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Elul/ Paraschat Ki Tawo
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Abschluss und Trost (Schabbat Nachmu und Paraschat Wa’etchanan 5784)

"Schabbat Nachamu" - Aspekte des Trostes

"Schabbat Nachamu" - Aspekte des Trostes
Foto: AI free sharing

Wochenabschnitt Schabbat Nachamu und Paraschat Wa’etchanan: Abschluss und Trost

Rav Wein zu Paraschat Wa’etchanan – Schabbat Nachamu 5784 – Beitrag 3

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

Dieser Schabbat wird traditionsgemäss der “Schabbat Nachamu – Schabbat des Trostes” genannt. Er findet immer nach dem Fasten von Tisch’a beAw statt. Die Worte des Trostes des Propheten Jeschajahu, die in der Synagoge – in der Haftara – gelesen werden, beginnen mit den Worten “Nachamu, Nachamu Ami… (Tröstet, tröstet euch, mein Volk)”. Deshalb wird dieser Schabbat   “Schabbat Nachamu – Schabbat des Trostes genannt.

Es gibt jedoch eine tiefere Einsicht zum Begriff des Trostes, den dieser Schabbat verkörpert. Nachdem Kummer, Schmerz, Enttäuschung und Verlust alle ein Teil der Geschichte jedes Menschen sind, ist es bemerkenswert, wie wenig Aufmerksamkeit die meisten Menschen der Notwendigkeit, sich mit Missgeschicken zu befassen, schenken. Wir sind alle aktiv mit dem Versuch beschäftigt, Probleme und Schmerzen zu vermeiden – und dies ist korrekt – aber tief drinnen wissen wir, dass kein Mensch dem bitteren Kelch entgehen kann, den das Leben immer mit sich bringt. Also wäre es uns allen hilfreich zu prüfen, wie wir mit Trauer umgehen und Trost und Schliessung finden können.

Das Judentum betrachtet das Trösten anderer Menschen als verpflichtendes Gebot – eine Mizwa. Unsere Weisen weisen darauf hin, dass Haschem selbst kam, um Jizchak nach dem Tod seines Vaters Awraham zu trösten (Raschi Bereschit 25:11, im Namen des Talmuds Sota 14a). Demnach beinhaltet unsere Tradition des Nachahmens unseres Schöpfers auf natürliche Weise diesen Prozess des Tröstens von Menschen. Es gibt zwei Komponenten des “jüdischen Trostes”. Eine Komponente ist das Einfühlungsvermögen und das Mitgefühl, das gegenüber dem Trauernden ausgedrückt wird. Das Teilen der Last ist ein wesentlicher Teil des Tröstens von anderen, denn es gibt dem Trauernden ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Unterstützung. Tatsächlich ist dies die Grösse des Glaubens in den Schöpfer in all solchen Momenten – die Erkenntnis, dass man nie allein und verlassen ist. “Auch wenn ich im Schatten des Tals des Todes gehe, bist Du mit mir” spricht David haMelech (Tehilim/Psalm 23:4). Sei es durch Schweigen oder Reden – das Gefühl des Mitfühlens von anderen stützt und tröstet.

Die Tatsache, dass man also die endgültige und ewige Zuwendung und das Verständnis auf einem Niveau jenseits unserer Fähigkeiten hat, gibt unseren Mühen und Schwierigkeiten in der jüdischen Tradition die starke und grundsätzliche Basis des Trostes. Und dieser Gedanke wird wiederholt in den Worten von Jeschajahu ausgedrückt, wo der Schöpfer als der letztendliche Tröster und Befürworter von Israel dargestellt wird, auch wenn Er dem jüdischen Volk Mühen auferlegt hat. Seine Hand des Trostes sozusagen ist nie weit von uns entfernt. Alle sieben Haftarot der Wochen zwischen Tisch’a beAw und Rosch Haschana stammen vom Sefer der Prophezeiungen von Jeschajahu; und die Darstellung von Haschem als der Tröster Israels ist Jeschajahus grösstes Geschenk an Israels Nachkommenschaft.

Der andere Aspekt des jüdischen Konzepts des Trostes ist die Fähigkeit, sogar das schwerste Schicksal anzunehmen und durchzuhalten und sich wieder zu erheben. Die Tradition lehrt uns, dass wir beim Hören von schlechten Nachrichten eine Anerkennung von Haschems wahrem Urteil aussprechen sollten: “Baruch Dajan HaEmet – Gelobt sei der wahre Richter”. Eine Anerkennung von Haschem in den Angelegenheiten des Menschen, in unseren Geschehnissen im Lebenszyklus, unseren Karrieren, unseren Triumphen und scheinbaren Niederlagen ist ein fundamentaler Grundsatz des jüdischen Verhaltens. Juden glaubten immer, dass sowohl das Leben als auch der Tod von der Hand des Schöpfers kommt. Somit wird das Unangenehme, das Tragische, das Unerklärbare und scheinbar Ungerechte erträglich, wegen der Fähigkeit des Juden, Haschems Willen zu akzeptieren und deshalb das sonst Unvertretbare zu rechtfertigen und dadurch ein Mass an Trost und Wohlbefinden zu erlangen.

Einen Groll, besonders gegen Haschem, zu hegen, ist ausnahmslos erschwerend und selbstzerstörerisch. Eine fade und gefühllose Antwort zu geben, um Haschems Verhalten zu erklären und die G”ttliche Anwesenheit in einer Tragödie zu erklären oder zu marginalisieren, ist erniedrigend für die jüdische Tradition und den jüdischen Glauben. Die Akzeptanz von Haschem Willen und die Anerkennung, dass Haschem nicht gemäss unserem begrenzten Verstand “denken” oder Sich “verhalten” muss, öffnet den Weg für eine Schliessung und einen Trost.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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