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Elul/ Paraschat Ki Tawo
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Vier wegweisende Botschaften, die vom Ereignis mit Bil’am, hervorgehen (Paraschat Balak 5784)

Die Geschichte von Balak und Bil’am vermitteln uns wichtige Botschaften!

Die Geschichte von Balak und Bil’am vermitteln uns wichtige Botschaften!
Foto: AI Avigail

Wochenabschnitt Paraschat Balak: Vier wegweisende Botschaften, die vom Ereignis mit Bil’am, hervorgehen

Rav Frand zu Paraschat Balak 5784  

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

1. Der Ewige weist Bil’ams Angebot, Israel zu segnen, zurück

Balak will den grössten Magier seiner Zeit – möglicherweise aller Zeiten – Bil’am, anstellen, um Klall Jisrael zu verfluchen. Wie wir wissen, war Bil’am auch ein Prophet. Haschem erschien ihm bei Nacht und wies ihn an: “Gehe nicht mit ihnen (den Gesandten von Balak); du darfst das Volk nicht verfluchen, denn es sind gesegnet!” (Bamidbar 22:12). Raschi informiert uns über die Details dieses Gesprächs. Haschem sagte zu Bil’am: “Gehe nicht mit ihnen”, da erwiderte Bil’am: “Wenn nicht, lass mich sie von hier aus verfluchen.” Haschem drückte sich dann deutlicher aus und sagte zu Bil’am: “Verfluche die Nation nicht.” Daraufhin entgegnete der nichtjüdische Prophet: “Wenn ich sie nicht verfluchen darf, dann lasse mich sie doch segnen.” Haschem antwortete ihm: “Sie benötigen deinen Segen nicht, denn sie sind schon gesegnet.”

Dies ist eine seltsame Raschi. Chasal (unsere Weisen) sagen, dass Bil’am ein extrem schlechter Mensch war; er empfand keine Liebe für die Juden. Er hasste sie. Was bedeuten also diese Worte: “Wenn ich die Juden nicht verfluchen darf, dann lasse mich sie segnen?” Höchst unverständlich!

Ich sah einst in einem Werk, dass er der Meinung ist, dass Bil’ams Absicht hier ruchlos und heimtückisch war. Es gibt zwei Arten, das jüdische Volk zu vernichten. Es ist möglich, sie zu verfluchen, dass sie von allen möglichen Problemen, Krankheiten, Armut und Unterdrückung heimgesucht werden sollen. Es gibt jedoch einen anderen Weg, das jüdische Volk zu vernichten, nämlich, wenn das jüdische Volk von Überfluss und Geld überwältigt wird; dies kann für die Nation auch eine schwere Herausforderung darstellen. Dies ist tatsächlich, worauf Mosche Rabbejnu zu Beginn von Sefer Dewarim (1:1) anspielt, wenn er “Di Sahaw” erwähnt – eine Andeutung darauf, dass Klall Jisrael durch den grossen Reichtum und das Gold, das sie erhielten, geistig herausgefordert wurden (und das goldene Kalb herstellten). Wie wir alle wissen, kann der Reichtum eine schreckliche geistige Herausforderung darstellen. Chasal sagen, dass die “Prüfung des Reichtums” schwerer ist als die “Prüfung der Armut”.

Dies war Bil’ams Absicht. Sein Plan war es nicht, die Juden zu segnen. Er war darauf aus, die Juden zu vernichten. Er sagte zum Ewigen: “Lass mich sie segnen.” Was würde er ihnen wünschen? Er wollte, dass sie in Geld schwimmen sollten. Das Resultat würde sein, dass sie diese “Prüfung des Reichtums” nicht bestehen könnten und sich geistig selbst zerstören würden.

Dies war die Bedeutung von Bil’ams Bitte an Haschem: “Lass mich sie segnen.” Der Ewige antwortete: “Nein danke. Sie benötigen nicht deinen Segen, denn sie sind schon gebenscht!”

2. Wir hören, was wir hören wollen

Und Bil’am stand am Morgen auf und sagte zu den Beauftragten von Balak: “Geht zurück in euer Land, denn Haschem weigert sich, mich mit euch gehen zu lassen (Bamidbar 22:13).” Raschi kommentiert, dass Bil’am eine Botschaft vermittelte, dass Haschem mich nicht mit euch gehen lässt, und damit andeutete, dass er nur mit vornehmeren Gesandten reisen dürfe. Dies lehrt uns, wie Raschi erklärt, dass Bil’am hochmütig war.

