Zeitrechnung
Der Kalender basiert auf dem Mondjahr. Die Thora verlangt aber, dass auch dem Sonnenjahr Rechnung getragen werden muss. Pessach muss im Frühling und Sukkot im Herbst sein. Das Mondjahr hat 354 Tage, hingegen das Sonnenjahr 365 Tage. Jedes Jahr hinkt das Mondjahr mit 11 Tagen dem Sonnenjahr hinten her. Daher werden in einem Zyklus von 19 Jahren sieben Schaltmonate eingebaut (19×11 Tage = 209 Tage = 7 Monate). Alle 2-3 Jahre hat das Jüdische Jahr 13 Monate. Daher werden die einzelnen Feiertage zwar immer in der gleichen Jahreszeit begangen, doch die konkreten Daten im Säkularen Kalender ändern sich von Jahr zu Jahr.
Schabbat – Der wöchentliche Ruhetag
Zur Beachtung: Alle jüdischen Feste beginnen am Vorabend wie der Schabbat.
Die jüdischen Feste im Jahreslauf
Rosch Haschana – Neujahrsfest
Der erste Tischri war der der sechste Schöpfungstag. An diesem Tage wurden Adam und Chava (Eva) beschaffen. An diesem Tage sündigten sie und wurden gerichtet, verurteilt und begnadigt. Deshalb ist dieser Tag bis heute der Tag des Gerichtes. An diesen Tagen werden alle Geschöpfe der Welt gerichtet, verurteilt und auch begnadigt. An diesem Tage ziehen alle Geschöpfe vor G“tt hindurch, wie Schafe vor dem Hirten, der sie mustert (Mischna Rosch Haschana 1:2).
Gemäß talmudischer Überlieferung öffnet G”tt am ersten Tag des Jahres drei Bücher: Eines für die Zaddikim (Frommen/Gerechten) ein zweites für die Rescha’im (Bösewichter) und das dritte für die Bejnonim (Mittlern, überwiegenden Durchschnittsmenschen). Das Schicksal der ganz Frommen und der ganz Schlechten wird sogleich entschieden. Die Zaddikim werden sofort zum Leben eingeschrieben, die Rescha’im zum Tode verurteilt. Die Entscheidung über die Bejnonim (Durchschnittsmenschen) wird jedoch bis Jom Kippur aufgeschoben. Ihre Bücher bleiben bis zu Ne’ilah (Ende von Jom Kippur) offen, sie haben noch die Möglichkeit die „zehn Tage der Umkehr“ zu Teschuwa zu nutzen.
Höhepunkt ist das Blasen des Schofar, eines gedrehten Widderhorns: “Am ersten Tag des siebten Monats soll euch ein Tag der Ruhe, der Erinnerung durch Schofarblasen, eine heilige Versammlung sein” (Wajikra 23:24). In mehreren Intervallen werden 100 Töne geblasen, geteilt in drei Arten von Tönen: Tekiah, Schewarim und Teruah. Tekiah: Ein lang gezogener Ton. Schewarim: Drei kurze Töne. Teruah: Neun ganz kurze Töne.
Der Schofar erinnert u.a. an die in Bereschit 22:1-18, erzählte Geschichte: Abraham will gemäss der g“ttlichen Anweisung seinen einzigen Sohn opfern, im letzten Moment hindert ihn G“tt daran, da dieser Auftrag nur zur Prüfung Abrahams gedient hatte. Stattdessen opfert Abraham einen Widder, den der Ewige ihm sandte. So erinnert das Horn gleichzeitig an die Opferbereitschaft und des Gehorsams Abrahams und Jizchaks gegenüber G“tt, das uns gemäss Verheissung G“ttes in allen Generationen zugute kommen wird.
Assereth Jemej Teschuwa – Die zehn Tage der Reue und Umkehr
Die Teschuwa besteht aus vier Elementen:
- Das Ablassen der Sünden
- Das Bereuen der Sünden
- Das Sündenbekenntnis (Widuj)
- Der Entschluss, die Sünden nie zu wiederholen
Zom Gedaljah – Fasttag Gedaljah
Der Tag der Ermordung Gedaljas ist seither ein Fasttag.
In Bezug auf den Zom Gedalja gibt es Meinungsverschiedenheiten. Manche sagen, er werde am Tag des Ereignisses gehalten, dies würde bedeuten, dass Gedalja am 3. Tischri ermordet wurde. Andere jedoch behaupten, Gedalja sei am ersten Tischri ermordet worden, doch habe man diesen Tag nicht als Fasttag festsetzen wollen, da doch Rosch Haschana auf den ersten und zweiten Tischri fällt. So wurde er am 3. Tischri festgesetzt, ein Tag nach Rosch Haschana.
Jom Kippur – Tag der Sühne, der Versöhnungstag
10. Tischri (Oktober)
Anmerkung: Der Fasttag beginnt jeweils am Vorabend des angegebenen Tages.
Jom Kippur ist der wichtigste jüdische Feiertag, der Letzte der «Zehn Tage der Reue und Umkehr»; ein 25-stündiger Fasttag. Dieser Versöhnungstag beginnt vor Sonnenuntergang vor dem 10 Tischri, und endet am folgenden Tag nach Einbruch der Nacht. Man bittet G“tt um Vergebung und Verzeihung für alle Sünden, ihm und den Mitmenschen gegenüber. Man verspricht sie nie wieder zu tun.
6 Sachen sind an diesem Tage verboten: 1. Alle 39 Melachot (Arbeiten) wie Schabbat.
2. Essen, Trinken
3. Waschen, Baden
4. Salben, Körperpflege
5. Lederne Fussbekleidung
6. Eheleben
Im Bejt Hamikdasch (Jerusalemer Tempel) wurden an diesem Tag spezielle Opfer dargebracht. Jom Kippur war der einzige Tag im Jahr, an dem der Kohen Gadol (Hohepriester) alleine viermal das Kodesch Hakodaschim (Allerheiligste) im Tempel betreten durfte, um stellvertretend für das Volk die Vergebung der Sünden zu empfangen.
Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung ist Jom Kippur kein trauriger Tag, sondern ein Feiertag. Es ist eine Zeit der Freude über die Gewissheit der Versöhnung und der Rückkehr zu G“tt.
Es ist ein weit verbreiteter Brauch sich an diesem Tag weiss zu kleiden, als Symbol der Reinheit von Sünden.
Schon am Vorabend wird der Tallit angezogen – das einzige Mal im Jahr, in dem dies während eines Abendgebets geschieht. Der Gottesdienst beginnt mit dem Gebet „Kol Nidre“, das vor Nacht gelesen wird.
Eine weitere Besonderheit ist das Ne’ilah – Gebet, worin der Abschluss des Tages thematisiert wird. Der endgültige Abschluss von Jom Kippur wird mit dem Schofar bekannt gegeben.
Nach der jüdischen Lehre ist der Tag nutzlos, solange er nicht von Reue und dem Entschluss die Sünden nie zu wiederholen, begleitet ist. Das reuevolle Eingeständnis von Sünden ist eine Bedingung zur Sühne. „Der Versöhnungstag befreit von Sünden gegen G“tt, jedoch von Sünden gegen den Nächsten erst, nachdem die geschädigte Person um Verzeihung gebeten worden ist“ (Talmud Joma 85b). Daher stammt der Brauch, am Vorabend des Fasttages alle Streitigkeiten beizulegen. Am Versöhnungstag erhalten auch die Seelen der Toten Vergebung, deshalb wird dieser Tag auch „Jom Kippurim“ (plural) genannt. Im Gebet Jiskor wird in der Synagoge der Verstorbenen gedacht.
Sukkot, das Laubhüttenfest
Sukkot (hebr. סוכות oder סֻכּוֹת, Hütten ), das Laubhüttenfest, ist ein jüdisches Pilgerfest oder Wallfahrtsfest. Es wird im Herbst sieben Tage lang – vom 15. bis 21. Tischri gefeiert.
In den nächsten Jahren findet Sukkot (inkl. Schemini Azeret und Simchat Torah) an folgenden Daten statt:
Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen (Wajikra 23,42)
Am fünfzehnten Tag des siebten Monats, wenn ihr den Ertrag des Landes erntet, sollt ihr das Fest des Ewigen sieben Tage lang feiern… (Wajikra 23,39)
Sieben Tage lang sollt ihr in Hütten wohnen; jeder Einheimische in Israel soll in Hütten wohnen. Damit eure kommenden Generationen wissen, dass ich die Kinder Israels in Hütten (Raschi: in den Wolken der Herrlichkeit des Ewigen) wohnen ließ, als ich sie aus Ägypten herausführte – ich bin der Ewige, euer Gott. (Wajikra 23, 42-43)
Jom Kippur der Versöhnungstag ist der Abschluss der Hohen Feiertage, der letzte und wichtigste Tag, der Höhepunkt der Zehn Tage der Umkehr, die mit Rosch Haschana, dem Neujahrsfest, begannen. Sukkot hingegen ist das letzte der „Schalosch Regalim“, der drei Wallfahrtsfeste, gehört also sozusagen einer anderen Gruppe an. Denn während an den „Jamim Nora’im“ (Ehrfürchtigen Tage) der Einzelne im Mittelpunkt stand, der Einzelne in seiner Beziehung zu G“tt und seinen Mitmenschen, verweisen uns alle Wallfahrtsfeste auf unsere Geschichte als Gemeinschaft, erinnern an das Schlüsselerlebnis des Volkes Israel, an den Auszug aus Ägypten, als G“tt uns aus der Sklaverei befreite: Pessach, an den eigentlichen Auszug; Schawuot, an den Empfang der Torah und Sukkot an die vierzigjährige Wanderschaft durch die Wüste.
