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Elul/ Paraschat Ki Tawo
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Schema Jisrael! (Paraschat Wa’etchanan 5784)

Wer sprach das erste “Schema Jisrael“ und warum?

Wer sprach das erste “Schema Jisrael“ und warum?
Foto: Shutterstock

Wochenabschnitt Paraschat Wa’etchanan: Schema Jisrael!

Rav Wein zu Paraschat Wa’etchanan – Schabbat Nachamu 5784 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

Die Grundsatz-Erklärung des jüdischen Glaubens – Schema Jisrael – erscheint in dieser Parascha. Diese Erklärung des Hauptprinzips des jüdischen Glaubens – die Einzigartigkeit und Einheit von Haschem gemeinsam mit unserer Akzeptanz der Souveränität Haschems über uns – wurde laut der jüdischen Überlieferung als erstes von den Kindern Ja’akows zur Zeit seines Ablebens aus diesem Leben in eine bessere Welt ausgesprochen.

[Anmerkung des Herausgebers: In Bereschit (Kapitel 49) erzählt uns die Tora, was Ja’akow Awinu – kurz vor seinem Ableben – zu seinen Söhnen sprach. Im ersten Vers steht: Ja’akow rief seine Söhne zusammen und sprach: Versammelt euch, ich will euch verkünden, was euch am Ende der Zeit geschehen wird! “Jedoch sehen wir, dass Ja’akow von etwas ganz anderem sprach, als vom Ende der Zeit. Raschi zur Stelle erklärt (im Namen des Talmuds Pessachim 56a, und Midrasch Rabba 99:5), sobald er seinen Söhnen die Zeit der Ankunft des Maschiachs enthüllen wollte, entfernte sich von ihm die Schechina, und er begann andere Worte zu sprechen. Unsere Weisen fahren fort, dass Ja’akow befürchtete, dass der Grund, warum die Schechina ihn verlassen hat, etwas mit dem Glauben seiner Söhne an G-tt zu tun hätte, und deshalb sagte: “Ich bitte euch, ehret G-tt, wie ich und meine Väter ihn geehrt haben.” Sie verstanden die Situation und riefen ihm zu: “Schema Jisrael (Höre unser Vater Jisrael (Ja’akow), Haschem Elokejnu (Haschem ist unser G-tt), Haschem Echad (Haschem ist Einer).” Darauf antwortete Ja’akow sich bückend zum Allmächtigen: “Baruch Schejm Kewod Malchuto leOlam Wa’ed)! Er dankte damit dem Ewigen, dass alle seine Söhne Zaddikim sind und der Grund, dass sich die G-ttesgegenwart entfernte, ein anderer ist.]

Während der gesamten jüdischen Geschichte wurde dies das endgültige Gebet für Juden bei ihrem Ableben. Es wurde wegen unserer langen und bitteren Geschichte der physischen Verfolgung und des Märtyrertums auch zum Symbol der jüdischen Beharrlichkeit und Verpflichtung.

Wenn ein Jude auf die Welt kommt und alt genug ist, um sprechen zu können, sind die ersten Worte, die er sagt: “Tora ziwa lanu Mosche, Morascha Kehilat Ja’akow (Die Tora die Mosche uns gelehrt hat, ist das Erbe der Gemeinde Ja’akows). Nachdem jedoch das Leben mit all seinen unterschiedlichen Erfahrungen gelebt wurde, ist eines der letzten Worte, die ein Jude ausspricht, “Schema Jisrael… “

Die Tora ist Intellekt und eine Lebensweise mit Ge- und Verboten, Regeln und Ritualen. Die Tora ist konkret und nicht generell, religiös und nicht universell. Sie behandelt Dinge dieser Welt und deren Komplexitäten, Herausforderungen und Enttäuschungen. Der Glaube – die Erklärung des Schema Jisrael – ist das Ding der Ewigkeit, der besseren Welt, einer beispiellosen Beziehung mit dem Schöpfer von uns allen.

Jedoch ist die Mission der Tora an alle gerichtet, Juden und Nichtjuden, Gelehrte und Ungebildete. Einerseits sind Glaube und Überzeugung allein, ohne Handlungen und Einhaltungen, nicht ausreichend, damit ein jüdisches Leben existieren kann. Anderseits werden Handlungen und Einhaltungen ohne Glauben und Überzeugung mit der Zeit bedeutungslos oder sogar scheinheilig.

Ein Jude muss zweimal im Tag Schema sagen, mit Leidenschaft und Konzentration und tatsächlich über die Worte nachdenken, die er ausspricht, wenn er das Gebet sagt. Die Weisen nannten das Schema Jisrael eine Deklaration – “die Akzeptanz des Jochs des Himmels”. In einer Welt von Götzen und Heidentum waren es diese Deklaration, die das jüdische Volk von den restlichen Nationen ihrer Zeit unterscheidet.

In unserer Welt, wo kein eigentliches Heidentum mehr besteht, die jedoch ohne Glauben und moralische Vorschriften ist, stellt diese Deklaration wiederum eine Linie der Trennung zwischen dem Juden und der allgemeinen Bevölkerung dar. Das regelmässige, zweimal tägliche Aussprechen des Schema Jisrael, das vorsichtig und liebevoll mit korrekter Aussprache gesagt wird, dient dazu, uns Haschems Anwesenheit in unserem Leben und in unserer Welt dauernd zu betonen. Es dient dazu, uns daran zu erinnern, dass wir nicht die freien Akteure im Leben sind, wie wir oft meinen.

Schema Jisrael hemmt unsere Gedanken und unser Verhalten, wenn auch nur für diesen Moment. Es konzentriert unsere Herzen und Seelen auf das Gute und Noble, das in jedem liegt, um Nobles und Gutes zu erreichen und zu vollbringen. Und was vielleicht genauso wichtig ist, es dient dazu, uns mit allen vergangenen Generationen von Juden zu vereinen, zurück bis zu unserem Vater Ja’akow und seinen Kindern, bis zum Ursprung des Schema Jisrael selbst. Wenn wir Schema Jisrael aussprechen, ist es, als würden wir direkt zu unserem Vater Ja’akow, zu Jisrael selbst, sprechen. Es kann für uns an diesem Schabbat des Trostes keinen tröstlicheren Gedanken geben, als die Tatsache, dass das jüdische Leben über all diese Jahrhunderte hinweg miteinander verbunden geblieben ist.

 Quellen und Persönlichkeiten:

  • Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
  • Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tanna’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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