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Elul/ Paraschat Ki Teze
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Zuerst das Vieh und nachher die Kinder, oder umgekehrt? (Paraschat Matot – Mass’ej 5784)

Unterschiedliche Sichtweisen bezüglich gewisser Prioritäten im Leben.

Unterschiedliche Sichtweisen bezüglich gewisser Prioritäten im Leben.
Foto: AI Avigail

Wochenabschnitt Paraschat Matot – Mass’ej: Zuerst das Vieh und nachher die Kinder, oder umgekehrt?

Rav Zweig zu Paraschat Matot – Mass’ej 5784 – Beitrag 1

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

“Sie traten zu ihm hin und sprachen: “Wir wollen hier für unsere Vieh-Herden Gehege und für unsere Kinder Städte bauen.(32:16)

Nachdem das jüdische Volk das Land von Sichon und Og auf der östlichen Seite des Jordan-Flusses eroberten, sprachen die Kinder Gads und Re’uwens Mosche an. Sie erbaten sich dieses Land als ihren Anteil an Erez Jisrael. Damit aber das Vieh und ihre Kinder und Frauen geschützt seien, bis die Männer aus dem Krieg gegen die Kena’aniter zurückkehren, wollten sie Gehege für ihr Vieh und befestigte Städte ihre Kinder und Frauen bauen.

Als Mosche ihr Gesuch überprüfte, tauschte er die zwei Bedürfnisse aus, und erklärte: “Bauet euch Städte für eure Kinder und Gehege für eure Tiere…” Raschi weist daraufhin, dass Mosche sie für ihre mangelhaften Prioritäten kritisierte, nachdem sie sich mehr um ihr Vieh sorgten als um ihre Kinder. Wie konnte die Generation, die ins Land Jisrael kam, und von Mosche selbst vierzig Jahre unterrichtet wurden, solch verzerrte Werte haben und die Sorge um ihr Vieh vor die Sorge um ihre eigenen Kinder stellen?

Der Talmud (Traktat Ketubot 65b) schreibt, dass der Vater für seine Kinder finanziell nur bis zum Alter von sechs Jahren verantwortlich ist. Nachdem die Kinder dieses Alter erreichen, wird eine Unterstützung durch den Vater als wohltätige Handlung betrachtet. Die Hingabe von jüdischen Eltern gegenüber ihren Kindern ist sagenhaft. Warum reflektiert die rechtliche Verantwortung des jüdischen Elternteils nicht das Wertsystem, das jedem Juden eingeprägt ist?

Eine bedeutende Schwierigkeit in der Kindererziehung ist die Wahrnehmung, dass unsere Kinder eine Erweiterung von uns selbst sind, womit das Bedürfnis des Kindes für Unabhängigkeit und Selbstausdruck übersehen wird. Eine weitere ebenfalls problematische Situation entsteht, wenn einem Kind die nötige Dankbarkeit für die Bemühungen seiner Eltern, sich um sein Wohlergehen zu kümmern, fehlt, und wenn das Kind ihre Hingabe und ihre Opfer als sein Recht betrachtet.

Der Talmud gibt uns die Lösung für beide Probleme. Wenn ein Mensch rechtlich und wirtschaftlich für einen Gegenstand verantwortlich ist, hat er ein Gefühl des Eigentums für den Gegenstand. Wenn aber die finanzielle Verantwortung von Eltern für ihr Kind nicht besteht, ermöglicht ihnen dies, das Kind als separate Einheit, statt als Habe oder Zubehör zu betrachten. Jüdische Eltern empfinden von Natur aus eine moralische Pflicht, ihr Kind zu unterstützen und sicherzustellen, dass das Kind nicht vernachlässigt wird. Die Botschaft, die den Kindern vermittelt wird, ist, dass ihre Eltern nicht rechtlich verpflichtet sind, sie zu unterstützen, dies jedoch aus Liebe zu ihnen tun. Dies bringt die Kinder dazu, ihren Eltern für ihre Bemühungen und ihre Sorge um ihr Wohlergehen, Dankbarkeit zu zeigen.

Die Stämme von Gad und Re’uwen hatten das angemessene Feingefühl bezüglich ihrer rechtlichen Verantwortung. Sie besassen ihren Viehbestand und waren deshalb moralisch und rechtlich verpflichtet, deren Wohlergehen sicherzustellen. Ihre Kinder, die sie korrekterweise als unabhängige Einheiten betrachteten, waren nicht ihre rechtliche Sorge und wurden deshalb nicht als erstes erwähnt. Dies stellte eine positive Eigenschaft dar, denn es deutete an, dass sie sich nicht verpflichtet fühlten, ihre Kinder zu unterstützen, weil sie sie als Anhang betrachteten, sondern vielmehr eine gesunde Beziehung mit ihnen hatten und ihre individuellen Eigenschaften anerkannten und sie aus Liebe unterstützten. Mosches Argument war, dass ihre rechtliche Verantwortung, sich um ihre Tiere zu kümmern, von der Verantwortung herrührt, sich um sich selbst und diejenigen Einheiten zu kümmern, die eine Erweiterung ihrer selbst sind. Der Grund für die Gewährleistung, dass ihre Kinder versorgt sind, obwohl es nur ein moralischer und nicht rechtlicher Grund ist, ist viel überzeugender als ihre Verantwortung, sich um sich selbst zu kümmern.

Quellen und Persönlichkeiten:

Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

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