Sukkot, Erinnerung an unsere Wanderschaft
Das Fest erinnert an unsere vierzigjährige Wanderung durch die Wildnis und die Sorge, mit der G“tt uns begleitet hat. Vierzig Jahre lang beschützte sie der Ewige von Hitze und Kälte, von Sand- und Sturmwinde, von Nässe und Trockenheit, von wilden Tieren und Dunkelheit, etc. Wodurch? Durch die Wolken der Herrlichkeit G“ttes, die sie dauernd umgaben. Zusätzlich wuschen und bügelten die g“ttlichen Wolken ihre Kleider. Die siebte Wolke, die Führungswolke ebnete ihnen den Weg, entfernte alle Hindernisse, wie Felsen und Steine, Berge und Täler, Hügel und Senkungen, Bäume, Schlangen und Skorpionen, etc.
Sukkot, „Chag haAssif“ das „Fest des Einsammelns“
Sukkot gilt als das größte Freudenfest des jüdischen Jahres. Sukkot erinnert nicht nur an unsere nationale Geschichte, es ist auch ein Dankfest für das Einbringen der Ernte, vor allem der Obst- und Weinernte. Am Ende des landwirtschaftlichen Jahres blicken wir dankbar auf das Werk unserer Hände und freuen uns über den Ertrag, den wir erwirtschaftet haben Die Ernte ist eingebracht, wir sind zufrieden mit unserem Anteil und danken G“tt für seine Fürsorge und Güte.
Sukkot, Wohnen in einer unsicheren Behausung
Fest der Besinnung – Lesen der Rolle Kohelet
Die Sukkah ist eine primitive Behausung, die nicht allzuviel Schutz vor Wind und Regen bietet. Sie ist in der Regel kein ständiges Bauwerk, sondern wird jedes Jahr neu errichtet. Sie erinnert uns an die Unbeständigkeit der menschlichen Existenz. Diese Lehre wird unterstrichen durch die Lektüre des Buches Kohelet, das der Tempelbauer Schlomo Hamelech verfasst hat, dessen Buch wir in diesen Tagen lesen. In diesem ermahnt er uns auf das Eindringlichste, dass alles vergänglich ist und uns so unser Lebensziel in Erinnerung ruft. Schlomo Hamelech, dessen zusätzlicher Name Kohelet ist, fragt uns, «was ist des Menschen Gewinn bei all seiner Mühe, womit er sich müht unter der Sonne?». Geld allein macht nicht nur nicht glücklich, es versperrt uns auch oft den Blick auf das Wesentlichste in unserem Leben. Gerade in dieser Zeit, in der wir unsere Ernte eingebracht haben und uns über den Ertrag, den wir erwirtschaftet haben, freuen, müssen wir uns besinnen, damit wir nicht überheblich werden und uns durch das erwirtschaftete Vermögen verblenden lassen.
Sukkot, Erinnerung an die Einweihung des ersten Tempels
An Sukkot hat Schlomo Hamelech (König Salomon) den ersten Tempel in Jerusalem eingeweiht, den imposanten Bau, der G“ttes Gegenwart unter uns symbolisierte. Ein Prachtbau, der würdig verkündete, dass die Landnahme abgeschlossen und das jüdische Königreich errichtet war. Ein Zeichen der Beständigkeit.
Sukkot, das Fest für die 70 Nationen der Welt
Zur Zeit des Tempels wurden an Sukkot 70 Festopfer (Stiere) dargebracht für die 70 Nationen der Welt. Alle Nationen genossen dadurch den Segen G“ttes. Wäre dies den Völkern bewusst gewesen, hätten sie den Tempel nie zerstört, wie unsere Weisen erklären.
Schmini Azeret
Schmini Azeret oder Schemini Azeret (hebr. שְּׁמִינִי עֲצֶרֶת, wörtlich „Achter [Tag] der Versammlung“, deutsch meist Schlussfest) ist der unmittelbar auf das siebentägige Sukkot (Laubhüttenfest) folgende jüdische Feiertag, der oft als Bestandteil von Sukkot angesehen wird. In der Diaspora wird er zwei Tage am 22. und 23., in Israel am 22. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders, im September oder Oktober gefeiert. Der zweite Tag des Feiertags wird Simchat Tora genannt; in Israel wo Schmini Azeret nur einen Tag dauert, fallen die beiden Feiertage zusammen. Schmini Azeret wird gemäss der Tora im Anschluss an Sukkot gefeiert, während Simchat Tora, als zweiter Tag des Schmini Azeret, erst nach der Zerstörung des 2. Bejt Hamidasch (Tempel) entstanden ist; wie alle zweiten Tage der biblischen Feiertage.
Der Feiertag wird in der Tora mehrmals erwähnt, so in Sefer Wajikra (23,36) und Sefer Dewarim (29,35): „Am achten Tag kommt ihr zur großen Festversammlung zusammen; alle Arbeit muss an diesem Tag ruhen“, ebenso bei der Beschreibung der Einweihung des Salomonischen Tempels in Jerusalem (2. Buch der Chronik 7,9-10) und bei der Feier nach der Rückkehr der Juden aus dem babylonischen Exil (Nechemia 8,18).
In vielen Gemeinden wird am Schmini Azeret – gem. dem Schulchan Aruch – noch in der Sukka gegessen. Am Vormittag wird in der Synagoge während oder vor dem Mussafgebet das Geschem-Gebet (hebr. גֶּשֶׁם, Geschem – Regen,) vorgetragen, und die Bitte um Regen wird von diesem Tag an bis zum ersten Tag des Pessachfestes – der Regenzeit des Winterhalbjahres zu Beginn der Tefilat Amida (Schemone Esre – Achtzehnbittengebets) eingefügt. Außer wenn einer der Zwischentage von Sukkot auf einen Schabbat fällt, wird das Buch Kohelet (Prediger) am Schmini Azeret gelesen. Zudem wird nach aschkenasischem Ritus das nur viermal im Jahr gesprochene Gebet zur Erinnerung an die Verstorbenen, „Jiskor“ oder „Haskarat Neschamot – Seelengedächtnis“ (hebr. נְשָׁמוֹת הַזְכָּרַת) gebetet.
Simchat Tora
Simchat Tora (hebr. שִׂמְחַת תּוֹרָה, deutsch „Freude zu Ehren der Tora“) ist der letzte Tag des jüdischen Feiertages Sukkot (Laubhüttenfest). In der Diaspora wird er als zweiter Tag des Schemini Azeret-Festes, am 23. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders, im September oder Oktober gefeiert – in Israel, wo Schemini Azeret nur einen Tag dauert, gleichzeitig mit Schemini Azeret am 22. Tischri. Simchat Tora erfreut sich bei allen Juden, ganz speziell bei Familien mit Kindern, großer Beliebtheit.
Simchat Tora als eigenständiger Feiertag entstand in der Zeit der Gaonim, als sich der jährliche Zyklus für die Vorlesung der Tora fast überall durchsetzte. Die Gebräuche, nach denen der Feiertag begangen wird, haben sich über einen längeren Zeitraum entwickelt und unterscheiden sich je nach Ort und Ausrichtung der Gemeinde.
An diesem Festtag wird die Vorlesung der Tora, der fünf Bücher Moses, in der Synagoge mit dem letzten Abschnitt des fünften Buches, Parschat Wesot Haberacha, beendet und sogleich wieder mit dem Anfang des ersten Abschnittes des ersten Buches von neuem begonnen. In der Zeit der Rischonim, vor rund 900 Jahren, finden wir zum ersten Mal den Brauch, die Torarollen in einer Prozession, Hakafot genannt, durch die Synagoge zu tragen. Im Laufe der Jahre wurde es üblich, wie es im Schulchan Aruch zitiert wird, auch am Abend des Festes alle Torarollen aus dem Toraschrank zu nehmen und um die Bima, auch Almemor genannt, (Tora-Lesepult) zu tragen. Die Torarollen werden von den Anwesenden in sieben Hakafot um das Lesepult getragen, dazu wird getanzt und gesungen und die Hakafot können entsprechend sehr lange dauern. In einigen Gemeinden wird bereits am Abend aus der Tora vorgelesen.
Während des Vormittagsgottesdienstes werden die Hakafot vor der Toralesung wiederholt. In vielen Gemeinden werden an diesem Tag alle anwesenden erwachsenen Männer, zur Tora aufgerufen, wobei der entsprechende Tora-Abschnitt so oft wie erforderlich wiederholt wird; dann werden die älteren Kinder jeder separat aufgerufen und zum Abschluss alle Kleinkinder gemeinsam auf den Händen ihrer Väter. In den meisten Gemeinden ist es üblich, zwei Gemeindemitglieder mit dem Aufruf zum letzten und zum ersten Abschnitt der Tora besonders zu ehren. Erster wird als Chatan Tora (Bräutigam der Tora), letzter als Chatan Bereschit (Bräutigam des Anfangs der Tora) bezeichnet. Von ihnen wird erwartet, dass sie nach dem G“ttesdienst zu einem Empfang einladen und Geld für wohltätige Zwecke der Gemeinde spenden.
