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Elul/ Paraschat Ki Tawo
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Wir wollen Geld in der Bank und Essen im Gefrierschrank (Paraschat Chukat 5784)

Wie ist dies zu verstehen, dass das Volk sich über das Man (Manna) beklagte?

Wie ist dies zu verstehen, dass das Volk sich über das Man (Manna) beklagte?
Foto: AI Avigail

Wochenabschnitt Paraschat Chukat: Wir wollen Geld in der Bank und Essen im Gefrierschrank

Rav Frand zu Paraschat Chukat 5784 – Beitrag 2

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

Die zweite Einsicht, die ich mit euch diese Woche teilen möchte, betrifft eine Interpretation eines Kommentars des Targum Jonatan ben Usiel, der wiederum im Sefer Jissmach Jehuda von Rabbi Jehuda Jacobowitz von Lakewood erwähnt wird.

Später in der Parascha steht im Passuk: “Sie zogen vom Berg ‘Hor Hahar’ den Weg des Schilfmeeres, um das Land Edom zu umgehen; da wurde die Seele des Volkes überdrüssig, ob (der Mühseligkeit) des Weges. Und das Volk wandte sich gegen G”tt und Mosche und sprach: ‘Warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt, nur damit wir in dieser Wüste sterben? Denn es ist weder Brot noch Wasser da, und diese elende Speise widert uns an” (Bamidbar 21:4-5). Die Leute waren aufgebracht. Sie beklagten sich über die mühselige Reise, über ihren Durst und über ihren Hunger. Besonders beklagten sie sich, dass sie das Man satthatten (weNafschejnu kaza baLechem hakelokel).

Dies ist eine alte Klage. Sie erschien schon in Paraschat Beha’alotecha und jetzt abermals in Paraschat Chukat. Sie beklagen sich über das Man. Der Passuk fährt fort: “Der Ewige sandte die giftigen Schlangen gegen das Volk; diese bissen das Volk, sodass viele Leute von Jisrael starben” (Bamidbar 21:6). Warum beschloss der Ewige, das Volk für diese bestimmte Sünde mit Schlangen zu bestrafen? Verschiedene Strafen fanden während ihres Aufenthaltes in der Wüste statt. Warum sandte der Ewige hier speziell Schlangen, um Seinen Zorn gegen das Volk auszudrücken?

Der Targum Jonatan ben Usiel schreibt, dass eine Stimme vom Himmel ertönte und sagte: Schaut alle Leute der Welt, all das Gute, das ich meinem Volke gemacht habe, Ich habe sie aus Ägypten herausgeführt, Ich habe ihnen das Man (Manna) vom Himmel gegeben, etc., und sie beklagen sich darüber. Sieht, die Schlange habe ich beim Beginn der Welt verflucht, dass sie jeden Tag für ihre Existenz Staub essen muss (Bereischit 3:14), und doch beklagt sie sich nicht. So sollen die Schlagen, die Staub essen und sich nicht beklagen, doch kommen und Mein Volk Jisrael bestrafen, die sich über den (wunderbaren) Man vom Himmel beklagen.

Hier könnte eine noch tiefere Botschaft verborgen sein. Der Alschich Hakadosch schreibt neben weiteren Kommentatoren, dass der Grund, dass Jisrael sich so sehr über das Man beklagte, nicht mit dessen Geschmack zu tun hatte. Chasal (unsere Weisen) sagen, dass das Man den Geschmack von jedem Essen annahm, den der Mensch sich wünschte. Ihr Problem beim Man war, dass sie immer nur einen Vorrat für einen Tag aufs Mal erhielten. Sie konnten sich nicht Essen für ein Jahr, für einen Monat oder sogar nur für eine Woche anschaffen. Es ist viel beruhigender, einen Monatslohn oder einen Lohn für zwei Wochen oder eine Woche zu erhalten. Ein Tagesarbeiter, der sich jeden Tag sorgen muss – werde ich heute bezahlt werden oder nicht? – hat es schwer.

Die Leute beklagten sich: “Wir haben dieses System nicht gerne.” Wir haben es satt, für jeden einzelnen Tag bezahlt zu werden. Das macht uns zu abhängig. Wir gehen abends mit leeren Schränken ins Bett und fragen uns: Wird es morgen Man geben? Wer weiss? Wir wollen Geld in der Bank und Essen im Gefrierschrank.

Warum richtete Haschem tatsächlich das System auf diese Weise ein? Der Talmud (Traktat Joma 76a) sagt – im Namen von Rabbi Schim’on bar Jochai – dass der Ribbono schel Olam (Herr der Welt) dieses System absichtlich so einrichtete. Rabbi Schim’on vergleicht dies mit einem König, der seinem Sohn Geld für ein ganzes Jahr gab. Während dem ganzen Jahr machte sich der Sohn keine Mühe, mit seinem Vater Kontakt aufzunehmen. Wofür benötigte er denn seinen Vater? Sein Vater war für ihn nur ein Bancomat! Solange der Sohn Geld in der Bank hatte, sah er kein Bedürfnis, Kontakt mit seinem Vater zu haben. Nur einmal im Jahr, bat er seinen Vater, ihm Geld für ein weiteres Jahr zu schicken. Darauf änderte der Vater das System und gab seinem Sohn nur noch Geld für die Ausgaben eines Tages, sodass der Sohn täglichen Kontakt mit seinem Vater haben musste.  Sagt Rabbi Schim’on, dass der Ewige auch eine solche Beziehung mit Seinem Volk wünscht. Er will Sich mit uns auf täglicher Basis befassen, und Er will, dass wir es nötig haben, mit Ihm auf täglicher Basis in Kontakt zu sein. Ein Familienvater von vier bis fünf Kinder sorgte sich jeden Abend um seine Familie, und bittete den Allmächtigen um Hilfe für den nächsten Tag. Deshalb kam das Man nur einmal im Tag, jeden Morgen.

