Siwan / Paraschat Balak
Siwan / Paraschat Balak

Hochaktuell! Niemand ist so blind wie derjenige, der nicht sehen will (Paraschat Chukat 5785)

Der Ewige lässt immer einen kleinen Spalt offen, deshalb aufgepasst!

Hochaktuell! Niemand ist so blind wie derjenige, der nicht sehen will (Paraschat Chukat 5785)

Der Ewige lässt immer einen kleinen Spalt offen, deshalb aufgepasst!
Foto: AI Avigail

Niemand ist so blind wie derjenige, der nicht sehen will

Raw Frand zu Paraschat Chukat 5785

Hochaktuell!

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zu den Wochenabschnitt , finden Sie hier

In Paraschat Chukat vernehmen wir von einer äusserst aufrüttelnden Episode, der Sünde bei den „Mej Meriwa“ („Wassern des Zankes / Haderwasser“). Mosche und Aharon begingen, ihrer hohen Stufe entsprechend, einen „Fehler“. Es steht im Passuk: “Haschem sprach zu Mosche und Aharon: „Weil ihr nicht auf Mich vertraut habt, um Mich vor den Augen der Kinder zu heiligen, darum sollt ihr diese Gemeinde nicht in das Land bringen, das ich ihnen gegeben habe“ [Bamidbar 20:12]. Dies ist ein Beispiel dafür, wie genau G’tt es mit den Gerechten nimmt – bis auf eine Haaresbreite genau [Traktat Bawa Kamma 50a].

Eine der bewegendsten Erzählungen der Torah finden wir in der Tora-Vorlesung an Simchat Tora. Wir beenden an diesem Tag die Tora mit dem 54. Wochenabschnitt „WeSot Haberacha“. Die letzten acht Pessukim (Verse) beginnen mit den sehr traurigen Worten: „Und Mosche starb hier …“ [Dewarim 34:5]. Wir wissen, wie sehr sich Mosche danach sehnte, nach Erez Jisrael zu kommen und wir spüren, wie nahe es ihm ging, dass ihm diese letzte Bitte wegen dem kleinen Ausrutscher, welcher ihm in Paraschat Chukat bei den Mej Meriva passierte, abgeschlagen wurde.

Es gibt mehr als ein Dutzend Erklärungen, was Mosche und Aharon eigentlich falsch gemacht hatten. Der Or HaChajim HaKadosch (Bamidbar 20:8) zitiert zehn Erklärungen dazu und fügt noch eine eigene elfte Erklärung hinzu. In der siebten Erklärung zitiert er den Ramban zur Stelle (ibid.) der eine interessante Erklärung im Namen von Rabbejnu Chananel bringt. Die Sünde bestand darin, dass Mosche sagte: „Sollen wir euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?“ [Bamidbar 20:10] Rabbejnu Chananel fällt die Verwendung der 1. Person in Plural auf und meint, dass die Menschen dies falsch auffassen und meinen könnten, dass Mosche und Aharon aus eigenen Kräften Wasser aus dem Felsen hervorbringen könnten. Gemäss Rabbejnu Chananel hätte Mosche sagen sollen: „Soll Er euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?“

Sie wurden wegen einem winzigen Formfehler bestraft, weil man daraus den Schluss ziehen konnte, dass Mosche und Aharon mehr als blosse Vertreter waren und dass es nicht unbedingt G’tt war, der die Fäden zog. Darin besteht nach Rabbejnu Chananel die Sünde von Mej Meriwa.

Rav Simcha Sissel Broide (Rosch Jeschiwat “Chewron”) stellt folgendes fest: In welchem Umkreis geschah dieses ganze Ereignis? Raschi zitiert die Lehre von Chasal (unsere Weisen – Midrasch Tanchuma 9), dass hier eine ganz kleine Fläche eine riesige Menschenmenge zu fassen vermochte – ein übernatürliches Phänomen! Die ganze Episode war somit von Anfang bis zu ihrem Ende wundersam. Rund 4 Millionen Menschen standen vor den Felsen und starrten ihn an, wie es heisst: “Mosche und Aharon versammelten die Gemeinde vor dem Felsen…”. Mit normalen Naturgesetzen hatte dies nichts zu tun. Das sprudelnde Hervorquellen des Wassers aus dem Felsen widersprach den physikalischen Gesetzmässigkeiten. Es strömte millionenmalig mehr Wasser aus dem Felsen, als er fassen könnte, auch wenn er hohl gewesen wäre. Das ganze Umfeld und alles, was sich bei dieser Begebenheit zutrug, schrie förmlich: „Nes, Nes!“ (WUNDER!)

