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Elul/ Paraschat Ki Tawo
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Tora-Schüler werden “pro Stunde” bezahlt (Paraschat Ki Teze 5784)

In einigen Minuten hunderte von Mizwot!

In einigen Minuten hunderte von Mizwot!
Foto: AI Avigail

Wochenabschnitt Paraschat Ki Teze: Tora-Schüler werden “pro Stunde” bezahlt

Rav Frand zu Paraschat Ki Teze 5784 – Beitrag 2

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

Die Mischna (Pirkej Awot/Sprücher der Väter 4:20) erklärt im Namen von Elischa ben Awuja: “Wer als Kind lernt, womit ist er zu vergleichen? Mit Tinte, geschrieben auf neuem Papier; wer aber als alter Mann erst lernt, womit ist er zu vergleichen? Mit Tinte, geschrieben auf verlöschtem Papier (auf dem bereits geschrieben und ausgelöscht worden ist).”

Dies ist eine schrecklich deprimierende Mischna. Zweifellos kommt eine Zeit, wenn wir beginnen, “ältere Momente” zu haben. Es kommt eine Zeit, wenn das Lernen nicht mehr dasselbe ist, wie als wir noch jünger waren. Was will Elischa ben Awuja uns sagen? Will er sagen, dass vom Alter von vierzig, fünfzig oder sechzig Jahren an, alles vorbei ist?

Rabbejnu Jona gibt in seinem Werk zu Pirkej Awot eine ausdrucksvolle Erklärung ab: Ein Mensch sollte nicht sagen “Ich bin wie ein ausgetrockneter Baum”, nachdem die Tora bei mir nicht mehr frisch ist. Man sollte nicht die Haltung einnehmen “Warum sollte ich lernen?” oder “Aus welchem Grund sollte ich mich bemühen?”. Rabbejnu Jona sagt, dass die Menschen einen Lohn für ihre Anstrengung erhalten und nicht deprimiert werden sollten, auch wenn sie sich nachher an das Gelernte nicht erinnern können. Das Toralernen selbst ist wichtig, ungeachtet der Fähigkeit, sich später daran erinnern zu können.

Das heisst nicht, dass man sich sagen sollte: Lerne einfach, versuche gar nicht, dich zu erinnern, wiederhole das Lernen nicht. Wir müssen versuchen, uns an das zu erinnern, was wir lernen, und müssen erneut lernen, was wir schon in der Vergangenheit gelernt haben. Andererseits sollte ein Mensch es nicht zulassen, wegen der Tatsache, dass er nicht mehr mit derselben Schärfe oder klaren Erinnerung wie früher lernen kann, deprimiert zu werden. Sogar wenn man dies in Betracht zieht, ist das Toralernen immer noch wertvoller als irgendetwas anderes, das er je tun könnte.

Rabbejnu Jona zitiert das Gleichnis eines Hausbesitzers, der zwei Arbeiter anstellte. Er gab beiden einen Eimer und beauftragte sie, zum Fluss zu gehen und die Eimer mit Wasser zu füllen und dann mit dem Wasser ein nahegelegenes Becken zu füllen. Der Hausbesitzer bezahlte den Arbeitern per Stunde. Die Arbeiter bemerkten jedoch, dass ihre Eimer Löcher hatten und sie das Wasser kaum im Eimer behalten konnten. Ein Arbeiter gab den Versuch auf und sagte:  “Was erziele ich damit?” Der andere Arbeiter sagte ihm: “Was kümmert es dich? Wir erhalten für die Stunde bezahlt!” Die Lektion ist laut Rabbejnu Jona, dass wir für unser Toralernen “per Stunde” bezahlt werden. Wir mögen vielleicht etwas mehr Bezahlung erhalten, wenn wir uns erinnern, letzten Endes jedoch erhalten wir den Lohn, ob wir im Kopf behalten was wir gelernt haben, oder nicht.

Das Sefer Moser Derech bemerkt, dass im Monat Elul, wenn wir uns den Hohen Feiertagen nähern, unsere Verdienste vorsichtig abgewogen werden. Die Menschen versuchen deshalb, in dieser Zeit verdienstvolle Handlungen anzuhäufen. Er erwähnt die Berechnung des Chafez Chajim, dass die durchschnittliche Person 200 Wörter in der Minute sprechen kann und dass deshalb ein Mensch, der Tora lernt, 200 Mizwot pro Minute erfüllt! Was sonst gibt es noch auf der Welt, dass einem diese gewaltige Art von Belohnung gibt? In einigen Minuten kann ein Mensch sich Hunderte und Aberhunderte von Mizwot erwerben!

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbejnu Jona ben Abraham Gerondi (1200-1263); Girona, Barcelona und Toledo, Spanien. Rabbiner und Rosch Jeschiwa. War einer der bekannten Rischonim. Cousin des Ramban (Nachmanides). Bekannt durch seine Werke: „Scha’arej Teschuwa (Lehre über moralisches Verhalten)“, Erklärungen zu Pirkej Awot und Mischlej, wie Abhandlungen zum Talmud (grosser Teil ging verloren).

Chafez Chajim: (1838-1933): Rabbi Jisrael Me’ir HaKohen von Radin. Autor grundlegender Werke zu jüdischem Recht und jüdischen Werten (Halachah, Haschkafah und Mussar), wie die Werke ‚Mischna Berura‘, ‚Chafez Chajim‘, ‚Schmirat Halaschon‘, Machaneh Israel etc. Einer der prominentesten Führer des orthodoxen Judentums vor dem 2. Weltkrieg.  
Er war ein Pionier mit seinen Werken. Im Jahr 1873, im Alter von fünfunddreissig Jahren veröffentlichte er anonym sein erstes Werk, ‘Chafez Chajim’, in dem er klare religiöse Vorschriften gegen Üble Nachrede, Verleumdung und Klatsch (hebr. Laschon Hara) formuliert. Der Titel kann mit ‘der das Leben will’ übersetzt werden und stammt aus Tehilim/Psalm 34,13–14: „Wer ist der Mann, der Leben begehrt (haChafez Chajim), der sich Tage wünscht, an denen er Gutes schaut? Behüte deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht betrügen“. Der Chafez Chajim legte grossen Wert auf die Einhaltung dieser Gesetze und verfasste auch ein Morgengebet dazu. In einem zweiten Buch, ‘Schmirat haLaschon’, veröffentlichte er 1876 eine Fortsetzung mit ethisch-moralischen Erklärungen der Wichtigkeit dieser Gesetze.
Sein bekanntestes, heute weit verbreitetes und im aschkenasischen Judentum als massgeblich anerkanntes Werk ist sein sechsbändiger Kommentar zum Schulchan Aruch, Teil ‘Orach Chajim’: ‘Mischna Berura’ (deutsch ‘Klare Lehre’ 1884–1907), an dem er, unterstützt von seinem Sohn und seinen Schwiegersöhnen, rund fünfundzwanzig Jahre gearbeitet hat. Der Mischna Berura kommentiert den Teil Orach Chajim des Schulchan Aruch Satz für Satz. (Der Schulchan Aruch wurde von Rabbi Josef Karo (Zefat/Safed 1488-1575), verfasst, mit den Anmerkungen von Rabbi Mosche Isserles, (Krakau 1520-1572); bekannt mit dem Akronym ‘Rem’a’).

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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