Für die Kinder ist Simchat Tora ein besonderer Festtag, an dem sie an den Hakafot (Prozessionen) teilnehmen, nach weitverbreiteten Brauch mit speziellen Fähnchen, und mit Süssigkeiten beschenkt werden.
Chanukka
„Tanu Rabbanan….“ Unsere Weisen lehrten (Talmud Schabbat 21b): Am 25. Kislew beginnen die acht Tage von Chanukka, an denen weder gefastet noch Trauerreden gehalten werden dürfen.
Als die Griechen das Heilige Land besetzt hielten, drangen sie in das Hejchal (das innere Heiligtum des Tempels) ein und entweihten all das dort vorhandene Öl. Nach dem Sieg der Chaschmona’im (Hasmonäer) fanden diese nur ein einziges Krügchen Öl, mit dem Siegel des Hohenpriesters, vor. Das war ein Zeichen, dass es nicht berührt worden war. Es enthielt eine Quantität Öl, die nur für einen einzigen Tag ausreichte, um die Menorah (Leuchter) anzuzünden. Es geschah ein Wunder, indem das Öl acht Tage lang anhielt (bis neues, reines Öl hergestellt werden konnte).
Im nächsten Jahr setzen sie (das Sanhedrin / Oberer Gerichtshof) ein Fest für acht Tage fest, mit Halel (Lob, Halel-Gebet) und Dank (Dank für die grossen Nissim (Wunder) wie z.B. das Al Hanissim-Gebet).
Ebenfalls ordneten sie an, dass jedes Jahr ab dem 25. Kislew acht Tage lang, an den Eingängen der Häuser oder an ihren Fenstern Lichter angezündet werden müssen, um so allen das grosse Wunder bekannt zu machen, das G“tt uns in diesen Tagen geschehen liess.
Ta’anit Assarah beTewet / Der Fasttag des zehnten Tewet
Der Anfang vom Ende
Von dem Tage an, an dem Israel unter der Führung von Jehoschua ins Land einzog, bewohnte das jüdische Volk Erez Jisrael während 850 Jahren. Vierhundert und vierzig Jahre bis zum Bau des Tempels durch Schlomo Hamelech (König Salamon) und zusätzliche vierhundert und zehn Jahre bis die babylonischen Horden das Land zerstörten.
Als Israel in das Land zog, sollte es für immer im Lande bleiben. G“tt hatte es Awraham so versprochen: ’Denn das ganze Land, das du siehst, dir werde ich es geben und deinen Nachkommen bis in Ewigkeit.’ (Ber. 13, 15) Nur hatte G“tt eine Bedingung gestellt: ’und ihr sollt alle meine Gesetze und alle meine Rechtsvorschriften bewahren und sie ausführen, damit das Land, in das Ich euch bringe, um dort zu wohnen, euch nicht ausspeie.’ (Wajikra 20, 22) Ferner: ’Damit das Land euch nicht ausspeie, wenn ihr es verunreinigt, so wie es das Volk, das vor euch da war, ausgespien hat.’ (Wajikra 18, 28)
Dies kann mit einem Prinzen verglichen werden, der widerliche Speisen zu essen bekam, die er nicht bei sich behalten konnte und ausspeien musste. In gleicher Weise kann das Land Israel keine Menschen bei sich behalten, die das Gesetz übertreten. (Raschi zu obiger Stelle)
Unter den 21 Generationen, die zuerst im Lande gewohnt hatten, gab es viele Generationen, die G“ttes Gebote nicht einhielten, die das Land durch Götzendienst verunreinigten. Da zürnte G“tt über Jehuda und Jeruschalajim. Es standen Propheten auf, die das Volk verwarnten, und es zur Rückkehr aufriefen. Doch es wollte nicht hören.
’Sowohl alle Führer der Kohanim als auch das Volk selbst übertraten die Gesetze, wurden mit allen Abscheulichkeiten der Völker untreu. Sie verunreinigten das Haus G“ttes, das Er in Jeruschalajim geheiligt hatte. Da schickte G“tt, der G“tt ihrer Väter immer und immer wieder Boten denn Er hatte Mitleid mit Seinem Volk und mit Seiner heiligen Stätte. Doch es verspottete die Boten G“ttes, verachtete Sein Wort und verhöhnte Seine Propheten, bis der Zorn G“ttes sich gegen Sein Volk erhob, so dass es keine Heilung mehr gab.’ (Diwrej Hajamim / Chronik II, 36, 14-16)
Unsere Weisen sagten: Womit kann man die zehn Stämme und Jehuda und Binjamin vergleichen? Mit zwei Personen, die sich während der Regenzeit in ein neues Gewand hüllen. Einer zog von der einen Seite, der andere von der zweiten Seite, bis das Gewand zeriss. So auch die zehn Stämme beteten die Götzen von Schomron unaufhörlich an; die Stämme Jehuda und Binjamin beteten die Götzen von Jeruschalajim immer weiter an, bis sie die Zerstörung Jeruschalajims verursachten. (Einleitung von Ejcha Rabba)
’Es war im neunten Jahre seiner Regierung (von Zidkijahu), im zehnten Monat (Tewet) am zehnten des Monats, da kam Newuchadnezar, König von Babylonien, nach Jeruschalajim; er und sein ganzes Heer. Er belagerte es und baute Festungen ringsum. So wurde die Stadt bis zum elften Regierungsjahr des Königs Zidkijahu belagert. Am neunten des Monats (Tamus) war die Hungersnot in der Stadt gross, das Volk hatte kein Brot und die Stadtmauer wurde durchbrochen…’ (Melachim II, 25, 12-15)
’Im fünften Monat (Aw), am zehnten des Monats… kam Newusaradan, der Henkermeister… und zündete das Haus G“ttes und das Haus des Königs an und alle Häuser von Jeruschalajim… und die ganze Mauer rings um Jeruschalajim wurde zerstört… und Newusaradan, der Oberste des Militärs, führte die hinterbliebenen Massen in die Verbannung. (Jirmijahu 52, 12-15)
Tu biSchewat – der 15. Schewat, Rosch Haschana der Bäume
Der 15. Schewat ist einer der vier Jahresanfänge des jüdischen Jahres. Es sind dies: Der erste Nissan, der erste Elul, der erste Tischri und der 15. Schewat. Jeder einzelne dieser Jahresanfänge hat seine spezielle Bedeutung (siehe Details unter „Der Monat Schewat“).
Der fünfzehnte Schewat ist Neujahr für die Bäume. Unsere Weisen legten deshalb den 15. Schewat als Grenze zwischen einem Jahr und dem nächsten fest, da zu dieser Zeit die Menge des Regenfalls seine Höhe erreicht hat und die Erde von den ausgiebigen Regenfällen des Winters durchtränkt ist. Der Saft steigt von der Erde in die Bäume hoch und die Bäume beginnen Fruchtknospen zu treiben. Deshalb sind die neu treibenden Fruchtknospen dem Segen des neuen Jahres zuzuschreiben.
Tu biSchewat ist Neujahr für die Bäume in Bezug auf die verschiedenen Arten der Ma’assrot (Verzehntung). Die Ma’assrot sind nicht in allen Jahren gleich. Im ersten, zweiten, vierten und fünften Jahr nach dem Schmitta(Brach)-Jahr wird Ma’asser Scheni (der zweite Zehnt) abgehoben, das in Jeruschalajim verzehrt werden muss. Hingegen im dritten und sechsten Jahr wird das Ma’asser (Ma’asser Ani) den Armen verteilt. (Der erste Zehnt ist in allen Jahren gleich; er wird den Leviten gegeben). Deshalb ist es wichtig zu wissen, wann ein neues Jahr beginnt. Aber auch deshalb – wie bereits erwähnt – weil der Zehnt von einem Jahrgang nicht für einen anderen Jahrgang abgesondert werden darf.
Ebenso dient dieser Tag zur Berechnung für Orla (Genussverbot der Baumfrüchte in den ersten drei Jahren) und Neta Rewai – die Baumfrüchte des vierten Jahres, die in Jeruschalajim verzehrt werden müssen. Mit Tu Bischwat ist das Jahr abgeschlossen und nicht mit dem ersten Tischri. Manche sagen, dass dies sich auch auf die Früchte des Schmittajahres bezieht, so dass Früchte, die vor dem 15. Schewat des achten Jahres Knospen treiben, als Früchte des siebten Jahres gerechnet werden. Hat der Reifungsprozess erst nach Tu Bischewat begonnen, werden sie als Früchte des achten Jahres gerechnet. Es handelt sich hierbei nicht um die Blütezeit, sondern um die „Chanata“ – Anfang der Fruchtbildung – bevor die Frucht ein Drittel ihrer normalen Grösse hat.