Die Wahrheit ist, dass obwohl der Ribbono schel OIam (Herr der Welt) sagte “Gehe nicht mit ihnen”, das eventuell so wie Bil’ams Absicht interpretiert werden kann, Bil’am log, indem er absichtlich die restliche Botschaft des Ewigen ausliess, nämlich: “Verfluche das Volk nicht, denn es ist gesegnet.” Er erzählte der ersten Delegation von Balak absichtlich nur die Hälfte seines Gespräches mit dem Ewigen. Er war hochmütig und hinterlistig und erzählte ihnen nicht die Wahrheit.

Raw Chajim Schmuelewitz macht hier eine Bemerkung, die auf eine grundsätzliche Wahrheit im menschlichen Charakter hinweist. Bil’am liess nicht bewusst einen wichtigen Teil der Geschichte aus.  Vielmehr hörte Bilam nur: Gehe nicht mit ihnen. Das bekannte Prinzip – man hört nur, was man hören will – ist eine der grossen Wahrheiten des Lebens. Der Ribbono schel Olam sagte zu Bil’am in Wirklichkeit zwei Dinge: “Erstens, gehe nicht mit ihnen”, was Bilam wegen seiner Hochnäsigkeit als “es lohnt sich nicht für dich, mit ihnen zu gehen” interpretierte. “Zweitens, verfluche sie nicht.” Er hörte dies auch, aber er interpretierte die Worte nicht als ‘Verfluche die Juden nicht, weil ich sie liebe”, sondern, wiederum wegen seiner Hochnäsigkeit, “weil Ich nicht will, dass du deine grosse Autorität dazu verwendest, mit solch einer einfachen Delegation zu gehen.”

Nachdem die Menschen hören, was sie hören wollen, und glauben, was sie glauben wollen, interpretierte Bil’am die Worte des Ribbono schel Olams dahin, dass der einzige Grund, warum er nicht mit Balaks ursprünglicher Delegation mitgehen sollte, war, weil diese unter seiner Würde war. Dies ist menschliche Natur. Wir hören etwas, aber wir hören nur, was wir hören wollen.

3. “Du hast unrecht” ist der falsche Weg, den anderen zu überzeugen

Schlussendlich erlaubt ihm der Allmächtige – unter gewissen Bedingungen – mit der zweiten Delegation zu gehen. Bil’am reist auf seiner zuverlässigen Eselin. Der Engel steht dort mit seinem Schwert. Die Eselin weigert sich weiterzugehen. Bil’am beginnt, die Eselin zu schlagen. Bil’am schlägt die Eselin drei Mal. “Und Haschem öffnete den Mund der Eselin.” In einem der grössten Wunder der Tora beginnt die Eselin zu sprechen”, und sie sagte zu Bil’am: Was habe ich dir getan, dass du mich drei Mal geschlagen hast?” Bil’am antwortet seiner Eselin: “Weil du mich zum Gespött gemacht hast; wenn ich ein Schwert in meiner Hand hätte, würde ich dich auf der Stelle umbringen.”

Dies scheint einer der seltsamsten Dialoge in der Geschichte der Menschheit zu sein. Stell dir dies vor – dein Esel beginnt zu dir zu sprechen, und anstatt vom Esel hinunterzufallen, beginnst du ein Gespräch mit ihm! Es ist etwas Unglaubliches. Ist Bil’am so begriffsstutzig, dass er eine kindische Debatte mit seinem Tier beginnt? Was ist die Bedeutung von all dem?

Wir können uns das folgende Gleichnis vorstellen:  Ich versuche, mein Auto am Morgen zu starten, und es startet nicht, also gehe ich hinaus und öffne die Haube; ich sehe kein Problem, und ich knalle die Haube zornig zu. Plötzlich sagt das Auto: “Warum behandelst du mich so? Werde ich in diesem Moment beginnen, mit meinem Auto zu argumentieren? Und doch tut Bil’am dies. Wie kann man dies verstehen?

Mein guter Freund, Rabbi Ja’akov Luban, erklärte mir einst diesen Passuk, der auch eine grosse Lektion in menschlichen Gefühlen und menschlicher Dynamik ist. Wenn du je mit jemandem in eine Auseinandersetzung oder eine Diskussion gerätst und ihn vom eigenen Standpunkt überzeugen willst, ist das Schlimmste, was du sagen kannst: “Du irrst dich!” Sogar wenn der andere hundertprozentig falsch liegt, wenn du ihm die Worte: “Du irrst dich, du weisst nicht, worüber du sprichst”, sagst, hast du sein Selbstgefühl beschädigt. Wenn du das Ego der anderen Person verletzt, stellt bei ihm alles ab.

