Siwan / Paraschat Beha’alotecha
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Entfernen oder Brechen des Jochs (Paraschat Behar-Bechukotai 5785)

Verschiedene Wege in die Freiheit.

Verschiedene Wege in die Freiheit.
Foto: AI Avigail

Entfernen oder Brechen des Jochs

Rav Frand zu Paraschat (Behar-) Bechukotai 5785 – Beitrag 1

Ergänzungen: S. Weinmann
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Die (bedingten) Berachot  (Segen) zu Beginn der Parascha enden mit dem Passuk (Vers): “Ich bin der Ewige, euer G”tt, Der euch aus dem Land Ägypten hinausgeführt hat, damit ihr ihnen nicht mehr Knechte seid; Ich brach die “Stäbe eures Jochs” (“Motot Ulchem”) und lehrte euch aufrecht gehen” (Wajikra 26:13).

Offen gesagt bin ich mir nicht sicher, was der Ausdruck “Stäbe eures Jochs” bedeutet. Ich nehme an, dass es einen gewissen Stab gibt, der in das Joch eines Tieres hineingesteckt wird und das Joch festhält, eine Art Drehgelenk. Was immer es ist, versichert Haschem, diese ‘Motot Ulchem’ gebrochen zu haben, die metaphorisch verursacht haben, dass wir in Ägypten als Sklaven gefangen gehalten wurden. Dies ermöglichte unsere Freiheit und führte dazu, dass Haschem uns von dort als selbstbewusste und aufrechte Menschen führte, um nach Erez Jisrael zu gelangen. Dieser Passuk ist eine Quelle für etwas, das wir fast jeden Tag sagen, nämlich eines der “HaRachaman’s” im Benschen (Tischgebet). Wir sagen dort: “HaRachmanan Hu jischbor Ulejnu me’al Zawarejnu; wehu jolichenu Komemijut le’Arzejnu (Möge der Barmherzige unser Joch von unserem Hals (Nacken) brechen und uns aufrecht in unser Land führen).

Dieser “HaRachaman” ist dem Passuk hier in Bechukotai sehr ähnlich, jedoch mit einem grossen Unterschied. Beim Benschen sagen wir, dass Er die Joche von unseren Nacken brechen wird – Er wird sie wegwerfen! Warum spricht die Tora, wenn sie dies erwähnt, nur über das Brechen der Stäbe, Stifte oder Gelenke der Joche, anstatt über die Joche selbst? Was ist der Unterschied?

Ich hörte ein sehr schönes Gleichnis im Namen von Raw Schlomo Salman Ulman sl. Wenn ein Bauer – am Ende der Ernte oder zumindest, wenn er für eine gewisse Zeit aufhört zu ernten – seine Arbeit beendet, bricht er das Joch, das sich auf dem Tier befindet, nicht. Er weiss, dass er dieses Tier in einigen Monaten für zusätzliche Arbeiten benötigen wird. Er weiss, dass er das Joch wiederum für das Pflügen, Ernten oder andere Arbeiten benötigen wird, deshalb will er es sicherlich nicht brechen. Darum entfernt der Bauer das Joch vom Ochsen, indem er die Stäbe oder Gelenke entfernt (oder notfalls zerbricht), die das Joch festhalten, aber das Joch selbst wirft er nicht weg.

Wenn ein Bauer, der sein Land während sechzig Jahren bearbeitet hat, beschliesst: “Es ist Zeit aufzuhören! Es ist genug. Ich höre auf mit der Landwirtschaft.” Was tut er? Er entfernt das Joch von seinem Tier und wirft es weg. Er bricht es! “Ich werde es nie mehr benötigen. Ich habe genug von dieser Arbeit.” Das Joch ist schon zu alt, um es noch zu verkaufen, also zerbricht er es!

Als der Ribbono schel Olam (Herr der Welt) ursprünglich dieses Versprechen machte, war Er sich bewusst, dass “Ich dieses Joch von euch zeitweilig entfernen werde, aber leider wird es in der jüdischen Geschichte andere Perioden im Galut (Exil) geben, in denen das Joch euch wieder auferlegt werden wird”. Deshalb sagt der Ribbono schel Olam lediglich: “Ich werde die Stäbe eures Jochs brechen. Ich werde jedoch das Joch selbst nicht wegwerfen, weil das Joch leider irgendwann in der Zukunft wieder verwendet werden wird.”

Im “HaRachaman” im Benschen dawenen (beten) wir jedoch zu Haschem, dass der Allbarmherzige in naher Zukunft das Joch von unserem Nacken brechen soll. Wir beten, dass Er ein für alle Mal die Joche der Versklavung unserer Exile, die wir wiederholt in unserer Geschichte erlitten haben, brechen soll, und dass Er uns endlich ein für alle Mal aufrecht in unser Land bringen soll.

 

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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