Rosch Haschana des Tu biSchewat – ein gewöhnlicher Wochentag
Obwohl man Tu Bischewat Rosch Haschana – Neujahr – nennt, betrifft diese Bezeichnung einzig und allein die oben erwähnten Gesetze der Verzehntung von Früchten. Es ist an diesem Tage nicht verboten Werk zu verrichten, es ist kein ausgesprochener Freudentag mit besonderem Festmahl und auch im Gebet wird das Fest nicht erwähnt. Trotz alldem erhält der Tag ein festliches Gepräge. Weder am Vorabend zu Mincha noch zu Schacharit am Tage selbst wird „Tachanun – das Bittgebet“ gesagt. Man hält an diesem Tage keine Trauerreden, und wenn Tu Bischewat auf Schabbat fällt, sagt man kein ‘Aw Harachamim’ – ein Gebet, in dem die Verstorbenen erwähnt werden.
Es ist Sitte, an diesem Tag viele Früchte, ganz speziell diese, die in Erez Jisrael wachsen zu essen. Man pflegt auch eine neue Frucht, von der man dieses Jahr noch nicht gegessen hat, zu geniessen, damit man den Segensspruch „Schehechejanu“ darüber sagen kann.
Tu biSchewat zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man das Land Israel lobt, denn an diesem Tage erneuert sich der Boden des heiligen Landes. Wenn die Tora vom Lande Israel spricht, so lobt sie haupsächlich seine Baumfrüchte: „Erez Chitta uSe’ora weGefen uTe’ena weRimon, Erez Sejt Schemen uDewasch – ein Land des Weizens und der Gerste, des Weinstocks, der Feigen und der Granatäpfel, ein Land der Oliven und des Dattelhonigs“ (Dewarim 8, 8). Gepriesen wird hier das Land in Bezug auf zwei Getreidesorten und fünf Fruchtarten. Wenn der Boden Erez Jisraels seine Kraft erneuert, um seinen Reichtum hervorzubringen, dann freut sich auch das Volk Israel, welches das Land liebt und sich nach ihm sehnt.
Ein Gebet für einen schönen Etrog
Folgendes steht in dem Buch ‘Benej Jissas’char: Wir haben von unseren Vorvätern die Tradition übernommen am 15. Schewat zu beten, G’tt möge uns einen Etrog kascher (schönen Etrog) vorbereiten, wenn wir ihn für die Mizwa (am Sukkot) benötigen, denn der Etrog, den wir erhalten entspricht dem Verdienst jedes einzelnen. Darum ist es schön und angemessen, dass ein Mensch an dem Tage, an dem die Fruchtbäume zu spriessen beginnen sich einen schönen Etrog ausbittet. So wird auch dieses Gebet Früchte tragen.
Purim
Purim kommt vom hebräischen Wort Pur, Los.
Purim ist ein Fest, das an die Errettung des jüdischen Volkes aus drohender Gefahr in der persischen Diaspora erinnert. Haman, der höchste Regierungsbeamte des persischen Königs, versuchte die gesamten Juden im Perserreich an einem Tag auszurotten, wie es heisst:
“Im ersten Monat, das ist der Monat Nissan, im zwölften Jahr des Königs Achaschwerosch warf man das “Pur”, das ist das Los, vor Haman von Tag zu Tag und von Monat zu Monat. Das Los fiel auf den dreizehnten Tag des zwölften Monats, das ist der Monat Adar” (Esther 3,7).
Denn Haman, Sohn des Hamdata, der Agagiter, der Feind aller Juden, hatte gegen die Juden den Plan gefasst, sie zu vernichten. Er hatte das “Pur”, das ist das Los, geworfen, um sie auszurotten und zu vernichten. (Esther 9.24).
Das bedeutet also, dass der 13. Adar von Haman durch das Los (Pur) für die Ermordung aller Juden bestimmt wurde.
In kürzester Zeit drehte sich alles um.
Nachdem Haman am 13. Nissan beschlossen hatte die Juden 11 Monate später, am 13. Adar, umzubringen und dies vom König Achaschwerosch abgesegnet wurde, wurden Briefe ausgesandt, wie es heisst: „Und die Briefe wurden durch die Eilboten in alle Provinzen des Königs gesandt, um alle Juden zu vernichten, umzubringen und auszurotten, vom Knaben bis zum Greis, Kinder und Frauen, an einem Tag, am dreizehnten des zwölften Monats, das ist der Monat Adar, und um ihre Habe als Beute zu erbeuten“ (Megillat Esther 3,13). Als dies publik wurde, fasteten die Juden von Schuschan drei Tage lang, 14., 15. und 16. Nissan, Erew Pessach, 1. und 2. Tag Pessach. Sie schrien zu G“tt, machten Teschuwa (Rückkehr) und versprachen von nun an alle Gebote der Tora peinlichst genau einzuhalten. Die Wirkung liess nicht auf sich warten, bereits am dritten Tag ihres Fastens, am 16. Nissan, (nur vier Tage nach der schrecklichen Verfügung), wurde Haman gehängt.
Das zeigt einmal mehr, was unsere eigentliche Waffe ist.
Durch die Intervention von Mordechai und Königin Esther wurden neue Briefe geschickt, das den Juden erlaubte am 13. Adar gegen ihre Feinde zu kämpfen.
Sie fasteten am 13. Adar, kämpften und siegten. Am nächsten Tag ruhten sie. In der Hauptstadt Schuschan erhielten die Juden einen weiteren Tag zum Kämpfen und ruhten daher erst am 15. Adar. Deshalb wurde von Mordechai, Esther und den übrigen Weisen dieser Generation angeordnet in allen Generationen ihnen dies nachzuahmen, wie es heisst (Megillat Esther 9, 27-32):
„Die Juden legten sich es als Pflicht auf und nahmen es als unveränderlichen Brauch an für sich und für ihre Nachkommen und für alle, die sich ihnen anschlössen, diese beiden Tage Jahr für Jahr zu feiern nach der für sie geltenden Vorschrift und der ihnen festgesetzten Zeit. Und sie bestimmten, dass diese Tage in Erinnerung bleiben und gefeiert werden sollten in jeder einzelnen Generation, in jeder einzelnen Familie, in jeder einzelnen Provinz und in jeder einzelnen Stadt, und dass diese Purimtage bei den Juden nicht untergehen und die Erinnerung an sie bei ihren Nachkommen kein Ende finden sollten.
Und die Königin Ester, die Tochter Awichajils, und der Jude Mordechai, schrieben mit allem Nachdruck, um diesen zweiten Purimbrief als Pflicht festzulegen. Und er sandte Briefe an alle Juden, in die 127 Provinzen im Königreich des Achaschwerosch, Worte des Friedens und der Treue, um diese Purimtage in ihren festgesetzten Zeiten als Pflicht festzulegen, so wie der Jude Mordechai und die Königin Ester es ihnen als Pflicht festgelegt hatten und wie sie es sich selbst und ihren Nachkommen als Pflicht festgelegt hatten, nämlich die Regelung der Fasten und ihrer Wehklage. Und der Befehl Esters legte diese Purimvorschriften als Pflicht fest, und es wurde in einem Buch niedergeschrieben“.
Deshalb wird Purim am 14. Tag des Monats Adar gefeiert. In Städten, die zur Zeit Jehoshuas, bei der Einnahme des Landes Kena’an, eine feste Stadtmauer hatten – heute gilt dies hauptsächlich für Jerusalem – wird Purim am 15. Adar, wie in Schuschan, gefeiert.
In jüdischen Schaltjahren wird der Adar verdoppelt; Purim findet in diesem Fall im zweiten Adar statt.
Die vier Mitzwot von Purim, am Tag (4 x “M”):
Megilla – Lesen der Ester-Rolle
Mischte – Purim-Festmahlzeit
Mischloach Manot – Freunden Esswaren schicken
Matanot LaEwjonim – materielle Gaben an Bedürftige
Pessach – Das Fest des Auszuges aus Ägypten
Pessach (hebräisch: פסח,aramäisch Pas-cha), gehört zu den zentralen Festen des Judentums. Es erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung des Jüdischen Volkes aus der dortigen Sklaverei, mit der sie als eigenes, von G“tt erwähltes Volk in die Geschichte eintraten. Die Haggada (Erzählung) verbindet jede neue Generation der Juden mit ihrer Ursprungsgeschichte.
Das Pessach-Fest wird vom 15. bis 22. Nissan als Familienfest mit den vorgeschriebenen Gesetzen und verschiedenen Riten gefeiert, darunter dem Seder (Ordnung) und dem Verzehr von Mazot (Matzen). Deshalb heißt er auch in der Torah „Chag haMatzot“ („Fest der ungesäuerten Brote“).
In der Zeit des Bet haMikdasch – der jüdischen Tempels – gehörte Pessach zusammen mit Schawuot (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) zu den drei Wallfahrtsfesten, an denen alle Juden mit ihren Familien nach Jerusalem zum Tempel auf dem Zionsberg pilgerten, um dort die Pessachtiere zu opfern.
Das hebräische Wort Pessach bedeutet „Auslassen“ oder „Überspringen“ der jüdischen Häuser beim Strafgericht an den ägyptischen Erstgeborenen durch G“tt und dem Todesengel in der Nacht des Auszugs. Die Hebräer blieben verschont, weil sie die Gebote des Ewigen erfüllten, u.a. ihre Türpfosten mit dem Blut des Pessachs-Opfers mit der Ejsow (Ysop)- Pflanze bestrichen hatten.
