Nissan/ Schemini
Nissan/ Schemini

Duda’im, Erziehung von Kindern, und Transjordanien – was ist der Zusammenhang? (Paraschat Wajeze 5785)

Wie erzieht man Kinder zu Ehrlichkeit?
Foto: AI Avigail

Wochenabschnitt Paraschat Wajeze 5785: Duda’im, Erziehung von Kindern, und Transjordanien – was ist der Zusammenhang?

Rav Frand zu Paraschat Wajeze 5785 – Beitrag 2

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

Im Passuk steht: "Und Re’uwen ging einst zur Zeit der Weizenernte aus und fand Duda’im (Alraunen) auf dem Feld und brachte sie seiner Mutter Lea…" (Bereschit 30:14). Der Midrasch Rabba (Wajeze 72:1) zitiert darauf einen Passuk in Mischlej/Sprüche (22:6), in welchem folgendes steht: "Chanoch laNa’ar al pi Darko… - Erziehe einen Jungen nach seiner Natur (nach seinem Erkenntnisvermögen), so wird er davon nicht abweichen, auch wenn er alt wird." Der rätselhafte Midrasch fügt dann hinzu, dass die Nachkommen von Re’uwen rund 290 Jahre später, am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung, ihren Erbteil in Ewer Hajarden (Transjordanien) haben wollten (Bamidbar 32:5).

Was ist der Zusammenhang zwischen diesen drei verschiedenen Angelegenheiten (den Duda’im, der Erziehung eines Kindes gemäss seiner Natur und der Erbschaft der Benej Re’uwen in Ewer Hajarden? Was haben sie miteinander zu tun? Die Kommentatoren zu diesem Midrasch (Jefej Toar, Ejz Josef) erklären "Und Re’uwen ging zur Zeit der Weizenernte aus…" Was will uns die Tora damit erzählen? Warum betont dies die Tora? Nur, - erklärt Raschi zur Stelle - die Tora will uns die Ehrlichkeit von Re’uwen (der Kinder Ja’akows) erzählen. Der knapp fünfjährige Re’uwen ging zur Zeit der Weizenernte hinaus, und doch streckte er seine Hände nicht nach Raub aus, Weizen oder Gersten nach Hause zu bringen, sondern etwas von Hefker (herrenloses Gewächs), auf das kein Mensch Wert legt. Re’uwen wollte sicherstellen, dass bei seinem Einsammeln von Gewächsen kein Diebstahl involviert sei.

Von wem lernte Re’uwen diese Ehrlichkeit? Re’uwen übernahm dieses Vermächtnis der Ehrlichkeit und der peinlichen Genauigkeit in Geldangelegenheiten von seinem Vater Ja’akow, der während seinem ganzen Leben die Eigenschaft der Aufrichtigkeit verkörperte ("Titejn Emet leJa’akow").

"Erziehe ein Kind aufgrund seiner Natur (nach seinem Erkenntnisvermögen)". Re’uwen gab diese Lektion der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit seinen Kindern weiter, und seine Kinder gaben sie ihren Kindern weiter, und so ging es von Generation zu Generation weiter. Was geschah als Folge davon fast dreihundert Jahre später, als es an der Zeit war, ins Land Jisrael einzureisen? Im Passuk steht: "Und die Söhne Re’uwens hatten eine grosse Menge von Herden…" (Bamidbar 32:1) Grosse Herden von Schafen, Ziegen und Rindern neigen dazu, im Land von anderen Menschen zu grasen. Die Benej Re’uwen waren besorgt, dass wenn sie in den dicht bevölkerten Gebieten westlich des Jordanflusses wohnen würden, sie sich vielleicht schuldig machen würden, ihr Vieh auf fremdes Land grasen zu lassen und deren Land zu beschädigen. Dies wäre eine Verletzung des Vermächtnisses der Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit in Geldangelegenheiten. Deshalb sprachen sie sich für den Antrag aus, sich in Ewer Hajarden niederzulassen zu dürfen (obwohl es nicht das eigentliche Erez Jisrael war), weil sich dort auf einer grossen Fläche wenig Bewohner besetzen würden und so sie sich nicht sorgen müssten, dass es wegen der Vielzahl ihres Viehs zu Diebstahl kommen könnte.

Der einzige Weg, unsere Kinder zu Ehrlichkeit zu erziehen, ist es, in unseren Geschäften und anderen Geldangelegenheiten ehrlich zu sein. Dies ist der Zusammenhang zwischen Re’uwens Hinausgehen zur Zeit der Ernte, um Duda’im zu sammeln und Re’uwens Bitte, sich in Ewer Hajarden niederzulassen zu dürfen.

Quellen und Persönlichkeiten:

Midrasch Rabba (der grosse Midrasch): Grosse Sammlung von Erklärungen und Aggadot zum Chumasch der Tanna’im (Mischnagelehrten) und Amora’im (Talmudgelehrten).

Raschi, Akronym für Rabbi Schlomo ben Jizchak (1040-1105); Troyes (Frankreich) und Worms (Deutschland); „Vater aller TENACH- und Talmudkommentare

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

___________________________________________________________________________

Copyright © 2024 by Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.ch und www.juefo.com

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema'an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: info@juefo.com für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

Wir benötigen Ihre Hilfe

Der Verein Lema’an Achai ist eine non-profitable Organisation. Unsere Einnahmen rekrutieren sich ausschliesslich von Sponsoren. Deshalb sind wir um jede Spende dankbar.

Accessibility