Aw/ Paraschat Ejkew
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Angelegenheiten des Trostes (Paraschat Wa’etchanan 5785)

Mosche wiederholt die 'Zehn Gebote' - warum?

Mosche wiederholt die 'Zehn Gebote' - warum?
Foto: AI Avigail

Angelegenheiten des Trostes

Rabbi Berel Wein zu Parschat Wa’etchanan – Schabbat Nachamu 5785 – Beitrag 2

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Mit der dieswöchigen Parascha beginnt die siebenwöchige Periode des Trostes und der Anteilnahme, die die Zeitspanne zwischen Tisch’a beAw und Rosch Haschana überbrückt. Um sich richtig für das kommende Jahr und dessen Herausforderungen vorzubereiten, muss man zuerst von der Vision besserer kommender Zeiten und des Glaubens an seine Fähigkeit, diese allgegenwärtigen Herausforderungen zu überwinden, getröstet werden. Eine Heilung findet statt, wenn man überzeugt ist, dass eine Zukunft bevorsteht.

Alle Ärzte sind sich einig, dass Hoffnung und Optimismus seitens des Patienten eine grosse Hilfe im Prozess der Gesundung nach einer Krankheit oder Verletzung sind. Wenn wir nicht die Zeit und Vision hätten, uns von der Trauer vor dem Beginn der Hohen Feiertage zu erholen, würden diese bedeutenden Tage unseres Jahres in unseren Köpfen und Herzen eindeutig merklich abgeschwächt werden.

Durch das ganze Sefer (Buch) Dewarim hindurch ist Mosches Schmerz, nicht ins Land Israel eingelassen zu werden, offenkundig präsent. Mosche wird jedoch durch seine Vision, dass sein loyaler Schüler Jehoschua sein Nachfolger als der Führer Israels sein wird, und durch seine starke Überzeugung, dass das Volk Israel das Land erfolgreich erobern und besiedeln wird, gestärkt und irgendwie getröstet.

Trost kann in verschiedenen Formen geschehen. Was den einen Menschen tröstet, mag für einen anderen Menschen nicht wirksam sein. Alle sind sich jedoch einig, dass solch ein Trost ein nötiger Bestandteil der Sanierung und Rehabilitierung derjenigen ist, die deprimiert und traurig waren. Es gibt keinen Ersatz für Trost und Heilung. Sonst ist es unmöglich, im Leben weiterzumachen.

Die Parascha befasst sich auch mit den Zehn Geboten vom Har Sinai. Ich habe oft überlegt, dass die Wiederholung dieses Themas, das im Sefer Schemot angemessen beschrieben zu sein schien, uns eine wichtige Lektion lehrt, die wiederum als Quelle des Trostes für uns dienen mag.

Die “ersten” Zehn Gebote wurden zu Beginn des jüdischen Aufenthalts in der Wüste Sinai gegeben. Es gab kein Goldenes Kalb, keine Klagen über das Man (Manna), keine Spione, keinen Korach, keine Plagen oder Schlangen – nichts war noch geschehen, um das Licht und die Aura von Sinai herabzumindern. In solch einer perfekten Gesellschaft gibt es keinen Grund, die Werte und Regeln der Gebote als nicht gültig und nicht praktisch notwendig zu anerkennen.

Jetzt steht Mosche jedoch vierzig Jahre später, nach allen den Enttäuschungen und Aufständen, Rückfällen und Engstirnigkeiten, dem Tod einer gesamten Generation, vor uns und sichert uns in den “zweiten” Zehn Geboten zu, dass all diese Werte und Regeln sich überhaupt nicht verändert haben. Die Lektion der Unwandelbarkeit der Tora und Halacha ist im jüdischen Herz und Geist eingraviert.

Viele Dinge sind dem jüdischen Volk seit Mosches Rede vor seinem Tod geschehen. Viele haben irrtümlicherweise gedacht, dass all die Veränderungen in der Technologie, in der Wirtschaft, in der Weltordnung die Zehn Gebote, die Tora und Halacha irgendwie weniger relevant gemacht haben.

Mosche steht und spricht zu uns, um uns zu erinnern, dass der grundsätzliche Anker des jüdischen Lebens und in der Tat der gesamten Welt-Zivilisation in diesen Worten von Sinai liegt. Vieles hat sich verändert, aber Menschen haben sich nicht verändert. Und auch Haschems Instruktionen an uns haben sich nicht verändert.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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