Der Grund, warum Bil’am nicht auf das reagierte, was hier wirklich geschah – und dies offensichtlich eine Art von Botschaft des Ribbono schel Olam war – ist, weil “du mich zum Gespött gemacht hast”. Bil’am nahm die Handlungen der Eselin als eine Hinterfragung seiner Würde an, wie wenn sie sich über ihn lustig gemacht hätte. Wenn dein Ego betroffen ist, hört alles auf zu existieren. Es gibt keine vernünftige Erklärung mehr. Dies ist, was hier geschah. Die Eselin beleidigte Bil’am. Wenn du mich beleidigst, bin ich nicht mehr fähig, ein vernünftiges Gespräch zu führen.

Der garantiert schlimmste Weg, eine Beweisführung zu “gewinnen”, ist, deinem Gegner zu sagen: “Du hast unrecht. Du weisst nicht, worüber du sprichst.” Was immer du danach sagst, stösst auf taube Ohren.

Wie sollst du sich bei einem Argument verhalten? Du sagst:  “Du weisst was? Ich höre, was du sagst. Es ist ein berechtigter Punkt, aber …”, und dann fährst du damit fort, das Argument zu verwerfen. Auf diese Weise magst du erfolgreich sein, weil der andere Mensch bereit ist, zu hören, was du zu sagen hast. Wenn du die Worte sagst: “Du hast unrecht”, hast du ihn verloren.

4. Die Doppeldeutigkeit von “Schalosch Regalim”

Mein letzter Kommentar ist eine textliche Eigentümlichkeit, die von allen Kommentatoren bemerkt wird. “Haschem öffnete den Mund der Eselin, und sie sagte zu Bil’am: “Was habe ich getan, dass du mich nun schon drei Mal (‘Schalosch Regalim’) geschlagen hast (Bamidbar 22:28). Die Tatsache, dass die Tora hier den Ausdruck Schalosch Regalim anstatt das üblichere Schalosch Pe’amim verwendet, liefert einen ergiebigen Anlass zu rabbinischen Kommentaren. ‘Schalosch Regalim’ ist normalerweise der Ausdruck, den die Tora und wir verwenden, um die drei Pilger-Feiertage Pessach, Schawuot und Sukkot zu beschreiben.

Raschi zitiert hier die Lehre von Chasal, auf die der Engel hier (durch die Worte der Eselin) hinwies: “Du versuchst, eine Nation zu vernichten, die drei Mal im Jahr feiert.” In anderen Worten: “Du hast keine Chance auf Erfolg, Bil’am, weil Klall Jisrael ein Verdienst hat, dass sie die drei Pilgerfeste feiern, das sie auf ewig erhalten wird. Dreimal im Jahr gehen sie zum Bejt Hamikdasch (Tempel) hinauf, zum Haus des Ewigen, und erhalten dadurch eine Vertraulichkeit mit Ihm aufrecht. Was ist der Charakter dieses Verdienstes?

Ich sah den folgenden Vorschlag im Sefer Imrej Baruch: Die Gemara sagt (Traktat Chagiga 4a): “Nach gewissen Meinungen, ist ein Mensch, der Stallmist einsammelt, ein Kupferschmied oder ein Gerber von der Pflicht, an den Pilgerfesten im Bejt Hamikdasch zu erscheinen, befreit.” Dies ist eine erstaunliche Halacha. Obwohl im Allgemeinen Männer, Frauen und Kinder verpflichtet sind, an den Feiertagen zum Bejt Hamikdasch in Jeruschalajim zu pilgern, sind Personen mit diesen drei Berufen ausgeschlossen. Warum? “Wie geschrieben steht, ‘all deine Männer’ (Dewarim 16:16) – derjenige, der mit allen Männern hinaufgehen kann. Dies schliesst Leute aus, die nicht fähig sind, mit allen Männern hinaufzugehen.”

Bitte entschuldigen Sie die graphische Beschreibung hier, aber der Grund, warum Leute, die diese drei Berufe ausüben, nicht mit jedem hinaufgehen können, ist, weil sie einen üblen Geruch abgeben! Leute, die solche Berufe haben, sind ständig übelriechenden Gerüchen ausgesetzt, die sie nie gänzlich von ihren Körpern loswerden können. Wenn jemand in Schul neben einem Gerber sitzt, wird er kein zufriedener Mensch sein. Sie riechen schrecklich!

