Aw/ Paraschat Ejkew
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Hört auf den Führer (Paraschat Ejkew 5785)

Die beide Seiten der Münze

Die beide Seiten der Münze
Foto: AI Avigail

Hört auf den Führer

Rabbi Berel Wein zu Paraschat Ejkew 5785 – Beitrag 2

Ergänzungen: S. Weinmann

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Mosches Rede zu den Benej Jisrael am Ende seines Lebens wird in der dieswöchigen Parascha fortgesetzt. Ich denke, dass man sagen darf, dass Mosche eine “faire und ausgeglichene” Rückschau auf die Ereignisse präsentiert, die Jisrael während seinem Aufenthalt in der Wüste widerfahren sind. Das Gute und das Schlechte, das Erhabene und das Belanglose werden in seinen Worten aufgezeichnet. Und seine Sicht der Zukunft seines geliebten Volkes ist auch eine ausgeglichene Mischung von traurigen Warnungen und grosser Belohnung, von unbegrenzten Gelegenheiten und vernichtenden Niederlagen.

Wie immer ist er gezwungen, die Entscheidung des Verhaltens und der Richtung dem Volk Jisrael selbst zu überlassen, aber er versucht sicherlich, ihre Entscheidungen durch seine Worte und Vorhersagen in die richtige Richtung zu lenken. Dies ist vielleicht die bedeutendste Eigenschaft eines Führers – die Fähigkeit, klar bedeutende Entscheidungen im Leben und in der Gesellschaft darzustellen und seinem Volk Anleitungen zu geben, weise und vorteilhafte Entscheidungen zu treffen.

Führer, die nur eine Seite der Medaille schildern, nämlich die positive, und nur utopische tiefe Steuern und verbesserte Wohlfahrtsprogramme, Frieden ohne Opfer und soziale Systeme der Gleichberechtigung und blinde Gerechtigkeit versprechen, welche die Realitäten der menschlichen Natur nicht in Betracht ziehen – ermutigen nur zu unvermeidlichen Enttäuschungen, Zynismus und Apathie in ihrem Volk und ihrer Wählerschaft.

Andererseits zerstören Führer, die mit düsteren Drohungen, schrecklichen Vorhersagen regieren, und die alle Missgeschicke der Gesellschaft betonen und nur Trostlosigkeit und eine düstere Sicht der Zukunft hervorrufen, die menschliche Initiative in einem Schleier des Pessimismus.

Mosche, das Musterbeispiel eines bedeutenden und weisen Führers, präsentiert mit seiner Rede hier im Buch Dewarim beide Seiten der Münze.

Leider haben die Juden über die Jahre hinweg nicht immer weise Entscheidungen getroffen. Die Menschen hören, was sie hören wollen, ungeachtet dessen, was der Redner wirklich sagt. Wir neigen dazu, Leute falsch zu zitieren, falsch zu verstehen, Sätze aus dem Zusammenhang zu reissen und im Allgemeinen zu ignorieren, was wir nicht hören und verstehen wollen.

Mosches Versuch, die grossen Errungenschaften der Wüste – und insbesondere von Sinai – darzustellen und sie mit den Erinnerungen an die Tragödien und Kriege auszugleichen, die auch Jisraels Reise durch die Wüste kennzeichnen, hatte nur einen begrenzten Einfluss auf das Volk. Unsere Weisen lehren uns, dass das jüdische Volk einfach nicht glaubte, dass Mosches düstere Vorhersagen sich je bewahrheiten würden.

Mosches dunklere Seite der Münze wurde also vom jüdischen Volk nicht wirklich geglaubt. Sie hörten nur das Gute – was sie hören wollten – und ignorierten das Restliche. Es gibt heute viele Juden, die leider nur die gegenteiligen Spannungen des jüdischen Lebens hören. Sie geben sich der Verzweiflung über unsere Zukunft und unseren wunderbaren Staat hin. Sie hören auch nur, was sie hören wollen, geschürt von einseitigen und unwissenden Medien und engstirnigen Intellektuellen. Sie sehen keine grossartige Zukunft für Israel, das Volk, den Staat und das Land. Eine wohlüberlegte Studie von Mosches Worten und seiner realistischen und balancierten Botschaft wäre sicherlich lohnend.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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