Wochenabschnitt Paraschat Pekudei: Positiver Stolz sühnt für den früheren negativen Stolz
Rav Frand zu Paraschat Pekudej 5785
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Der folgende Gedanke auf Paraschat Pekudej kommt vom Sefer Nachalat Elieser, geschrieben von Rav Elieser Cohen, der ein Maschgiach in der Jeschiwa von Gateshead, England, war.
Der Midrasch Rabba (Schemot 51:8) sagt zu den Worten “Ejle Pekudej haMischkan” (Dies sind die Berechnungen für das Stiftzelt) (Schemot 38:21): “Als ihr das Goldene Kalb gemacht und um es herumgetanzt habt, habt ihr Mich mit den Worten ‘…ejle Elohecha Jisrael…’ (…dies ist dein Gott, Israel, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat!) erzürnt” (Schemot 32:4). Jetzt, da ihr das Mischkan mit dem Wort ‘ejle’ (dies) gemacht habt, ist mein Zorn beschwichtigt worden, da dieses ‘ejle’ für das frühere ‘ejle’ sühnt.
Dies ist ein Midrasch, der offensichtlich eine Erklärung benötigt. Erstens, basiert denn die Awera (Sünde) des Ejgel Hasahaw (goldenen Kalb) auf die Tatsache, dass sie das Wort ‘ejle’ verwendeten? Gegenüber der Sünde, dass sie überhaupt ein Ejgel Hasahaw machten, ist diese Tatsache eine Pseudo-Awera. Der Ausdruck “Ich war erzürnt wegen dem Wort ‘ejle'” scheint gelinde gesagt ein wenig ungenau zu sein. Zweitens, was für eine Sühne ist die Tatsache, dass sie dasselbe Wort verwendeten, als sie das Mischkan bauten? Ist dies eine Art von Gesejra-Schawa (Lehre von einer Angelegenheit zur anderen, wegen den gleichen Ausdrücken bei beiden Texten) von Ejle-Ejle?
In Wirklichkeit interpretiert der Perusch (Kommentator) Mahars’u zur Stelle diesen Midrasch wie folgt: Das Wort ‘ejle’ hat eine gewisse Zusatzbedeutung. Es hat die Bedeutung “Ich bin stolz auf dies!” Wie wissen wir das? Der Mahars’u schreibt, dass in einem anderen Midrasch (Midrasch Rabba Bereschit 12:1) steht: “Raw Jizchak sagte, dass zur Zeit der Schöpfung geschrieben steht: ‘Ejle Toldot Haschamajim wehaAretz (Dies sind die Geschöpfe des Himmels und der Erde), als sie erschaffen wurden, am Tag, da Haschem Erde und Himmel erschaffen hat (Bereschit 2:4). Der Schöpfer lobte sie. Er sagte: “Schaut! Schaut auf Meine Welt. Schaut auf was Ich erschaffen habe.” Der Schöpfer lobt die Arbeit Seiner Hände. Dies ist die Zusatzbedeutung der Verwendung des Wortes ‘ejle’ – Schaut auf Meine Leistung!
Jetzt können wir den obenerwähnten Midrasch verstehen. Natürlich ist es schrecklich, dass sie ein Ejgel Hasahaw gebaut hatten. Sie machten das Ganze jedoch noch schlimmer, als sie verkündeten: “Ejle Elohecha Jisrael ascher he’elucha meErez Mizrajim “(…dies ist dein Gott, Israel…), wie wenn sie stolz darauf waren, was sie getan hatten. Die Gemara (Traktat Berachot 19a) sagt: “Wenn jemand sieht, wie ein Tora-Gelehrter eine Awera begeht, soll er ihn am nächsten Tag nicht verachten – denn er hat sicherlich für diese Aweira in der vorhergehenden Nacht schon Teschuwa gemacht.”
Wir alle begehen Fehler. Wenn jemand einen Talmid Chacham sieht, der eine Awera begangen hat, kann er sicher sein, dass er sich deswegen schlecht fühlt. Zweifellos hat er bis zum nächsten Morgen schon Teschuwa getan. Ein Talmid Chacham mag vorübergehend vom Jezer Hara (bösen Trieb) erfasst worden sein, aber er macht es sofort wieder gut und geht weiter auf dem richtigen Weg. Andererseits steht im Passuk ” Ewiger, warum trittst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not? Weil der Gottlose Übermut treibt, muss der Elende leiden; er packt den Armen mit seinen bösen Listigkeiten. Denn der Bösewicht rühmt sich seines Erfolges, und der Dieb lobt sich, Friede sei mit mir, auch wenn ich G-tt lästere! (Psalm/Tehillim 10:1-3). Der Rascha ist stolz auf das, was er getan hat. Er bedauert es nicht, sondern er prahlt mit seinen schlechten Taten. Dies ist der Unterschied. Natürlich war das Ejgel Hasahaw eine schreckliche Tat, aber das Tanzen um das Ejgel herum und stolze Ausrufen “Ejle Elohecha Jisrael” erzürnte den Ribbono schel Olam (Herr der Welt) sehr.
Sie waren verzweifelt. Sie dachten, dass sie ihren Führer verloren hatten, und sie wussten nicht, wer sie weiter führen würde. Sie machten ein Ejgel Hasahaw. Sehr schlecht. Zumindest jedoch würden mildernde Umstände eine gewisse Rechtfertigung für ihr Gefühl der Verzweiflung geben. Als sie jedoch um das Ejgel herumtanzen und mit hämischer Freude auf es (ejle) hinwiesen, zeigte dies, dass sie überhaupt keine Reue zeigten. Dies erzürnte den Allmächtigen.
Ejle Pekudej haMischkan zeigt, dass sie stolz darauf waren, das Mischkan gebaut zu haben. Das gespendete Geld und die Anstrengung, die für die Arbeiten des Baus aufgewendet wurde, waren etwas, das ihnen ein sehr gutes Gefühl gab, und sie waren darauf stolz. Dies war die Sühne für die Aweia des Ejgel.
Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tanna’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).
Rabbi Se’ev Wolf Einhorn (gest. 15. März 1862); Grodno, Wilna, Litauen. Bekannt als „Mahars’u“; er verfasste einen berühmten Kommentar zum Midrasch Rabba.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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