Siwan / Paraschat Chukat
Siwan / Paraschat Chukat

Nur mit G-ttes Wohlwollen können wir die Fülle des Landes Israels geniessen! (Paraschat Schlach-Lecha 5785)

Ein Land, in dem Milch und Honig fliessen – immer?

Ein Land, in dem Milch und Honig fliessen – immer?
Foto: AI Avigail

Nur mit G-ttes Wohlwollen können wir die Fülle des Landes Israels geniessen!

Rav Frand zu Parschat Schelach-Lecha 5785

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zu den Wochenabschnitt , finden Sie hier

Dieser Wochenabschnitt befasst sich mit einer sehr traurigen Periode des Volkes Jisrael in der Wildnis: Mit der Geschichte der Meraglim (Kundschafter, Spione). Heute werden wir uns mit der positiven Aussage der zwei Zadikkim (Gerechten, Frommen) Jehoschua und Kalew befassen.

Rav Naftali Zvi Jehuda Berlin (der „Nezi’v“) macht in seinem Werk Ha’amek Davar eine Bemerkung zum Satzbau der Antwort von Kalev und Jehoschua auf den Bericht der anderen zehn Kundschafter: „Das Land, das wir durchzogen und ausgekundschaftet haben, das Land ist wunderschön. Wenn der Ewige an uns Wohlgefallen hat, so wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben, das Land, in dem Milch und Honig fliesst.“ [Bamidbar 14:7-8]. Der Nebensatz „ein Land, in dem Milch und Honig fliesst“ sollte unmittelbar auf die Worte „er wird uns in dieses Land bringen“ folgen. Grammatikalisch korrekt wäre es gewesen, die Worte „und es uns geben“ an das Ende des Satzes zu stellen, wie folgt: „…so wird er uns in dieses Land bringen, in dem Milch und Honig fliesst, und es uns geben.“  

Wieso schreibt die Torah dies auf eine solche Art? Der Nezi’v schreibt, dass das Land Israel keinem anderen Land der Welt gleicht. An allen anderen Orten können die Menschen, die an diesem Ort leben, die Fülle des Landes geniessen, falls die Erde gut und fruchtbar und mit natürlichem Reichtum gesegnet ist. Das Einzige, das man tun muss, ist, sich dorthin zu begeben und es allenfalls zu erobern.

Das Land Israel ist anders. Es mag gut sein, es mag sein, dass Milch und Honig fliessen, aber das allein reicht nicht, dass ein Volk dessen Früchte einbringen kann.

Die Vereinigten Staaten sind ein fruchtbares Land. Es ist mit weiten Weizenfeldern gesegnet. Es ist reich an natürlichen Rohstoffen und das Land ist wunderschön. Die ersten Siedler und Pioniere, die das Land erschlossen, breiteten sich aus und eroberten das Land und somit gehörte ihnen das Land mit seiner ganzen Fülle. Das Napa Valley in Kalifornien ist eines der fruchtbarsten Gebiete der Welt. Man muss nur eine Rebe in den Boden pflanzen und schon wachsen die schönsten Trauben.

Es ist jedoch möglich, im Land Israel einzutreffen und nicht automatisch in den Genuss der Segnungen des Landes zu kommen. Der einzige Weg, um in den Genuss des Segens des Landes zu kommen, führt über G’ttes Entscheid, diesen den Einwohnern zukommen zu lassen. Um dies zu verdienen, müssen die Einwohner es wert sein, diese Segnungen zu erhalten.

[Anmerkungen des Herausgebers: 1. Es gibt einen sehr langen und interessanten Kommentar des Ramban zur Tochecha [Worte der Zurechtweisung und Strafe], in Paraschat Bechukotai (Wajikra 26:14-46). Der Ramban zeigt auf, dass alle schlimmen Ereignisse in der “Tochecha”, deren Eintreffen die Torah voraussagt, falls wir die Mizwot nicht einhalten, tatsächlich eingetreten sind.

Zu guter Letzt sagt der Ramban, dass der Vers [26:32] “… we’schamemu aleha Ojwechem hajoschwim ba  –  Ich werde das Land zur Öde machen und eure Feinde, die sich darin niederlassen, werden darin veröden (Raschi: darin keinen Gefallen finden)” kein Fluch ist, sondern ein Segen. Es sind “gute Nachrichten” inmitten der “Tochecha”. Der Vers sagt uns, dass das Heilige Land unsere Feinde nicht aufnehmen wird. Dies, sagt der Ramban, ist ein grosser Beweis [der g-ttlichen Führung] und ein Versprechen für uns. “Denn es findet sich auf der ganzen Welt kein Land, dass so gut und fruchtbar war, dass danach so verwahrlost und menschenfeindlich wurde.”

Der Ramban sagt, dass wer ein gläubiger Mensch sein möchte, nur auf Erez Jisrael schauen muss. Sieh, was dort über fast 2000 Jahre geschehen ist, als es von Arabern, Römern, Türken und Briten besetzt war. Vorher war es das schönste Land, doch unter fremder Herrschaft wurde es das ödeste und unfruchtbarste. Die Torah versichert uns, dass vom Tag an, als wir Erez Jisrael verlassen haben, dieses Land keine andere Nation oder Bevölkerung akzeptieren würde. Sie alle haben versucht, es bewohnbar zu machen, doch niemand war erfolgreich.

2. Samuel Langhorne Clemens (1835- 1910) – besser bekannt unter seinem Pseudonym Mark Twain – war einer der grössten US-amerikanischen Schriftsteller. Er bereiste das Land Israel im Jahr 1867 im Rahmen einer größeren Reise durch Europa und den Nahen Osten. Seine Eindrücke von Palästina – damals Teil des Osmanischen Reiches – waren geprägt von Enttäuschung, einer fast schon trostlosen Wahrnehmung und Verwunderung.

Mark Twain beschrieb Palästina in seinem Reisebericht „The Innocents Abroad“ (1869). Einige wesentliche Sätze des Berichtes:

„Von allen Ländern mit trostloser Landschaft scheint mir Palästina das schlimmste zu sein. […] „Palästina sitzt in Sack und Asche…“ […] Ein ödes Land, dessen Boden zwar fruchtbar genug wäre, das aber vollkommen dem Unkraut überlassen ist – eine stille, traurige Weite. […] Eine Öde, die nicht einmal die Vorstellungskraft mit Leben oder Bewegung erfüllen kann.  […] Wir sahen auf der ganzen Strecke kein einziges menschliches Wesen. […] Eine Verwüstung – ja, das ist das rechte Wort. […] Der Fluch Gttes liegt auf diesem Land.“]

Dies kann man aus dieser ungewöhnlichen Satzstellung unseres Pasuks entnehmen. „Und G’tt wird uns in dieses Land bringen.“ Wenn wir dort angekommen sind, brauchen wir aber weiterhin Seine Hilfe. Aus diesem Grund fährt der Passuk fort: „und er wird es uns geben“ (wenn wir davon ausgehen, dass wir Seiner würdig sind). Erst dann wird es sich zeigen als „ein Land, in dem Milch und Honig fliesst“.

Quellen und Persönlichkeiten:

Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare“.

Neziw: Akronym für Rav Naftali Zwi Jehuda Berlin (1817 – 1893); Rosch Jeschiwa der berühmten Woloschiner Jeschiwa fast 40 Jahre lang, bis sie von der russischen Regierung im Jahr 1892 geschlossen wurde. Verfasser einiger sehr bekannter Werke wie: Ha‘amek Dawar, Ha‘amek Sche’ejla, Mejschiw Dawar, etc.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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