Dieses Fest beendet die Knechtschaft Israels: Nachdem sich die Ägypter weigerten, die Hebräer ziehen zu lassen, kündet Gott ihnen nach neun erfolglosen Plagen die Tötung der Erstgeborenen von Mensch und Tier an. Um verschont zu bleiben, solle jede israelitische Familie am Erew Pessach (14. Nissan) ein männliches, einjähriges fehlerloses Lamm von Schaf oder Ziege schlachten, mit dessen Blut die Türpfosten bestreichen und es dann braten und dann gemeinsam am Abend mit Matze und Maror (Bitterkraut) vollständig verzehren. Die so markierten Häuser werde G“tt und der Todesengel in derselben Nacht mitternachts überspringen, während sie die Strafaktion an Ägypten vollstrecke. Danach drängt der Pharao die Israeliten zum Verlassen des Landes, worauf sie gemäß Gottes Anweisungen bestens vorbereitet sind.
Neben Schlachtung und Verzehr der Pessachtiere befiehlt G“tt das Auskehren vor Pessach von allem gesäuerten Teig und verbietet während den Pessach-Tagen Chamez (gesäuertes Brot) zu essen. Israeliten und Konvertiten in Israel, die diese Bestimmung missachten und gesäuertes Brot essen, wird die Todesstrafe angedroht.
Die Pessachnacht-Feier wird gegürtet, mit Schuhen an den Füssen und mit Stock in der Hand gefeiert, vorbereitet zum anstehenden Auszug.
Morgens und abends besteht die Pflicht den Auszug aus Ägypten zu gedenken, wie es heisst:
…damit du dein ganzes Leben lang des Tages gedenkst, an dem du aus Ägypten gezogen bist
Datum
Pessach fällt gemäß der Torah in dem jüdischen Frühlingsmonat Nissan und beginnt nach dem Jüdischen Kalender am Abend des 14. Nissans. Die folgende Tabelle zeigt die Termine von Pessach in den nächsten Jahren. Das Fest beginnt wie alle jüdischen Feiertage am Sonnenuntergang des Vorabends.
Das Pessachfest dauert sieben Tage, in der Diaspora acht Tage. Während dieser Zeit darf gemäß G“ttes Gebot nichts Gesäuertes (hebräisch Chametz) verzehrt werden noch sich im Haus befinden. Alle Speisen, die in irgendeiner Weise mit Gesäuertem in Berührung kamen mässen aus dem Hause geschaffen werden. Sie dürfen an Pessach weder zur Zubereitung oder Darreichung von Speisen, ja nicht einmal zur Viehfütterung genutzt werden. Als Säuerndes gilt jede der fünf Getreidearten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel (Spelt), die für mindestens 18 Minuten mit Wasser in Kontakt kam, sowie jede Speise und jedes Getränk, das aus einer dieser Getreidesorten hergestellt ist oder sie enthält.
Vorbereitung
Zur Festvorbereitung werden daher in der Vorwoche sämtliche gesäuerten Nahrungsmittel verzehrt, verschenkt oder verkauft und die übrigen in einem großen Hausputz entfernt. Das Haus wird bis auf den letzten Krümel gereinigt. Chametz, welches vergessen und später entdeckt wurde, darf nicht mehr genutzt werden und wird deshalb weggeworfen. Glasgeschirr wird drei Tage gewässert (jeweils nach 24 Stunden gewechselt). Geräte aus Metall (Töpfe, Besteck) und aus Holz werden nach gründlicher Reinigung (sofern möglich) gekaschert – in siedendem Wasser kurz gekocht – um es vorschriftsmäßig für Pessach geeignet zumachen. In vielen Haushalten gibt es eigenes Geschirr und Besteck nur für Pessach. Alles Küchenzubehör aus anderen Materialien, wie Porzellan und Plastik wird während des Festes weggeschlossen. Zum Abschluss dieser Hausreinigung wird eine Nacht vor Pessach im Licht einer Kerze jeder Winkel der Wohnung nach verbliebenem Chametz durchsucht.
Dieses Mazte-Essen soll an die biblische Erzählung erinnern, nach der die Israeliten so rasch aus Ägypten ausziehen mussten, dass zum Säuern und Gärenlassen der Brote als Reisenahrung keine Zeit mehr blieb. Während der acht Festtage wird darum nur ungesäuertes Brot (Mazza) gegessen. Die Matzen sind dünne, nur aus Mehl und Wasser ohne Hefe hergestellte knusprige Fladenbrote. Die gesamte Herstellungszeit vom Anrühren des Teiges bis zum Backen soll 18 Minuten nicht überschreiten, damit der Teig auf keinen Fall säuert.
Das Omer-Zählen
Die Tora befiehlt uns, sieben Wochen lang zu zählen, vom Tage des Darbringens des Omer, das am 16. Nissan – zweiter Tag von Pessach – gebracht wird, bis zum Schawuotfest, dem fünfzigsten Tage nach der Darbringung des Omer. Man beginnt in der zweiten Nacht des Pessachfestes – in der Diaspora ist dies der zweite Sederabend – und zählt sieben Wochen lang, 49 Tage. ‘Fünfzig Tage’ wird von den Weisen ‘bis zum fünfzigsten Tage’ ausgelegt, da es vorhin heisst: „…sieben vollkommene Wochen sollen es sein…“
Jeder einzelne ist aufgefordert zu zählen, da es ja heisst ‘Usefartem lachem – zählt für euch’. Obwohl das Heiligtum nicht mehr steht und kein Omer mehr dargebracht wird, ist auch heute noch die Mizwa des Omerzählens Pflicht. Ein Teil der Rischonim sagt, da es heute kein Omeropfer mehr gibt, ist diese Mizwa nur noch „Midiwrej Sofrim“ – ein von den Schriftgelehrten angeordnetes Gesetz.
Der Beginn der Pflicht des Omerzählens ist bei Einbruch der Nacht, da es ja heisst: ‘Temimot tihejena – vollständig sollen sie sein.’ Vollständig sind diese Tage aber nur, wenn sie mit Beginn der Nacht des 16. Nissan anfangen. So wie die erste Zählung bei Beginn der Nacht stattfindet, so müssen auch die folgenden Zählungen bei Beginn der Nacht erfolgen.
Lag BaOmer
Lag baOmer ( ל”ג בעומר ) ist ein jüdisches Fest, das am 33. Tag des Omer-Zählens zwischen Pessach und Schawuot begangen wird und jeweils auf den 18. Ijar fällt. Lag (hebräisch ל”ג ) steht hier für 33.
Der Ursprung des Festes geht auf folgende Begebenheit zurück: Rabbi Akiwa, einer der bedeutendsten Mischna-Gelehrten nach der Zerstörung des 2. Tempels, hatte 24’000 Schüler. Sie waren grosse Gelehrte, jedoch ehrten sie einander nicht. Alle starben zwischen Pessach und Schawuot. Am Lag baOmer hörte das Sterben auf.
Zusätzlich dient das Fest zur Erinnerung an Rabbi Schimon ben (bar) Jochai. Rabbi Schimon war einer der fünf Schüler Rabbi Akiwas, die am Leben blieben und die gesamte Überlieferung der mündlichen Lehre den nächsten Generationen weitergaben. Nach der Überlieferung starb Rabbi Schimon an diesem Tag. In Meron in Galiläa, unweit von Zefat, werden seine Grabstätte und diejenige seines Sohnes Rabbi Elasar ben Schimon jeweils von Hunderttausenden an Lag baOmer besucht.
Grosse Feuer werden zu Ehren Rabbi Schimons gezündet, Erwachsene und Kinder singen und tanzen um sie herum.
Lag baOmer ist ein fröhliches Fest. Die verschiedenen einschränkenden Gebote (Trauergebote), die für die Omer -Tage zwischen Pessach und Schawuot gelten, sind an diesem Tag aufgehoben. Die Haare dürfen wieder geschnitten und es darf wieder Musik gehört und gespielt werden. Vor allem aber können an diesem Tag Hochzeiten durchgeführt werden – ein Angebot, von dem reichlich Gebrauch gemacht wird. Erwachsene und Kinder zünden Lagerfeuer und tanzen und singen um sie herum.
Schawuot – Das Wochenfest
Schawuot gehört mit Pessach und Sukkot (dem Laubhüttenfest) zu den Wallfahrtsfesten, den Festen, die zur Zeit der beiden Tempel mit einer Pilgerfahrt nach Jerusalem und Opfern im Tempel begangen wurden.
Schawuot wird jeweils am 50. Tag der Omer-Zählung – ungeachtet des Kalender-Datums – gefeiert. Nach unserm heutigen Kalender fällt Schawuot immer auf den 6. Siwan. Jedoch zur Zeit als der Neumontagstag nach Aussagen von Zeugen, die den Neumond gesichtet hatten, bestimmt wurde, konnte Schawuot auch auf den 5. oder 7. Siwan fallen. Hatten die vergangenen Monate Nissan und Ijar nur je 29 Tage, so fiel Schawuot auf den 7. Siwan, hatten sie je 30 Tage, so war Schawuot am 5. Siwan. Nach unserem Kalender findet das Fest immer am 6. Siwan statt, da jedes Jahr Nissan 30 und Ijar 29 Tage hat.
