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Cheschwan/ Paraschat Chaje Sara
Cheschwan/ Paraschat Chaje Sara

Schabbat – Gedenktag der Schöpfung und G-ttes Einflussnahme auf die Geschichte – 5784

Schabbat – Gedenktag der Schöpfung und G-ttes Einflussnahme auf die Geschichte – 5784

Schabbat – Gedenktag der Schöpfung und G-ttes Einflussnahme auf die Geschichte

Perspektiven zum Schabbat – von Rav Frand

Beilage zum Schabbat-Projekt – Paraschat Wajera – 03./04. Nov. 2023

In Paraschat Wajakhel erwähnt die Torah die Schabbat Gesetze und anschliessend den Bau des Stiftzeltes: “Sechs Tage sollst du arbeiten, aber der siebte Tag sei dir heilig, ein Tag vollkommener Ruhe vor G’tt … Bringt von euch eine Spende… Jeder Kunstverständige unter euch komme und verfertige alles… Das Stiftzelt…  ” [Schemot 35:2-19]

Die 39 Kategorien von Arbeiten, die am Schabbat verboten sind, werden von den Tätigkeiten abgeleitet, die für das Mischkan (Stiftzelt) notwendig waren. Rabbiner Samson Raphael Hirsch erklärt, dass alle 39 Kategorien von Arbeiten die Herrschaft des Menschen über die materielle Welt verkörpern. Deshalb vermittle ich mit meiner Schabbatruhe die Botschaft, dass es einen grösseren Herrn über die materielle Welt als mich gibt.

Ich arbeite sechs Tage und zeige damit, dass ich Herr über die materielle Welt bin; aber am siebten Tag ruhe ich und drücke damit aus: “Es existiert ein grösserer Herr über die materielle Welt als ich, und das ist Haschem (G’tt).” Indem wir den Schabbat beachten, bekennen wir, dass wir daran glauben, dass G’tt die Welt erschaffen hat.

Dies stimmt für 38 der 39 Kategorien der Arbeiten. Es gibt jedoch eine Art von verbotener Arbeit, die nicht in diesen philosophischen Gedankengang zu passen scheint. Das Verbot (auf öffentlichem Gebiet) zu tragen scheint keine Herrschaft über irgendetwas zu zeigen. Das Tragobjekt bleibt das gleiche wie zuvor. Man zeigt keine Herrschaft, indem man ein Ding von einem Privatbereich in den öffentlichen Bereich oder innerhalb des öffentlichen Bereichs herumträgt. Tragen scheint die Ausnahme zu dieser Regel zu sein.

Der Prophet Jirmijahu (Jeremias) scheint dies zu bestätigen [Jirmijahu 17:19-27], indem er wiederholt zwischen “Arbeit verrichten” und dem “Heraustragen von Lasten aus euren Häusern” unterscheidet, als er die ungenügende Beobachtung des Schabbats in Jeruschalajim (Jerusalem) beklagt.

Im Folgenden der Wortlaut [Jirmijahu 17:19-27]:

“So spricht der Ewige zu mir: Gehe hin und tritt unter das Tor des Volkes, dadurch (auch) die Könige Jehuda’s aus- und eingehen, und unter alle Tore zu Jerusalem. Und sprich zu ihnen: Höret des Ewigen Wort, ihr Könige Jehuda’s und ganz Jehuda und alle Einwohner zu Jerusalem, die zu diesem Tor eingehen. So spricht der Ewige: Hütet euch und tragt keine Last am Schabbattage durch die Tore hinein zu Jerusalem. Und führt keine Last am Schabbattage aus euren Häusern und tut keine Arbeit, sondern heiligt den Schabbattag, wie ich euren Vätern geboten habe. Aber sie hörten nicht und neigten ihre Ohren nicht, sondern blieben halsstarrig, mich nicht zu hören und keinen Tadel anzunehmen. Wenn ihr mich hören werdet, spricht der Ewige, dass ihr am Schabbattage keine Last trägt durch die Tore dieser Stadt, sondern ihn heiligt, dass ihr keine Arbeit an demselben Tage tut; so sollen durch die Tore dieser Stadt Könige und Fürsten aus- und eingehen, die auf dem Stuhl Davids sitzen, und reiten und fahren, auf Wagen und Rossen, sie und ihre Fürsten samt allen, die in Jehuda und Jerusalem wohnen; und soll diese Stadt ewig bewohnt werden. Und es werden kommen aus den Städten Jehuda’s, und die um Jerusalem her liegen, und aus dem Lande Binjamin, aus den Ebenen und von den Gebirgen und vom Süden, die da bringen Ganzopfer, Schlachtopfer, Speiseopfer und Weihrauch und bringen Dankopfer zum Hause des Ewigen. Solltet ihr mich aber nicht hören, den Schabbattag zu heiligen und keine Last durch die Tore von Jerusalem zu tragen am Schabbattage, so werde ich ein Feuer unter ihren Toren anzünden, das die Häuser zu Jeruschalajim verzehren wird und nicht gelöscht werden kann.”

Die 38 Arbeiten verkörpern die Herrschaft des Menschen über die Welt; was ist die philosophische Bedeutung der Tätigkeit von Tragen?

Rabbiner Hirsch sagt, dass “Tragen” gesellschaftlichen Austausch verkörpert – das Verlegen aus dem Privatbereich in die Öffentlichkeit und aus der Öffentlichkeit in den Privatbereich. Das ist der gesellschaftliche Austausch unter Menschen.

Die Summe von allen gesellschaftlichen Beziehungen kann “Weltgeschichte” genannt werden. Wenn ich am Schabbat das Tragen unterlasse, vermittle ich damit die Botschaft, dass G’tt nicht nur der Herr über die materielle Welt ist, sondern auch der Herr über die gesellschaftlichen Beziehungen. G’tt ist Herr über die Weltgeschichte.

Das ist es, was Jirmijahu den Juden von Jeruschalajim mitteilte:

“Wenn ihr das Tragen unterlässt… (Bedeutung: Falls ihr G’ttes Herrschaft über die Weltgeschichte     anerkennt…) dann werde ich meinen G’ttlichen Einfluss (“Haschgacha Pratit”) spüren lassen und Jeruschalajim wird Ruhm und Ehre zuteilwerden.”

“Weigert ihr euch jedoch auf Mich zu hören und trägt am Schabbat … (Bedeutung: Falls ihr euch weigert, G’ttes Stellung in der Weltgeschichte anzuerkennen…) werde Ich Mich aus der Geschichte zurückziehen und (Rachmanah lizlan – G-tt behüte) Jeruschalajim wird zerstört werden.”

Gemäss Rabbiner Hirsch wird dieser Gedanke während dem Kiddusch (Heiligung) am Schabbat verkündet. Schabbat ist die “Erinnerung an den Auszug aus Ägypten” und “Erinnerung an das Werk der Schöpfung”. Dadurch, dass wir 38 Arten von Arbeiten unterlassen, anerkennen wir, dass Schabbat an das Werk der Schöpfung erinnert. Dadurch, dass wir das Tragen unterlassen (die 39. Kategorie der Tätigkeiten) anerkennen wir, dass der Auszug aus Ägypten die Hand G’ttes in der Geschichte der Menschheit offenbart.

Quellen und Persönlichkeiten:

Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888): Frankfurt am Main, Führer der Deutsch-Jüdischen Orthodoxie. Verfasser von unzähligen Werken zur jüdischen Weltanschauung und zum Chumasch und Tehilim (Psalm).

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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