Gerade dieser Aspekt des Man, den das jüdische Volk nicht gernhatte, war der eigentliche Grund für das System. Es besteht eine Absicht hinter dem System. Ihr müsst in Kontakt bleiben. Ihr müsst wissen, dass ihr abhängig seid. “Die Augen von allen schauen auf Dich mit Hoffnung; und Du gibst ihnen ihr Essen zur richtigen Zeit” (Tehillim 145:15).

So erklären viele Kommentatoren den Unterschied zwischen dem Fluch von Adam und Chawa einerseits und dem Fluch der Schlange andererseits. Nach der Sünde von Adam und Chawa sagte G”tt dem Menschen “Im Schweisse deines Angesichts sollst du Brot essen…” (Bereschit 3:19). Du musst deinen Lebensunterhalt verdienen. Chawa wurde verflucht “…mit Schmerzen sollst du Kinder gebären…” (Bereschit 3:16). Der Fluch für die Schlange jedoch war “… und Staub sollst du essen alle Tage deines Lebens” (Bereschit 3:14). Die Welt stellt die Frage: Was für ein Fluch ist dies? Die Schlange hat es gut. Staub gibt es überall. Ihr wird es nie an Essen fehlen.

Die Antwort ist: Nein. Die Schlange hat ein schreckliches Schicksal. Adam muss seinen Lebensunterhalt verdienen, deshalb muss er mit dem Ewigen dauernd in Kontakt bleiben. Er muss eine andauernde Beziehung mit dem Allmächtigen aufrechterhalten. Jeden Tag muss er hinausgehen und arbeiten. Er weiss nicht, ob er etwas verdienen oder wann er etwas verdienen wird. Dies ist ein Fluch, aber es ist ein Fluch mit einer verborgenen Beracha (Segen). Eine Frau muss die Schwierigkeiten und den Schmerz der Schwangerschaft und Geburt erleiden. Es ist ein Fluch, aber es ist ein Fluch mit einer Beracha, die mit ihm verbunden ist, denn während der gesamten Periode, da die Frau schwanger ist, muss sie – wie wir alle wissen – dawenen. Sie muss den Ewigen anflehen, dass sie und ihr Kind gesund sein sollen. Sie muss in Kontakt bleiben. Der wahre Fluch ist “du sollst alle Tage deines Lebens Staub essen.” Keine Beziehung zu G”tt. Es gibt immer und überall Staub. Du wirst immer etwas zu essen haben. Wir glauben, dass dies herrlich sei. Nein, es ist nicht herrlich, weil keine Beziehung vorhanden ist.

Dies ist die Botschaft des Anschlags der Schlangen auf Klall Jisrael, nachdem sie sich über das Man beklagten. Die Schlange sagte: “Ihr beklagt euch, dass ihr das Man jeden einzelnen Tag erhalten müsst? Ich weiss es besser. Ich esse jeden Tag meines Lebens Staub. Ich habe keine Beziehung zu meinem Schöpfer. Dies ist keine Beracha. Es ist ein Fluch. Deshalb war es – von allen Geschöpfen, die der Ewige als Strafe für sie benützen konnte – ausgerechnet die Schlange – wie der Targum Jonatan sagt – welche weiss, was es bedeutet, ständig Essen zur Verfügung zu haben. Die Schlange ist diejenige, die Klall Jisrael bestrafte, weil sie sich über das Man beklagten.

Quellen und Persönlichkeiten:

Jonatan ben Usiel  war einer der 80 Tanna’im (Mischna-Gelehrte), die während der Zeit des römisch regierten Judäa bei Hillel studierten. Er war der Grösste aller Schüler Hillels. „Es wurde auf Jonatan ben Usiel gesagt, dass jedes Mal, wenn er sich hinsetzte, um sich mit der Tora zu befassen, jeder Vogel, der über seinem Kopf schwebte, durch seine Worte verbrannt wurde (Raschi: Weil sich die Engel um ihn scharten, um die Worte der Tora von ihm zu hören)“ [Talmud Traktat Sukka 28a]. Der Talmud [Traktat Megila 3a] erklärt, dass er eine aramäische Übersetzung der Propheten anfertigte, die noch heute erhalten ist. Es wird nicht erwähnt, dass er die Tora übersetzt hätte. Daher sind sich die Gelehrten darin einig, dass dieser Targum nicht von Jonatan ben Usiel stammt, obwohl er so genannt wird.  Sein Grab in Amuka wird rege besucht. Viele unverheiratete Männer und Frauen kommen hin und beten dort für einen guten Ehepartner.

Alschich (Alschech) HakadoschRabbi Mosche ben Chajim (1508-1600). Adrianopel (Türkei), Zefat/Safed (Israel). Schüler des grossen Rabbi Josef Karo und Lehrer von Rabbi Chajim Vital. Schrieb viele Werke, wie den berühmten Kommentar auf die Tora, auf Nach, den fünf Megillot (Rollen) und Responsen.

Rabbi Jizchak Jehuda Jacobowitz, zeitgenössischer grosser Talmudgelehrte, Lakewood, NJ, USA. Verfasser von unzähligen Werken unter dem Namen ‘Jissmach Jehuda’. Umfassendes Werk zum Chumasch, gesammelt von hunderten Werken früherer Rabbiner und Gelehrten, die es in verschiedenen Werken, nicht zum Chumasch, publizierten. Weitere Werke zum Talmud, diverse philosophische wegweisende Werke, etc.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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