Genau wie alle anderen Feiertage dauert auch Schawuot in der Diaspora (im Galut) einen Tag, länger. In Israel dauert Schawuot einen Tag, in der Diaspora zwei Tage. Der Grund für den Unterschied ist, dass man früher, als es keine Kommunikationsmittel hatte, in der Diaspora nicht wusste, wann in Israel der Neumondstag bestimmt wurde. Zwar wurden vom Sitz des – den Neumondtages bestimmenden – Gerichtshofes Gesandte in die Städte der Diaspora gesendet, jedoch kamen sie je nach Entfernung oft nach dem Feste an. Deshalb waren die Juden der Diaspora wegen des Zweifels gezwungen einen Tag zum Feste hinzuzufügen. Unsere Weisen ordneten an, dass auch nach dem Festlegen des Kalenders, dies so bleiben soll, „vielleicht könnte wegen den Verfolgungen, der alte Zustand zurückkehren.“
Chag Schawuot bedeutet „das Wochenfest“: als Vollendung der siebenwöchigen Omerzeit.
Schawuot hat weitere Namen wie:
Chag Hakazir – Fest der Ernte: Beginn der Weizenernte
Jom HaBikurim – Tag der Erstlingsfrüchte: Beginn des Darbringens des neuen Getreides (Mehl) auf dem Altar im Tempel und Beginn des Bringens der Erstlingsfrüchte der sieben Arten in den Tempel.
Azeret – Schlussfest: Abschluss der siebenwöchigen Omerzeit
Seman Matan Torah – Zeit der Torah-Gebung: An diesem Tag wurde dem jüdischen Volk die Torah gegeben.
Die Fasttage der Gemeinde
Der Prophet Secharja (Zacharias) erwähnt diese Fasttage erstmals (8,19): ” So spricht der Ewige, das Fasten im vierten Monat ( 17. Tamus) und das Fasten im fünften Monat (9. Aw) und das Fasten im siebten Monat (3. Tischrej) und das Fasten im zehnten Monat (10. Tewet)…..”
Shiw’a Assar beTamus: Der Fasttag am 17. Tamus
Im Traktat Ta’anit (4,6) erklärt die Mischna, dass wir wegen fünf Tragödien fasten, die sich an diesem Tag ereigneten:
- Mosche zerbrach die Bundestafeln;
- Das Korban Tamid (das tägliche Opfer) wurde unterbrochen;
- Die Stadtmauer von Jerusalem wurde durchbrochen;
- Apostomos verbrannte die Torarolle;
- Im Tempel wurde ein Götzenbild aufgestellt.
Mosche zerbricht die Bundestafeln
Die Unterbrechung des Korban Tamid
Eine weitere Erklärung ist, dass das Korban Tamid zur Zeit der Belagerung von Jerusalem vor der Zerstörung des Tempels unterbrochen wurde. Dies beziehe sich auf die eineinhalbjährige Belagerung durch Newuchadnezar vor der Zerstörung des Ersten Tempels.
Eine dritte Erklärung ist: Als die Hasmonäerkönigin Alexandria (Salome Alexandra) im Jahr 3697 (63 v.d.Z.) starb, brach zwischen ihren beiden Söhnen Horkenos II. (Hyrkanos II.) und Aristoblus II. (Aristobulos II.) ein Bürgerkrieg aus. Einmal wurde Horkenos in Jerusalem durch Aristoblus belagert. Obwohl beide Seiten bereit waren, einander zu bekriegen, strebten beide nach Weiterführung der täglichen Opfer im Tempel. Die Belagerten liessen täglich von der Mauer eine Truhe mit Geld hinunter. Die Belagerer nahmen das Geld aus der Truhe und steckten zwei Lämmlein hinein. Diese wurden dann hochgezogen und im Tempel dargebracht. Ein hellenisierter Jude aus dem Lager des Aristoblus erklärte, es würde ihnen niemals gelingen, die Stadt zu erobern, solange die Verteidiger imstande seien, das Korban Tamid darzubringen. Am nächsten Tag wurde statt der Schafe ein Schwein hinaufgeschickt. Als das Schwein die Höhe der halben Mauer erreichte, drückte seine Klauen in die Mauer hinein und das ganze Land Israel erbebte (Talmud Baba Kama 82b). Das geschah am 17. Tamus. Von da an hörten die täglichen Opfer im Tempel auf. Der Krieg zwischen den beiden Brüdern führte zur Intervention Roms und zum Ende der jüdischen Unabhängigkeit.
Die Stadtmauer von Jerusalem wird durchbrochen
Der Talmud Jeruschalmi (Ta’anit 4,5) erklärt jedoch, dass die Mauer auch beim ersten Tempel erst am 17. Tamus durchbrochen wurde. Jedoch waren die Leiden und Verwirrung durch die lange Belagerung Jerusalems so gross, dass sie sich in der Berechnung des Kalenders irrten und glaubten, es sei der 9. Tamus. Obwohl G“tt und der Prophet Jirmijahu die wahre Berechnung kannten, liess G“tt den Propheten das falsche Datum niederschreiben um das grosse Leid und die grosse Verwirrung unter der belagerten Bevölkerung in Jerusalem vor der Zerstörung zum Ausdruck zu bringen.
Die Verbrennung der Torarolle durch Apostomos
Aufstellung eines Götzenbildes im Tempel
Dass ein solches Götzenbild im Tempel am 17. Tamus aufgestellt wurde, wissen wir aus dem Buch Daniel: (12,11) “Von der Zeit, wo das tägliche Opfer abgeschafft und der Gräuel der Verwüstung aufgestellt wurde …”
Daniel erwähnt jedoch nicht, wer dieses Götzenbild aufstellte. Der Talmud Jeruschalmi (Ta’anit 4,5) bringt zwei Meinungen: Manche sagen, es sei Apostomos gewesen, andere sprechen über Menasche, einem bösen jüdischen König zurzeit des Ersten Tempels.
Die “Drei Wochen”
Da am 17. Tamus die Leiden der Tempelzerstörung angefangen haben, beginnt eine dreiwöchige Periode der Trauer. Ab dem 17. Tamus werden Trauerriten begangen. Mit dem Beginn des Monats Aw werden diese Bräuche strenger je näher Tisch’a BeAw (der Neunte Aw) kommt.
- Vorschriften ab 17. Tamus bis Rosch Chodesch Aw (bis zum ersten Aw)
- Vorschriften ab Rosch Chodesch Aw bis zum Beginn der Woche, in der Tisch’a BeAw (der 9. Aw) ist
- Vorschriften für „Schabbat Chason“ (Schabbat vor Tisch’a beAw)
- Vorschriften von Beginn der Woche an, in der Tisch’a BeAw ist bis Erew Tisch’a BeAw (8. Aw)
- Vorschriften für Erew Tisch’a BeAw (8. Aw)
- Vorschriften für Tisch’a BeAw (9. Aw)
- Vorschriften bis zum 10. Aw mittags
Folgende Vorschriften gelten bis Rosch Chodesch Aw (bis zum ersten Aw):
- In dieser Zeit schert man sich nicht, weder das Haupthaar noch den Bart, noch das Haar am ganzen Körper; Erwachsene dürfen auch nicht Kinder scheren. Jedoch darf man den Oberlippenbart (Schnurrbart/Schnauz) scheren, soweit er beim Essen stört. Ebenfalls ist es erlaubt die Nägel zu schneiden.
- In dieser Zeit ist Tanz und Musik verboten, zu musizieren noch Musik zu hören. Ein Jude, der von Beruf Musiker ist, darf seines Lebensunterhaltes wegen in nichtjüdischen Häusern musizieren.
- Man heiratet nicht. Jedoch ist es erlaubt sich zu verloben und sogar ein Festmahl dabei zu veranstalten. Tanz und Musik bleiben aber verboten.
- Manche haben den Brauch, ab dem Fasttag des 17. Tamus (ausser am Schabbat oder einer Mahlzeit zu Ehren einer Mizwa) kein Fleisch zu essen und keinen Wein zu trinken. Der weitverbreitete Brauch ist jedoch mit diesem Verbot erst am 1. Aw zu beginnen.
- Man darf neue Kleider kaufen. Angesehene Kleider, auf die man beim ersten Anziehen den Segensspruch „Schehechejanu” spricht, dürfen wochentags nicht angezogen werden. Am Schabbat jedoch ist es erlaubt die neuen Kleider anzuziehen und das „Schehechejanu” über sie zu sprechen.
Vorschriften ab Rosch Chodesch Aw (1. Aw)
Wenn der Monat Aw beginnt, verringere man die Freude (Talmud: Ta’anit, 29a)
Jeder, der um Jerusalem trauert hat den Verdienst sie in der Zeit ihrer Freude (nach Aufbau von Jerusalem und des 3. Tempels) sehen zu dürfen; und der nicht um Jerusalem trauert wird sie nicht in der Zeit ihrer Freude sehen (Talmud Ta’anit 30b).
- Verbot des Haarscherens wie bis anhin. Nägelschneiden erlaubt wie bis anhin.
