzahl von Sünden auf, die Nega’im zur Folge haben. Diese sind üble Nachrede, Geiz, Stolz etc. Was ist es also? Ist Zara’at die Folge einer Sünde oder entsteht sie, um dem Menschen einen Schatz anzubieten?

Wäre es nicht viel logischer und vernünftiger, dass es eine Halacha geben sollte, dass wenn jemand in Erez Jisrael seine Mesusa anbringt, es nötig ist, in den Türpfosten hineinzubohren, damit er so seinen Schatz finden kann? Es ist sicherlich eine sehr seltsame Lehre unserer Weisen, dass ich meinen Schatz finden soll, wenn ich gerade eine Strafe erleide, die ich verdiene.

Zudem ist der Wortlaut des Abschnitts der “Nig’ej Batim” (Aussatz auf Häusern) anders als der Wortlaut, der von der Tora im Zusammenhang mit anderen Arten von Zara’at verwendet wird. Es gibt drei Arten von Zara’at. Eine Art erscheint auf dem Haus, eine Art erscheint auf Kleidern, und eine dritte erscheint auf dem menschlichen Körper.

Bezüglich der Nega des Hauses sagt die Tora wörtlich (wie bereits erwähnt): “Wenn ihr ins Land Kena’an kommt…so werde Ich an eurem Haus die Plage von Zara’at (Aussatzschaden) entstehen lassen” [14:34]. Bei den anderen Arten von Zara’at steht geschrieben: “…und es (das Kleidungsstück) soll dem Kohen gezeigt werden” [13:49], oder “…und er (der Mensch) soll zum Kohen gebracht werden…” [13:2]. Die Tora spricht in der dritten Person – der Jude wird plötzlich entdecken, dass er Zara’at hat. Nur beim Haus spricht Haschem in der ersten Person – “Ich werde an eurem Haus… entstehen lassen”.

Der Rambam sagt (Hilchot Tum’at Zara’at 16:10), dass die drei Kategorien von Zara’at (Haus, Kleidung, Person) eine Reihenfolge haben. Das Ziel des Zara’at war es, einen Menschen der Sünde von Laschon Hara (böse Zunge, üble Nachrede) abzubringen. Wenn ein Mensch Laschon Hara spricht, erhält er zuerst Zara’at an seinem Haus, bis es abgerissen wird. Wenn er noch weiter Laschon Hara spricht, beginnt es, seine Kleider zu treffen, bis sie verbrannt werden. Wenn er dann immer noch auf seinen schlechten Wegen verharrt, trifft es seinen Körper, bis er von der Stadt verbannt wird.

Raw Bergman erwähnt in seinem Sefer Scha’arej Ora ein Prinzip, das wir in unseren Schiurim bereits mehrere Male erwähnt haben. Am Ende der Tochecha (Worte der Zurechtweisung und Strafe) in Paraschat Bechukotai schliesst die Tora mit Worten des Trostes [Wajikra 26:42], “Und Ich werde Meines Bundes mit Ja’akow gedenken, und auch Meines Bundes mit Jizchak und auch Meines Bundes mit Awraham gedenken, und des Landes werde Ich gedenken.” Die Tochecha in Paraschat Ki Tawo [Dewarim 28:15-68] endet jedoch nicht mit Worten des Trostes.

Der Sohar Hakadosch sagt, dass sie im Bejt Medrasch eine Frage bezüglich des Grundes für diese Abweichung stellten. Rabbi Schimon bar Jochai antwortete, dass in der Tochecha von Paraschat Bechukotai die Hauptrichtung und das Motiv der Züchtigung das folgende war: “Eure Handlungen mit Mir sind ‘zufällig’, so sind auch Meine Handlungen mit euch ein Wutausbruch des ‘Zufalls'”. In anderen Worten: Wenn ihr meint, dass Dinge einfach geschehen (zufällig), wenn ihr Mich nicht ernst nehmt, wenn ihr nicht an die G”ttliche Vorsehung glaubt, wird die Reaktion sein, dass auch Ich mit euch in einer Weise handeln werde, dass ihr allem Schlechten, was die ‘Natur’ anbieten kann, ausgesetzt sein werdet. Ich werde (sozusagen) auf der Seite stehen und euch dem Zufall überlassen.

Die Tochecha in Paraschat Ki Tawo hingegen sagt ständig: “Ich werde dir dies tun, Ich werde dir jenes tun, etc.” Wenn es Haschem selbst ist, Der die Strafe bestimmt, ist die Beziehung zwischen dem jüdischen Volk und ihrem Schöpfer nicht durchtrennt. Haschem bestraft, aber es besteht immer noch eine Beziehung. Dies ist vergleichbar mit dem Fall, wenn ein Vater weiss, dass das Kind etwas Schlechtes tut, und es schlägt. Er bestraft das Kind, aber die Beziehung ist immer noch vorhanden.

