Wochenabschnitt Paraschat Ki Teze: Der Ewige bestätigte die Lehre von Rabbi Meir
Rav Frand zu Paraschat Ki Teze 5784 – Beitrag 3
Ergänzungen: S. Weinmann
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Die Tora lehrt uns: “Wenn ein Mensch eine Sünde begangen hat, wofür die Todesstrafe die Bestrafung ist, und man hat ihn getötet, so sollst du ihn (das Bejt Din) auf den Galgen hängen. Du sollst seine Leiche nicht über Nacht am Galgen belassen, sondern ihn am gleichen Tag begraben, denn eine Entwürdigung G-ttes (Kilelat Elokim) ist ein Gehängter… (Dewarim 21:22-23)
Die Mischna lehrt im Namen von Rabbi Meir (Sanhedrin 46a): Wenn ein Mensch leidet, wie drückt sich die Schechina (der Ewige) aus? ‘Mein Kopf ist mir schwer. Mein Arm ist mir schwer.’ In anderen Worten, wenn ein Mensch (auch ein Sünder) leidet, leidet Haschem.
Dies, erklärt Raschi (ibid.), ist die Bedeutung des Ausdrucks “Kilelat Elokim” – wie wenn man sagen will: Elokim (G-tt) spricht ‘Kal lejt’ (es ist mir nicht leicht, sondern schwer). Rabbi Meir folgert: “Wenn Haschem so betrübt ist, über das Blut der Bösen, das vergossen wird, um wie viel mehr, über das Blut der Zaddikim (Gerechten)!”
Die Gemara erzählt an einer anderen Stelle (Traktat Chagiga 15b) das Folgende: Rabba bar Schila traf Elijahu Hanawi. Rabba bar Schila sagte zu Elijahu: “Was tut Hakadosch Baruch hu (der Heilige, Gelobt sei Er) jetzt?” Elijahu antwortete: “Er zitiert die Lehren im Namen aller Weisen, jedoch nicht die Lehren von Rabbi Meir.” “Warum nicht?” fragte Rabba bar Schila. Darauf erwiderte Elijahu: “Weil Rabbi Meir seine Tora von Acher (dem Ketzer – Elischa ben Awuja) lernte.” “Na und?” beharrte Rabba bar Schila, “Rabbi Meir fand einen Granatapfel und verzehrte die Frucht, warf jedoch die Schale weg.” (In anderen Worten, er war fähig, zwischen der authentischen Tora, die Acher unterbreiten konnte, und seinen ketzerischen Meinungen, die Rabbi Meir zurückwies, zu unterscheiden.)
Der Talmud folgert, dass nachdem Rabba bar Schila dieses Argument hervorbrachte, Elijahu ihm sagte: “Haschem hat dein Argument angenommen, und zitiert jetzt tatsächlich eine Lehre im Namen von Rabbi Meir: “Wenn ein Mensch leidet, wie drückt sich die Schechina (der Ewige) aus? ‘Mein Kopf ist mir schwer. Mein Arm ist mir schwer.’ In anderen Worten, wenn ein Mensch (auch ein Sünder) leidet, leidet Haschem!” Die zitierte Lehre war genau diejenige, die wir früher aus der Mischna in Sanhedrin zitiert haben, dass auch wenn eine schlechte Person leidet, der Allmächtige sagt: “Mein Kopf ist schwer, Mein Arm ist schwer.”
Raw Salman Sorotzkin stellt die Frage: Warum war es so, dass von all den Hunderten von Aussagen in der Mischna, die im Namen von Rabbi Meir geäussert werden, es genau diese Lehre war, die von Haschem zitiert wurde, als Reaktion auf das Argument, dass Rabbi Meir ‘die Schale des Granatapfels wegwarf und dessen Frucht ass’?
Raw Sorotzkin beantwortet die Frage mit einer gewaltigen Erkenntnis. Haschem zitierte diese Lehre von Rabbi Meir, um den Gedanken zu bestätigen, dass Rabbi Meir nie von Acher (seinem Lehrer) negativ beeinflusst wurde. Die Gemara sagt, dass eines der drei Dinge, die ‘Acher’ von der Tora vertrieb, die Tatsache war, dass er sah, wie die Zunge eines der Tanna’im (Mischna-Gelehrten) von den Römern gemartert wurde, während er auf dem Boden lag. Als er dies sah, fragte er: “Ist dies der Lohn, den man für die Tora erhält?” Er dachte, dass der Allmächtige – chas weschalom (G-tt behüte) – sich nichts aus dem Leiden der Gerechten machte. Um darauf zu reagieren, zitierte der Allmächtige – im Namen von Rabbi Meir – eine Lehre, die genau das Gegenteil beweist. Haschem fühlt sogar den Schmerz der Bösen, um wieviel mehr den Schmerz der Gerechten.
Die Tatsache, dass Rabbi Meir solch eine Lehre verbreitete, war ein Beweis dafür, dass Rabba bar Schila Recht hatte, dass Rabbi Meir von seinem Lehrer Acher nicht beeinflusst wurde. Acher glaubte, dass Haschem nicht einmal mit den Gerechten mitfühle. Rabbi Meir lehrte, dass Er sogar mit den Bösen mitfühle.
Quellen und Persönlichkeiten:
Rav Salman Sorotzkin (1881 – 1966): Rabbiner und Kämpfer für die jüdische Erziehung, Lutzk, Polen; Israel. Verfasser von diversen Werken, u.a. Sefer Osnajim le’Torah, Gedanken zum Chumasch.
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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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