- Verbot des Heiratens wie bis anhin. Sich zu verloben ist erlaubt wie bis anhin – sogar am Tisch’a BeAw selbst, damit ein anderer ihm nicht zuvorkommt – jedoch darf dabei kein Festmahl veranstaltet werden, auch am Schabbat nicht. Ein kleiner Imbiss ist hingegen erlaubt (ausser am Tisch’a BeAw natürlich).
- Verbot von Tanz und Musik wie bis anhin; auch für einen Musiker, der seines Lebensunterhaltes wegen bis anhin in nichtjüdischen Häusern musizieren durfte.
- Man darf keinen Lustbau oder einen Bau, nur der Bequemlichkeit wegen, bauen. Man darf sein Haus oder seine Wohnung nicht streichen lassen. Jedoch darf man etwas reparieren lassen, damit der Schaden nicht noch grösser wird.
- Wenn man einen Prozess mit einem Nichtjuden hat, soll man ihn bis nach Tisch’a beAw verschieben lassen, weil diese Zeit für die Juden eine ungünstige Zeit ist.
- Neue Kleider dürfen in diesen Tagen nicht angezogen werden, auch am Schabbat nicht, sogar wenn das “Schehechejanu” über sie bereits beim Kauf vor dem 17. Tamus gesprochen wurde.
- Es dürfen weder neue Kleider gekauft werden noch darf man sie von einem Schneider herstellen lassen.
- Die Schabbat-Kleider dürfen nicht angezogen werden. Jedoch bei einer Brit-Mila dürfen die Eltern des Kindes, der Mohel und der “Sandak” Schabbat-Kleider anziehen. Bei einer Bar-Mizwa darf der Junge und seine Eltern und bei einem Pidjon haBen dürfen die Eltern und der Kohen Schabbat-Kleider anziehen.
- Ab dem Eingang des 1. Aws wird kein Fleisch mehr gegessen und kein Wein mehr getrunken. Der Grund dieses Verbotes ist, weil durch die Zerstörung des Tempels die Fleisch-Opfer und die Guss-Opfer (von Wein) aufhörten. Jedoch ist es erlaubt in einem fleischigen Topf andere Speisen zu kochen.
- Am Schabbat wie auch zu Ehren einer Mizwa wie z.B. Brit-Mila, Pidjon haBen oder an einer Sijum Mesechet (Feier zu Ehren des Fertiglernens eines Talmud-Traktates) ist der Genuss von Fleisch und Wein erlaubt.
- Wem Milchspeisen schaden, darf Fleisch von Geflügel essen. Für einen Kranken ist alles erlaubt.
- Kleider dürfen weder gewaschen noch gebügelt werden, auch nicht ein Kleidungsstück, das man erst nach Tisch’a beAw anziehen will. Wer nur ein einziges Hemd hat darf es waschen.
- Ebenso ist es verboten gewaschene Kleider anzuziehen, mit gewaschener Bettwäsche Decken, Kissen und Matratze zu überziehen oder mit gewaschenen Tischtüchern den Tisch zu decken. Jedoch besteht die Möglichkeit einige frischgewaschene Kleidungsstücke vor dem 1. Aw oder nach dem 1. Aw am Schabbat je eine halbe Stunde anzuziehen, um sie alsdann in den “neun Tagen” benützen zu dürfen, da sie so nicht mehr als frischgewaschen gelten.
- Kleinkinderwäsche darf gewaschen werden.
- Unterwäsche und Socken dürfen bei dringendem Bedarf (sehr verschmutzt oder übelriechend) gewechselt werden.
- Man darf sich nicht baden. Jedoch darf man Hände, Füsse und Gesicht mit kaltem Wasser (ohne Seife) waschen. Man darf etwas warmes Wasser hinzufügen, damit es nicht ganz kalt ist. Zur Heilung jedoch wie z.B. eine Wöchnerin, eine werdende Mutter, die bald niederkommt oder ein schwacher Mensch, dem der Arzt Bäder verschrieb, dürfen sich warm baden. Auch darf sich eine Frau, am Schluss ihrer Absonderung (Nidah) normal waschen und baden und zur Tewila gehen.
- Wer ein Schwerarbeiter ist und sehr schwitzt darf den Schweiss mit warmen Wasser wegwaschen. Ebenfalls in heissen Ländern oder an sehr heissen Tagen, an denen man sehr schwitzt, darf der Schweiss mit warmen Wasser weggewaschen werden.
- Verschmutzte Körperteile dürfen mit warmen Wasser gewaschen werden.
- Männer, die jeden Tag vor Schacharit in die Mikwa gehen, dürfen es auch in diesen Tagen tun. Wer es aber manchmal unterlässt, darf in diesen Tagen nicht in die Mikwa gehen.
- Deodorant darf benutzt werden.
Vorschriften für Schabbat Chason (Schabbat vor Tisch’a beAw)
- Freitag, Erew Schabbat Chason dürfen Hände, Füsse und Kopf mit warmen Wasser (ohne Seife) gewaschen werden. In verschiedenen Gemeinden ist jedoch der Brauch, dass man sich am Erew Schabbat Chason normal wie jeden Freitag wäscht.
- Nägelschneiden und Schuheputzen und -glänzen sind erlaubt, auch wenn Tisch’a beAw auf Schabbat fällt (und auf Sonntag verschoben wird).
- Wer keine Unterwäsche oder ein Hemd für Schabbat hat, darf waschen was er für Schabbat benötigt.
- Leintücher dürfen nicht gewechselt werden.
- Für Schabbat darf man gewaschene Tischtücher benützen. Wenn man kein gebügeltes Tischtuch hat, darf man es bügeln.
- Man darf Staubsaugen und den Boden aufwaschen.
- Der meistverbreitete Brauch ist, dass man am Schabbat Chason die Schabbat-Kleider anzieht.
- Am Schabbat Chason ist der Fleisch- und Weingenuss wie jeden Schabbat erlaubt, selbst wenn Tisch’a beAw auf Schabbat fällt und auf Sonntag verschoben wird.
- In den Gemeinden, wo der Brauch ist am Schabbat in der Synagoge zu tanzen, darf auch an diesem Schabbat getanzt werden.
- Bei Hawdala auf Wein oder Traubensaft, wenn es ein Kind (von ca. 6 – 9 Jahren) hat, der den Wein trinken kann, gebe man es ihm und wenn nicht, so trinke man den Wein selbst.
Vorschriften von Beginn der Woche, in der Tisch’a beAw ist, bis Erew Tisch’a beAw (8. Aw)
- Alles was ab dem 1. Aw verboten ist, ist selbstverständlich in dieser Woche weiter verboten.
- Erschwerend kommt folgendes hinzu:
- Nägelschneiden ist nur für eine Mizwa, wie z.B. für Schabbat (Tisch’a beAw am Schabbat) oder für eine Frau, die zur Tewila muss, erlaubt.
- Eine jüdische Frau, die mit Kleider waschen ihr Geld verdient, darf in diesen Tagen – sogar für Nichtjuden – keine Wäsche waschen. Wenn sie Geld benötigt, weil sie mittellos ist, so ist es ihr erlaubt für Nichtjuden zu waschen.
- Auch wer nur ein Hemd hat, darf es nicht waschen, ausser wenn es so verschmutzt ist, dass es nicht mehr angezogen werden kann.
Vorschriften für Erew Tisch’a beAw (8. Aw) an einem Wochentag
- Alles was ab dem 1. Aw verboten ist, ist selbstverständlich am Erew Tisch’a beAw weiter verboten.
- Erschwerend kommt folgendes hinzu:
- Man soll nicht spazieren gehen (wirkt ablenkend von der Trauer)
- Eine Brit-Mila- oder Pidjon haBen-Festmahlzeit soll am Vormittag gefeiert werden.
- Am Nachmittag soll nur das gelernt werden, was am Tisch’a beAw erlaubt ist (siehe ‘Vorschriften von Tisch’a beAw).
- Bezüglich der letzten Mahlzeit vor dem Beginn von Tisch’a beAw – „Se’uda Hamafseket – abschliessende Mahlzeit“ – soll man wie folgt vorgehen:
- Man isst am Mittag oder frühen Nachmittag eine feste Mahlzeit, dann betet man Mincha und vor Sonnenuntergang setzt man sich auf den Boden um die Se’uda Hamafseket zu essen.
- Bei dieser Mahlzeit isst man nur Brot und hartgekochte kalte Eier (Speise von Trauernden). Man soll ein Stück Brot in Asche eintunken und so essen. Nach Möglichkeit soll nur Wasser bei dieser Mahlzeit getrunken werden. Allerdings sind auch andere Getränke erlaubt, jedoch keine alkoholhaltigen, wie z.B. Bier.
- Diese Mahlzeit soll nicht gemeinsam gegessen werden, sondern jeder an einem andern Ort.
- In der Dämmerung (ab Beginn des Sonnenunterganges) gelten alle Vorschriften von Tisch’a beAw: Verbot von Essen, Trinken, Waschen, Salben, Lederschuhe anziehen und Eheleben (Details siehe Vorschriften für Tisch’a beAw). Deshalb muss man schon vor der Dämmerung die Lederschuhe ausziehen.
- Man sitzt auf den Boden, sofern man sitzen will. In der Synagoge werden alle Klagegebete auf dem Boden sitzend gesagt. Bei Bedarf darf ein Kissen untergelegt werden oder man darf auf einen ganz niedrigen Stuhl sitzen. Erst Tisch’a beAw Mittag darf man wieder normal sitzen.