Was will uns Rabbejnu Chananel damit sagen? War es denn möglich, dass jemand sagte: „Das ist die Leistung von Mosche, nicht die Leistung von G’tt“? Wie kann man so blind sein?

Die Antwort ist, dass Menschen, die blind sein und Wunder verneinen wollen, die Möglichkeit dazu besitzen – auch wenn alle Tatsachen für ausgesprochene Wunder sprechen. Wir sehen das in der ganzen Weltgeschichte. Es gibt Ereignisse in der Geschichte des jüdischen Volkes, die man absolut nicht logisch erklären kann.

Wir müssen nicht einmal bis zum wundersamen Sechstage-Krieg zurückschauen. Wir können den (ersten) Golfkrieg betrachten, in dem nur drei Menschen von den Scud-Raketen, die auf Israel gerichtet waren, getötet wurden. Das war ein offenes Wunder. Und wurde die ganze Bevölkerung zu Ba’alej Teschuwa (Rückkehrer zum Judentum)? Weit gefehlt!

Und was wir soeben – nach rund 50000 Raketen, die auf Erez Jisrael abgefeuert wurden und im Krieg gegen Iran – erlebt haben! Wir haben es erlebt, und erleben es fortwährend, sogar in unseren Tagen! Diese Ereignisse sind himmlische Wunder – das ist die EINZIGE logische Erklärung!

Es fehlt nie an „Erklärungen“, wie oder warum etwas geschehen konnte. Das ganze Universum kann schreien: Nes! Nes! Nes! (Wunder! Wunder! Wunder!) Doch wer will, findet immer einen Weg, dies zu verneinen. Obwohl die Geschehnisse der letzten eineinhalb Jahren zehntausende zum Judentum zurückbrachten, mit der vollständigen Hütung des Schabbats, Kaschrut, Tefillin, Zizit, etc. sind es traurigerweise noch weit nicht alle Juden, die zu Ba’alej Teschuwa wurden!

[Die Erklärung dazu ist, dass der Ewige immer einen kleinen Spalt offen lässt, damit die „Bechira Chofschit“ (der freie Wille) nicht gänzlich untergeht, damit der Mensch schlussendlich für seine Entscheidungen verantwortlich gemacht werden kann!]

Das ist die praktische Bedeutung von Rabbejnu Chananels Erklärung. Niemand ist so blind wie derjenige, der nicht sehen will!

Quellen und Persönlichkeiten:

Midrasch Tanchuma: Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch. Wird nach dem Amora (Talmudgelehrten) Rabbi Tanchuma Bar Abba benannt, da er am häufigsten in diesem Midrasch zitiert wird. Er war ein jüdischer Amora der 6. Generation, einer der bedeutendsten Aggadisten seiner Zeit.

Rabbi Elchanan oder Rabbejnu Chananel ben Chuschiel (980 – 1057) von Kairouan (Tunesien). Er wird auch mit RaCh bezeichnet, ein Akronym für Rabbejnu Chananel. Er war am Ende der       Epoche der Ge’onim und einer der ersten Rischonim. Er leitete eine bedeutende talmudische      Hochschule in Kairouan. Rabbejnu Chananel verfasste einen Kommentar zum ganzen  babylonischen Talmud mit halachischem Erkenntnisinteresse, der noch teilweise erhalten ist und zwar zu Berachot, Mo’ed (ganz) sowie Naschim und Nesikin. Sein umfassender Kommentar zum Pentateuch ging verloren, jedoch sind viele Erklärungen durch andere Rischonim, die seinen      Kommentar zitieren, erhalten geblieben. Im Jahr 1972 wurden sie von Rav Schewel gesammelt und in einem Band herausgegeben.

Ramban: Akronym von Rabbi Mosche ben Nachman – “Nachmanides” (1194 – 1270); Gerona, Spanien; Erez Jisrael. Er war einer der führenden Tora-Gelehrten (Rischonim) und Kabbalisten des Mittelalters, einer der Haupterklärer des Chumasch (fünf Bücher Moses), wie Verfasser weiterer Werke in Haschkafa (Kitwej haRamban) und Abhandlungen zum Talmud.

Or HaChajim Hakadosch (1696 – 1743): Name des Hauptwerks von Rabbi Chajim ben Mosche ben Atar, berühmter Thorakommentar; er verfasste weitere Werke wie Chefez Haschem, Pri To‘ar, Rischon Lezion. Marokko, Italien, Israel.

Raw Simcha Sissel Broide (1912-2000), Verfasser des Buches “Sam Derech”, Rosch Jeschiwa der Chewroner Jeschiwa, Jerusalem.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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