Kislew/ Paraschat Mikez
Kislew/ Paraschat Mikez

Schachfigur in G”ttes Händen (Paraschat Mikez 5786)

Unwissend in einer zentralen Rolle wirken!

Unwissend in einer zentralen Rolle wirken!
Foto: AI Avigail

Schachfigur in G"ttes Händen

Rabbi Berel Wein zu Paraschat Mikez 5786

mit Ergänzungen von S. Weinmann

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In der dieswöchigen Parascha lesen wir über die Träume Pharaos von Ägypten. Die Tora erklärt uns nicht, wer dieser Pharao war. Wir wissen nichts über ihn, wir wissen nicht, wie er zum Pharao wurde. Er ist ein gänzliches Rätsel, und doch ist er der Auslöser für alles, was geschehen wird. Er ist derjenige, der Josef aus dem Gefängnis erlöste. Er ist derjenige, der Josef zum Vizekönig von Ägypten machte. In diesem Zusammenhang, und wegen den Träumen, die er hatte, breitete sich die Hungersnot über das gesamte Gebiet des Nahen Ostens aus, und Josef und seine Brüder besiegelten endgültig die Dramatik ihrer Beziehung und begannen mit dem Aufbau des Volkes Israel.

Es ist interessant, dass es in der ganzen Tora immer wieder Personen gibt, die für die Geschichte von zentraler Bedeutung sind, die jedoch praktisch anonym bleiben. Wir wissen nicht, wer sie sind und warum sie in einer bestimmten Weise handeln. Wir wissen nicht, ob sie sich der zentralen Rolle, die sie in der Geschichte der Zivilisation und des jüdischen Volkes spielen, bewusst sind. Von allen Texten, die wir lesen und zu verstehen versuchen, scheint es, dass sie ihre Rolle nicht wahrnehmen. Sie verhalten sich wie gewöhnliche Menschen in scheinbar alltäglichen Umständen und sind sich nicht bewusst, dass auf irgendwelche Weise kosmische Ereignisse durch sie geschehen.

Pharao will einfach eine Interpretation für einen schlechten Traum erhalten. Er ist nicht interessiert und vielleicht sogar unwissend über das Haus von Ja’akow im Land Israel, und auch nicht über die Tatsache, dass ein junger Jude ein Gefangener in einem seiner Kerker ist. Alles, was ihn interessiert, ist, dass jemand ihm seine Ängste lindert, indem er ihm eine Interpretation für seinen beängstigenden Traum liefert. Hier haben wir einen flüchtigen Einblick, wie der Himmel sozusagen eingreift und ohne menschlicher Wahrnehmung die Ereignisse der Erdenbewohner und Zivilisation lenkt.

Dies ist die Natur des menschlichen Lebens. Wir konzentrieren uns immer auf die Bäume, und meistens sind wir uns nicht einmal bewusst, dass ein Wald vorhanden ist. Was für uns wie kleine und unbedeutende Entscheidungen aussieht, sind wirklich grössere Dinge wegen ihrer Auswirkung auf andere und die Weltgeschichte. Der Pharao von Ägypten realisiert nicht, dass er der Mittelpunkt eines Dramas ist, das für 3700 Jahre stichhaltig und wichtig bleiben wird. Er ist sich seiner wahren Rolle in der Angelegenheit nicht bewusst. Er handelt deshalb wie ein normaler Mensch. Trotzdem ist es bemerkenswert zu sehen, wie schnell er Josef hochhebt. Er hätte einfach sagen können: "Gut, ich danke dir für die Interpretation des Traums." Er hätte auch, wenn er grosszügig sein wollte, Josef aus dem Gefängnis befreien können oder ihm irgendeine Belohnung geben können.

Er hebt ihn jedoch hoch. Er macht ihn zum stellvertretenden Befehlshaber des ägyptischen Reichs. Er glaubt, dass Josef so talentiert ist und dass der Traum echt ist, sodass Josef selbst etwas unternehmen muss, um ihn umzusetzen. Dies zeigt uns schon die Hand des Himmels. Dies weist uns daraufhin, dass der G"ttliche Wille Menschen zu einem Verhalten drängt, das nicht wirklich logisch ist, das aber im Rückblick jedoch wichtig, ereignisreich und bedeutungsvoll ist. Und dies ist wirklich eine wichtige Lektion, die wir alle zu Herzen nehmen sollten, weil es keine unbedeutenden Handlungen von Menschen gibt. Alles, was wir tun, und alles, was wir sagen, zählt und wird zum Guten oder Besseren aufgezeichnet und könnte unter Umständen global wirken.      Gut Schabbes

Jehi Sichro Baruch – Möge sein Andenken zum Segen sein.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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