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Elul/ Paraschat Ki Tawo
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König kontra Propheten über die Verwendung eines biblischen Segens (Paraschat Bechukotai 5784)

Wer ist kompetent folgenschwere Dinge zu entscheiden?

Wer ist kompetent folgenschwere Dinge zu entscheiden?
Foto: AI Avigail

Wochenabschnitt Paraschat Bechukotai: König kontra Propheten über die Verwendung eines biblischen Segens

Rav Frand zu Paraschat Bechukotai 5784 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann

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Es gibt einen Passuk (Vers) in unserem Wochenabschnitt, Paraschat Bekuchotai, dessen historische Bedeutung oft nicht genügend gewürdigt wird. Ein berühmter Disput bezüglich der Anwendbarkeit dieses Passuks stellte einen wichtigen Teil eines einflussreichen Ereignisses in der jüdischen Geschichte in der Zeit des ersten Bejt Hamikdasch (Tempel) dar. Wir erwähnen diesen Passuk jedes Jahr beim Sagen der Kinnot (Trauer-Liturgien) von Tisch’a BeAw.

Der Passuk beschreibt den angekündigten Lohn für die jüdische Gesellschaft, die in den Wegen von Haschems Gebote gehen wird. Er lautet: “Ich werde für Frieden im Land sorgen, dass ihr euch niederlegen könnt, ohne dass jemand euch aufschreckt, und ich werde wilde Tiere aus dem Lande schaffenj, und kein Schwert wird durch euer Land ziehen” (Wajikra 26:6).

Die Gemara (Talmud Traktat Ta’anit 22b) lehrt, dass die Worte “kein Schwert wird durch euer Land ziehen” mehr bedeutet als nur die Tatsache, dass kein Krieg in unser Land kommen wird, denn dies wird bereits mit den Worten “Ich werde für Frieden im Land sorgen” ausgedrückt. Vielmehr lehrt es uns, dass sogar “ein Schwert des Friedens” nicht durch unser Land ziehen wird. Dies bedeutet, dass wir uns nicht einmal darüber sorgen müssen, dass eine Nation uns bitten könnte, ihnen den Durchgang durch unser Land auf dem Weg zum Kampf mit einer anderen Nation zu erlauben.

Solch ein historischer Vorfall wird im Sefer Melachim (Könige II, Kapitel 23) wie auch in Diwrej Hajamim (Chronik II, Kapitel 35) erwähnt. Einer der misslichsten Könige, die das jüdische Volk je regierten, war Menasche, der König von Jehuda. Er veranlasste die gesamte Bevölkerung, Götzendiener zu werden, und errichtete einen Götzen sogar im Kodesch HaKodaschim (Allerheiligste). Sein Sohn Amon war auch ein schlimmer König. Sein Enkel jedoch, Joschijahu jedoch lenkte eine Massen-Teschuwabewegung ein und war selbst ein gerechter Herrscher.

Joschijahu beging jedoch einen ernsten Fehler. Pharao Necho, der König von Ägypten, wollte Israel durchqueren, um mit Assyrien, seinem nördlichen Feind, einen Krieg zu führen. Er bat den König von Jehuda um Erlaubnis, sein Land zu durchqueren; Joschijahu wies ihn jedoch ab. Laut dem Talmud (ibid.) zitierte Joschijahu den vorhin erwähnten Vers in unserem Wochenabschnitt Bechukotai, dass wenn die Juden die Tora halten, kein Schwert (auch nicht ein “friedliches”) ihr Land durchqueren wird. Joschijahu war überzeugt, dass er jede Spur von Götzendienst, die noch von der Regierungszeit seines Vaters und Grossvaters übriggeblieben war, ausgetilgt hatte, und dass ihn dies zur Beracha (Segen) des Passuks in der dieswöchigen Parascha berechtigte.

Der Prophet Jirmijahu jedoch war der Meinung, dass das Volk nicht zu dieser Beracha würdig sei. Die Dinge waren nicht perfekt. Die Awoda Sara (Götzendienst) war noch nicht gänzlich aus dem Land ausgemerzt worden. Der Nawi Jirmijahu war der Ansicht, Pharao Necho das Recht des Durchquerens für ihn und seine Truppen zu genehmigen. Jedoch beriet sich Joschijahu nicht mit Jirmijahu. Er sandte Aufseher durchs ganze Land, und sie meldeten ihm, dass sie im ganzen Land keinen einzigen Götzen gefunden hatten. Deshalb verbot er dem ägyptischen König, seine Truppen durch das Land von Jehuda marschieren zu lassen.

Joschijahu verbot Pharao Necho nicht nur, sein Land zu durchqueren; er stellte sich ihm in den Weg und so begann ein Krieg mit ihm. Er selbst wurde in diesem Kampf niedergemetzelt. Der Talmud (ibid.) schreibt, dass sein Körper mit so vielen Pfeilen durchdrungen war, dass sein Blut wie durch ein Sieb ausfloss. Es war ein tragischer Tod eines frommen Königs.

Die Gemara (ibid.) fährt fort: Als Joschiahu im Sterben lag murmelte er leise einige Worte. Jirmijahu befürchtete, dass er irgendwelche Vorwürfe dem Allmächtigen machte; er beugte sich über ihn und hörte, wie er sagte: Zaddik (gerecht) ist der Ewige, denn seinem Worte habe ich zuwiderhandelt…” (Rolle Ejcha 1:18). Darauf klagte Jirmijahu: “Ruach Apejnu, Meschiach Haschem – Unser Lebensodem, der Gesalbte G-ttes, wurde durch ihr Verderbnis (des jüdischen Volkes) verstrickt…”  (Rolle Ejcha 4: 20).

Von diesem Zeitpunkt an verschlechterten sich die Dinge, und das Bejt Hamikdasch wurde letzten Endes zerstört. Dieser Vorfall wird jedes Jahr am Tisch’a beAw morgen in den Kinnot (Trauer-Liturgien) gesagt: “Und Jirmijahu betrauerte Joschijahu…

Die Lehre dieser Geschichte ist: “Wenn es einen Propheten oder Gedolej Hador (grosse Gelehrte der Generation) hat, so tue nichts Entscheidendes, bevor du dich mit ihnen beraten hast!” Der Talmud sagt, dass dies der Fehler Joschijahus war, dass er sich nicht mit Jirmijahu beraten hatte! Mit allen Berechnungen in der Welt und mit dem einfachen Lesen der Pessukim in der Tora ist es heisses Eisen und selbstmörderisch, entscheidende Dinge allein zu beschliessen, ohne den Rat von grossen Menschen wie dem Propheten Jirmijahu oder den grossen Tora-Führern jeder Generation, den Gedolej Hador, einzuholen.

[Anmerkung des Herausgebers: Ist in der heutigen Lage in Erez Jisrael hochaktuell!].

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