Manchmal jedoch kann eine Situation entstehen, dass der Vater aus dem Zimmer geht und sagt: “Ich werde diesem Kind mit meinem Verschwinden eine Lektion erteilen. Was immer ihm geschieht, soll geschehen. Er kann mit Zündhölzern spielen und sich schwer verletzen. Ich zeige ihm dies, indem ich weggehe.” Dies ist die Tochecha von Paraschat Bechukotai. Dies ist ein viel schlimmerer Fluch; deshalb benötigt er einen Trost.

Dies ist der Unterschied zwischen Nig’ej Batim (Häuser) und allen anderen Nega’im. Bei Nig’ej Batim, wo man abgewichen ist und (vielleicht gelegentlich) Laschon Hara gesprochen hat, sagt Haschem: “Unsere Beziehung ist immer noch vorhanden – Ich werde ihn persönlich bestrafen.” “Ich werde die Plage von Zara’at … entstehen lassen.” Wenn er jedoch weitermacht und immer weiter abweicht, dann wird am Ende die Plage kommen, aber die Beziehung zwischen uns wird nicht mehr vorhanden sein.”

Jetzt beginnen wir zu verstehen, dass in der Bestrafung ein Schatz vorhanden sein kann. Im Sefer Schoftim [Richter 16:21-30] lesen wir, dass die Pelischtim (Philister) Schimschon HaGibor (Samson) seine beiden Augen ausstachen und ihn einsperrten. Alsdann versammelten sich tausende Pelischtim in einem grossen Haus und liessen Schimschon dorthin bringen, damit er vor ihnen spiele. Schimschon flehte zu Haschem und sprach: “… gedenke mein und stärke mich doch, G-tt, noch dieses eine Mal, dass ich mit dem Verdienst des Verlustes eines meiner Augen, Du mir die Kraft gibst, das Haus über die Pelischtim einstürzen zu lassen!

Sagt Raschi zur Stelle (Im Namen von Chasal, Jeruschami Sota): Und mit dem Verdienst des Verlusts meines zweiten Auges, lasse mich das Verdienst haben, ins Olam Haba (künftigen Welt) aufgenommen zu werden.”

Dies ist erstaunlich. Der Talmud sagt uns (Sota 9b), dass “Schimschon seinen Augen folgte, deshalb stachen ihm die Philister die Augen aus.” Er sündigte mit seinen Augen und als Folge davon verlor er seine Augen. Wie kann er nun kommen und für sich Verdienste aufgrund des Verlusts seiner Augen beanspruchen? Raw Bergman sagt, dass hier uns ein wichtiges Prinzip gelehrt wird. Wenn Haschem einem Menschen eine Strafe erteilt und er auf diese Strafe richtig reagiert, verwandelt er diese Strafe in ein Verdienst. Dies ist, was Leiden und Bestrafung bedeuten. Das Ziel ist es, die Beziehung zwischen Haschem und dem Menschen zu stärken. Nachdem Schimschon auf die Strafe richtig reagierte und wusste, dass er Teschuwa für die Sünde, die er mit seinen Augen beging, gemacht hatte, konnte er zu Haschem zurückkommen und sagen, dass er durch die Tatsache, dass er seine Augen verlor, die Lektion darin erkannte und dies deshalb in ein Verdienst für sich selbst verwandeln möchte. Mit diesem Verdienst bat er um die Fähigkeit, die Plischtim zu töten und ins Olam Haba aufgenommen zu werden.

Wir können damit nun verstehen, wie die Nega Zara’at einen Schatz verbergen kann. Wir fragten: Wenn es von einer Sünde stammt, wie kann es die Quelle eines Schatzes sein? Die Antwort ist, dass mit dem Zara’at von Nig’ej Batim (Häuser), welche die erste Stufe von Laschon Hara ist, die ein Mensch begeht, noch immer eine persönliche Beziehung zu Haschem besteht. Wenn ein Mensch richtig reagiert, und, wie der Rambam sagt, seine Handlungen verbessert, kann er in der Tat diese Strafe in ein Verdienst verwandeln. Deshalb ist es angebracht, dass diese korrekte Reaktion ihm das Verdienst der Schätze gibt, die die Einwohner von Kena’an zurückgelassen hatten.

Quellen und Persönlichkeiten:

Sohar (Hakadosch): Jüdische Mystiklehre (Kabbala), gelehrt von Rabbi Schim’on bar Jochai (ca. 67-160).

Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tanna’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).

Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

Rav Meir Zwi Bergman: (geb. 1930) Rosch Jeschiwat Raschbi, Benej Berak, Israel. Schwiegersohn von Rav El’asar Menachem Man Schach s.Z.l. Verfasser der Werke: „Scha’arej Orah zum Chumasch und Rambam

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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