Wochenabschnitt Paraschat Schemot: Die wahre Belohnung für die Hebammen
Rav Frand zu Paraschat Schemot 5785 – Beitrag 1
Ergänzungen: S. Weinmann
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Im ersten Kapitel von Schemot erfahren wir, dass Pharao den jüdischen Hebammen, Schifra und Pua, befahl, alle jüdischen neugeborenen Knaben zu töten – und dass sie die Anordnungen des Königs missachteten. Chasal (unsere Weisen) lehren, dass sie die Anordnungen nicht nur missachteten und die Babys nicht töteten, sondern “und sie erhielten die Kinder am Leben” (1:17). Auch wenn ein Kind kränklich war, gaben sie ihm Wasser und Nahrung und verhalfen ihm, wieder gesund zu werden.
Pharao schalt die Hebammen. Sie rechtfertigten sich für ihren Ungehorsam. Dann sagt die Tora: “Haschem tat den Hebammen Gutes – und das Volk vermehrte sich und wurde sehr stark. Und weil die Hebammen G-tt fürchteten, machte Er ihnen Häuser” (Schemot 1:20-21). Unsere Weisen erklären, wie Raschi sie zur Stellte zitiert, dass dies bedeutet, dass sie die Matriarchinnen der Häuser der Monarchie und des Priestertums wurden.
Es gibt eine offensichtliche Schwierigkeit in der Erzählung von der Belohnung des Allmächtigen an die Hebammen. Der Ausdruck “und das Volk vermehrte sich und wurde sehr stark” scheint in diesen Versen überhaupt nicht am Platz zu sein. Er scheint die Beschreibung der Belohnung, die Haschem den Hebammen gewährte, zu unterbrechen.
Rav Mordechai Kamenetsky zitiert eine interessante Betrachtung im Namen von Rabbi Elya Svei, die die Reihenfolge der Pessukim (Verse) erklärt. Rav Elya basiert seine Betrachtung auf einer persönlichen Anekdote. Ein Verwandter von Rav Elya hatte ein frühgeborenes Kind. Das Baby befand sich einige Monate im Spital und kam nach mehreren Wochen der Intensivpflege nach Hause. Die Eltern waren den Ärzten und besonders auch den Schwestern in der Frühgeborenen-Abteilung sehr dankbar. Der Vater des Babys rief Rav Elya an und fragte ihn, wie er den Mitarbeitern im Spital seine Dankbarkeit ausdrücken sollte.
Rav Elya riet ihm das folgende: Jedes Jahr solle er das Kind an seinem Geburtstag in die Frühgeborenen-Abteilung zurückbringen und den Schwestern und Ärzten zeigen, wie schön das Kind gewachsen war. “Seht die Handlungen eurer Hände. Schaut, wem ihr ermöglicht habt zu leben und aufzuwachsen!” Die grösste Belohnung für die Menschen, die in dieser Abteilung arbeiten, ist es zu sehen, dass ihre Anstrengungen sich lohnten, dass ihre Mühe zu einer sehr bedeutenden Errungenschaft führte.
Rav Elya sagte, dass dieselbe Interpretation in diesen Pessukim gesehen werden sollte: “Haschem belohnte die Hebammen.” Was tat Er? “Das Volk vermehrte sich und wurde sehr stark.” Die grösste Belohnung für die Hebammen war, dass Klall Jisrael sich vermehrte. Pharao wollte alle Juden töten und die Möglichkeit einer zukünftigen jüdischen Nation zerstören. Die “Häuser”, die Haschem für Schifra und Pua schuf, waren nur eine sekundäre Belohnung. Ihre hauptsächliche Belohnung war es, die Früchte ihrer Arbeit zu sehen: Pharaos Verordnung misslang. Ihre Arbeit, das jüdische Volk zu retten, gelang. Das Volk wurde zahlreich und sehr stark!
Quellen und Persönlichkeiten:
Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.
Rabbi Elya ben Shmuel Leib Svei (1924 – 2009); Kaunas (Litauen), USA. Er war ein Schüler der Yeshiva Torah Vodaath und von Rabbi Aharon Kotler. Er war ein amerikanischer Rabbiner und Rosch-Jeschiwa (zusammen mit Rabbi Shmuel Kamenetsky) der Talmudical Yeshiva von Philadelphia. Er war Mitglied der Moetzes Gedolej HaTorah und Vorsitzender des Rabbinerrats von Torah Umesorah.
Rabbi Mordechai Kamenetzky (Sohn von Rabbi Benjamin Kamenetzky, ein Sohn von Rabbi Ja’akov Kamenetzky), Rosch Jeschiwa der Jeschiwat Torat Chajim von South Shore Woodmere, New York, USA. Verfasser von einigen Werken, wie zum Chumasch, Haschkafa, etc.
Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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