- In der Synagoge vermindert man das Licht; man lässt nur soviel Licht, dass die Leute die Gebete sagen können. Man betet mit gedämpfter Stimme und Weinen wie Trauernde.
Vorschriften für Erew Tisch’a beAw (8. oder 9. Aw), der auf Schabbat fällt (Tisch’a beAw am Sonntag)
- An diesem Schabbat gelten alle Vorschriften von Schabbat Chason (siehe oben) Paragraph 1-9.
- Alle Bräuche bezüglich Se’uda Hamafseket (letzte Mahlzeit vor Tisch’a beAw) mit Brot, Asche, Eier und sich auf den Boden setzen, fallen weg.
- Paragraph 10 von Schabbat Chason bezüglich Hawdala ändert sich natürlich, da am Ausgang von diesem Schabbat nichts getrunken werden darf, da Tisch’a beAw bereits begonnen hat. Siehe nächster Paragraph.
- Bezüglich Hawdala gehe man wie folgt vor: Nach Ausgang von Schabbat zünde man die Hawdala-Kerze an und spreche die Beracha darüber. Die Beracha über „Bessamim – wohlriechende Gewürze“ fällt weg. Sonntagabend, nach Ausgang von Tisch’a beAw, mache man Hawdala, jedoch wird nur die Beracha über den Wein und die Beracha von Hawdala gesprochen.
- Achtung! Generell: Nach Ausgang von Schabbat darf keine Tätigkeit, die am Schabbat verboten ist zu machen, gemacht werden, bis man “Hawdala” gesprochen oder gehört hat. Das “Hawdala” sprechen gibt es auf drei Arten:
- Das Hawdala-Gebet “Ata Chonantanu” in der Tefilat Amida/Schone Esre-Gebet.
- “Hawdala” auf den Becher Wein.
- Man sage kurz: “Baruch Hamawdil bejn Kodesch leChol”. (Gelobt sei der, der unterscheidet zwischen Heilig und Profan)
- Deshalb darf hier erst Feufer gemacht werden, nachdem man zumindest den “Hawdala-Spruch” (3. Art) gesprochen hat!
Die Nacht von Tisch’a beAw
- Alle Vorschriften von Tisch’a beAw gelten auch in der Nacht von Tischa’a beAw.
- Es gibt einen Brauch in der Nacht von Tisch’a beAw auf dem Boden mit einem Stein unter dem Haupt zu schlafen.
- Ein Mensch soll die Bequemlichkeit beim Schlafen vermindern. Z.B. soll er statt mit zwei Kissen (wie er gewöhnt ist) nur mit einem schlafen.
- Es gibt einen Brauch einen Stein unter das Kissen zu legen als Andenken an Ja’akow, der auf einem Stein schlief (auf dem Berg Morijah) als G“tt ihm die Zerstörung des Bejt Hamikdasch (Tempel) zeigte.
- Schwächliche und empfindliche Menschen sind von diesen Bräuchen (2-4) befreit.
Vorschriften für Tisch’a beAw
- Generell soll ein Mensch seine Genüsse und Vergnügen am Tisch’a beAw vermindern.
- Man soll nicht rauchen. Wer sehr abhängig ist, darf nach Mittag zu hause (nicht in der Öffentlichkeit) rauchen.
- Man soll nicht spazieren gehen, damit man nicht von der Trauer abgelenkt wird.
- Folgende Dinge sind am Tisch’a beAw verboten (Übersicht):
- Essen, Trinken
- Sich waschen
- Salben
- Lederschuhe anziehen
- Ehebeziehung
- Tora-Lernen (beinhaltet die schriftliche wie auch die mündliche Lehre), denn die Tora erfreut das Herz.
- Grüssen
- Details zu den Verboten:
- Essen, Trinken:
- Auch schwangere und stillende Frauen sind im Prinzip verpflichtet zu fasten. Siehe Paragraph 3.
- Eine Wöchnerin ist im Prinzip die ersten 30 Tage nach der Geburt vom Fasten befreit. Der Brauch ist, wenn sie sich gut und stark fühlt nach 7 Tagen nach der Geburt, zu fasten.
- Eine kranke oder schwache Person ist vom Fasten befreit. Im Zweifelsfalle frage man einen kompetenten Rabbiner.
- Sich waschen
- Waschen, sowohl mit warmen als auch mit kaltem Wasser, ist verboten. Selbst einen Finger ins Wasser zu stecken ist verboten.
- Waschen nicht zum Vergnügen ist erlaubt. Deshalb ist es erlaubt am Morgen beim Aufwachen, nach der Toilette und zum Mincha-Gebet die Hände zu überschütten. Jedoch nur die Finger dürfen gewaschen werden, nicht die ganze Hand.
- Ebenso eine Stelle die verschmutzt ist wie z.B. an Hände und Gesicht, etc., darf mit Wasser gesäubert werden. Ebenfalls Augen, die am Morgen verklebt sind.
- Frauen die kochen und Speisen abwaschen müssen, dürfen dies tun, da sie nicht die Absicht haben, sich selbst zu waschen.
- Salben
- Salben ist nur zum Vergnügen verboten; wenn aber jemand einen Ausschlag hat, oder für sonst einen Heilzweck, ist salben erlaubt.
- Lederschuhe anziehen
- Nur Lederschuhe sind verboten; Schuhe, die ausschliesslich von anderen Materialien hergestellt wurden, sind erlaubt.
- Ehebeziehung
- Man erschwere, die Frau auch nicht zu berühren.
- Tora-Lernen(beinhaltet die schriftliche wie auch die mündliche Lehre), denn die Tora erfreut das Herz.
- Tora-Worte, die den Mensch betrüben, dürfen gelernt werden, wie beispielsweise:
-
- Im Buche Jirmijahu seine Mahn- und Strafworte und die Zerstörung Jerusalems.
- Das Buch Ijow (Hiob)
- Midrasch und Erklärungen zur Rolle Ejcha
- Stellen im Talmud, die über die Zerstörung des Tempels und Jerusalems berichten.
- Grüssen
- Man darf niemanden grüssen. Wenn ein Unwissender oder ein Nichtjude einen grüssen, antworte man ihnen kleinlaut, damit sie es einem nicht übel nehmen, oder man erkläre ihnen warum wir nicht grüssen.
- Ebenso ist es verboten seinem Nächsten ein Geschenk zu geben; denn das gehört zum Verbot des Grüssens.
- Essen, Trinken:
- Arbeit am Tisch’a beAw
- Was die Arbeit anbelangt, ist unser Brauch, dass jede Arbeit, bei der man verweilen muss, bei Nacht und am Tag bis Mittag verboten ist. Jedoch eine Arbeit, bei der man nicht verweilen muss, wie z.B. Lichter anzünden, auf- und zubinden, etc. ist erlaubt.
- Am Nachmittag ist die Arbeit erlaubt.
- Ebenfalls das geschäftliche Handeln ist bis Mittag verboten.
- Bezüglich Schreiben bis Mittag gibt es zwei Meinungen. Eine dringende Sache darf notiert werden.
- Durch einen Nichtjuden darf man jede Arbeit machen lassen.
- Eine Sache, die zugrunde gehen würde, darf man auch selbst machen.
- Wer am Tisch’a beAw arbeitet (auch am Nachmittag) wird im verdienten Geld von dieser Arbeit keinen Segen sehen.
- Wer seinen Posten (Beruf) verlieren könnte, darf am Tisch’a beAw arbeiten.
- Bräuche von Tisch’a beAw
- Am Morgen wird kein Talit Gadol und Tefilin gelegt. Der Talit Katan wird jedoch angezogen. Stattdessen werden Talit und Tefilin mit Beracha beim Mincha-Gebet angelegt.
- Bei Nacht und am Tag bis Mittag sitzt man auf den Boden, sofern man sitzen will. Bei Bedarf darf ein Kissen untergelegt werden oder man darf auf einen ganz niedrigen Stuhl sitzen. Ab Mittag darf man wieder auf einem Stuhl sitzen.
Vorschriften bis zum 10. Aw mittags
Da das Bejt Hamikdasch (der Tempel) bis zum 10. Aw mittags gebrannt hat, gelten die Trauerriten wie vom 1. Aw bis Tisch’a beAw weiter, das bedeutet:
- Man soll kein Fleisch essund, kein Wein trinken, keine Wäsche waschen, sich selbst nicht waschen, keine Haare schneiden, etc. wie oben erwähnt bei den Vorschriften von Rosch Chodesch Aw (1. Aw) bis Tisch’a beAw.
- Fällt Tisch’a beAw auf Donnerstag, ist alles sofort nach Tisch’a beAw erlaubt zu Ehren des nahenden Schabbat, ausser das Trinken von Wein und Essen von Fleisch in der Nacht nach Tisch’a beAw.
- Fällt Tisch’a beAw auf Schabbat und wird auf Sonntag, den 10 Aw verschoben, ist alles sofort nach dem Fasttag erlaubt, ausser das Fleisch-Essen und Wein-Trinken in der Nacht nach dem Fasttag. Ausnahme ist der Wein der Hawdala, der getrunken werden darf.