‘Schalosch Regalim’ demonstriert die Einigkeit und den Zusammenhalt des jüdischen Volkes. Alle müssen gemeinsam hinaufgehen. Jeder dawent (betet) zusammen mit allen im selben Hof des Bejt Hamikdasch. Jeder bringt dieselben Opfer. Trotz den Spaltungen, die in unserer Nation existieren, sind wir zumindest drei Mal im Jahr alle eine grosse zufriedene Familie. Die Mischna in Pirkej Awot (Sprüche der Väter, 5:8) sagt folgendes: “Nie sagte einer zum andern: Der Ort ist mir zu eng, als das ich in Jeruschalajim übernachten möchte.”  Es geschah nie, dass in Jerusalem jemand sagte “Es ist hier zu gedrängt voll. Jeder genoss es. Es war voller Geschmack! Es war erhebend. Jeder verband sich mit jedem in Frieden und Harmonie.

Der Brisker Raw erklärt, dass diese Tatsache explizit im Mi-Scheberach-Gebet ausgedrückt wird, das an den Schalosch Regalim vom Gabai bei der Tora gesagt wird. Am Ende dieses Gebetes sagt er (für den, der zur Tora aufgerufen wurde): “Und möge er das Verdienst haben, am Feiertag zusammen mit ganz Israel, seinen Brüdern, (nach Jeruschalajim) hinaufzugehen.”

Dies ist das Verdienst, auf das sich Chasal (in der obenerwähnten Raschi) beziehen. Bil’am, du willst das jüdische Volk ausmerzen. Du wirst es nie tun können, weil das Verdienst der Einigkeit, das von den Schalosch Regalim gewährleistet wird, eine solch mächtige Kraft hat, dass du nie Klall Jisrael wirst verfluchen können.

Vielleicht können wir eine Beobachtung mit dieser Lehre in Verbindung bringen, die ich glaube, einmal vom Wischnitzer Rebbe gehört zu haben. Nachdem Bil’am bei seinem ersten Versuch, Klall Jisrael zu verfluchen, nicht erfolgreich war, sagte Balak zu ihm: “Komm doch mit mir an einen anderen Ort, von wo aus du es sehen kannst, doch nur einen Teil davon wirst du sehen, alle wirst du aber nicht sehen können, und verfluche es für mich von dort aus” (Bamidbar 23:13).

Warum nahm Balak Bil’am an einen Ort, an dem er nur einen Teil von Klall Jisrael sehen konnte? Nachdem Balak das gesamte jüdische Volk loswerden wollte, würde es doch mehr Sinn machen, Bil’am an einen Ort zu nehmen, von wo aus er die gesamte Bevölkerung sehen würde!

Die Antwort ist, dass Balak jetzt realisierte, dass Bil’am nie ganz Klall Jisrael würde vernichten können. Er hoffte jedoch, dass wenn er sich nur auf einen Teil des Volkes konzentrieren würde, er vielleicht unter ihnen eine Zwietracht auslösen könnte, und dass diese Spaltung Klall Jisrael besiegen würde. Wenn Klall Jisrael vereinigt ist, ist es eine Kraft, die nie vernichtet werden kann. Keine Flüche oder andere Waffen werden je gegen die Nation erfolgreich sein, die die drei Pilgerfeste in Einklang feiert.

Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Rav Chajim Schmuelewitz (1902 – 1978), Schwiegersohn von Rabbi Elieser Jehuda (Lejser Judel) Finkel. Rosch Jeschiwa in Mir (Litauen), Schanghai (China) und Jerusalem. Autor des Buches “Schaj Le’Torah “;
  • Rabbi Ja’akow Luban.  Rabbiner der Kongregation Ohr Thora in Edison, New Jersey, USA.  Er ist auch der geschäftsführende Rabbinerkoordinator der Kosher-Orthodox-Union und Mitglied des Va’ad HaRabbanim im Raritan Valley. Er lernte bei Rabbi Chajim Shmuelevitz in der Mirer Jeschiva in Jeruschalajim, Israel, wie auch  in Beth Medrash Govoha von Philadelphia. Er erhielt seine rabbinische Semicha von Rabbi Schne’ur Kotler, im Jahre 1979.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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