Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Post Type Selectors
Elul/ Paraschat Ki Tawo
Elul/ Paraschat Ki Tawo

Heilig, aber doch “inmitten der Kinder Jisraels” (Paraschat Korach 5784)

Heilig und doch integriert!
Foto: Wikipedia

Wochenabschnitt Paraschat Korach: Heilig, aber doch “inmitten der Kinder Jisraels”

Rav Frand zu Paraschat Korach 5784 – Beitrag 2

Ergänzungen: S. Weinmann

Weitere Artikel zum Wochenabschnitt , finden Sie hier

Der Ribbono schel Olam (Herr der Welt) verspricht Aharon: “Ich bin dein Teil und dein Erbe unter den Kindern Jisraels” (Bamidbar 18:20). Der Chatam Sofer schreibt, dass je geistiger ein Mensch normalerweise ist, desto entfernt er sich von dieser Welt und von den Menschen, die diese Welt bewohnen. Wenn wir an einen Menschen denken, der äusserst heilig ist, meinen wir jemanden, der “über uns allen” steht. Der Chatam Sofer jedoch schreibt, dass das Versprechen des Ewigen an Aharon war, dass er trotz der Tatsache, dass er der Kohen Gadol (Hohepriester) war – der einzige Mensch, der am Jom Kippur ins Kodesch Hakodaschim (Allerheiligste) gehen durfte – “Ich doch dein Teil und dein Erbe unter der Benej Jisrael bin”. Du wirst die Fähigkeit haben – ungeachtet dessen, wie heilig du bist – “inmitten des jüdischen Volkes” zu bleiben, ein Mann des Volkes.

Normalerweise geht das ungewöhnliche Heiligsein und ungewöhnliche beliebt sein nicht zusammen. Ein Mensch, der äusserst heilig ist, befindet sich normalerweise in einer Welt mit sich allein. Die Beracha des “Ich bin dein Teil und dein Erbe inmitten der Benej Jisrael” verlieh Aharon eine einzigartige Eigenschaft. Er war fähig, sich an den Allmächtigen zu klammern und gleichzeitig ein beliebter Mensch des Volkes zu bleiben.

Jemand bemerkte, dass in unserer Zeit eine Ähnlichkeit mit dieser Persönlichkeit in Raw Mosche Feinstein sZl. gesehen werden konnte. Raw Mosche war nicht nur ein Genie von Weltklasse, ein Possek für seine Generation, der “Oberrabbiner der gesamten Diaspora” (Rabban schel kol Benej Hagola), sondern auch ein Mensch, mit dem die Menschen eine Beziehung haben konnten. Sie sahen ihn nicht als jemanden an, der in einer eigenen Welt lebte.

Ich werde nie die Mischung von Menschen vergessen, die sich an seinem Begräbnis befanden (März 1986) – sowohl jeschiwische Leute wie auch nicht-jeschiwische Leute, Männer, Frauen und Kinder. Das gesamte Spektrum der Orthodoxie war an jener Lewaja, weil jeder eine Verbindung mit Raw Mosche empfand, trotz der Tatsache, dass er ein solch heiliger Mensch war. Er war auch ein Mensch, der me’uraw bejn Haberijot (in die Gesellschaft integriert) war.

Ich sah eine Geschichte im Sefer “Alejnu Leschabeach”. Der Autor – Hagaon Rav Jizchak Silberstein – schreibt, dass jemand begonnen hatte, in Raw Mosches Jeschiwa – Mesiwta Tiferet Jeruschalajim – zu arbeiten, und er bemerkte, dass alle paar Wochen eine Frau an der Tür von Raw Mosches Wohnung klopfte; sie verbrachte einige Minuten in seinem Büro und ging dann wieder weg. Dies geschah regelmässig. Der Angestellte wunderte sich: Was ist die Verbindung dieser Frau mit Raw Mosche Feinstein? Hat sie jede paar Wochen Sche’elot (Fragen) an ihn? Eines Tages nahm der Angestellte seinen Mut zusammen und fragte die Frau: “Sag mir, was bringt dich so oft zu Raw Mosche Feinstein?” Sie erzählte ihm, dass sie aus Russland stamme und einen Sohn hatte, der sich noch in Russland befand. Der Sohn schrieb seiner Mutter Briefe in Jiddisch. Die Frau war eine Analphabetin und konnte die Briefe nicht lesen, deshalb kam sie zu Raw Mosche, der ihr die Briefe vorlas.

Können Sie sich dies vorstellen? Der Gadol Hador sitzt und liest diese persönlichen Briefe, damit eine Mutter mit ihrem Kind in Kontakt bleiben kann. Dies ist eine grossartige Sache. Ich habe nie in der Mesiwta Tiferet Jeruschalajim gelernt, aber ich hörte, dass Raw Mosche am Freitagmorgen einen Schiur Klali (Tora-Vortrag für alle Talmidim der Jeschiwa) zu geben pflegte. Jede Woche pflegte eine Frau zu dieser Stunde in die Jeschiwa zu kommen, öffnete die Türe am Ende des Bejt HaMidrasch und rief laut in Jiddisch: “Rebbe, wann ist die Zeit zum Kerzenzünden heute Abend?” Es ist eindeutig unnötig, zum grössten rabbinischen Weisen der Generation zu kommen, um die richtige Zeit für das Kerzenzünden ausfindig zu machen.

Wenn dies mit mir geschehen würde, würde ich vielleicht beim ersten Mal antworten: “Lichtbenschen ist zu dieser oder jener Zeit.” Wenn es mehr als einmal geschehen würde, würde ich jemanden an die Tür stellen und ihm sagen, dass er, wenn die Frau kommen würde, ihr die Zeit für das Zünden sagen, oder ihr einen übersichtlichen Kalender in die Hand drücken solle. Sie muss nicht ihren Kopf inmitten eines Schiur Klali in unserem Bejt HaMidrasch stecken, um zu fragen, zu welcher Zeit gezündet werden muss. Ich bin eindeutig nicht Raw Mosche Feinstein! Aber dies war Raw Mosche Feinstein. Er antwortete ihr, obwohl es nicht eine angemessene Ehrenbezeugung für ihn war, und obwohl es inmitten eines Schiurs war, und obwohl es wahrscheinlich den Schiur störte.

Dies weist auf seine Geduld und seine Eigenschaft hin, mit den Menschen integriert und nahe zu bleiben. Dies ist die Eigenschaft, die Aharon versprochen wurde. “Ich werde dein Teil und dein Erbe sein.” “Du wirst dich an mich anheften, und doch die Fähigkeit haben, ‘unter den Benej Jisrael’ zu bleiben.

[Anmerkung des Herausgebers: Siehe Pirkej Awot (Sprüche der Väter), 1. Abschnitt, Mischna 12: Hillel sagt: “Gehöre zu den Schülern Aharons, Frieden liebend und nach Frieden strebend. Die Menschen liebend und sie der Tora näherbringend.”

Waren zwei Personen miteinander verfeindet, suchte Aharon in der Weise versöhnend einzuwirken, dass er jedem von ihnen sagte, der andere bereue sein Verschulden gegen ihn. Darauf schlossen sie Frieden miteinander. Er, der Hohepriester, war der grösste Friedensstifter des jüdischen Volkes.]

Quellen und Persönlichkeiten:

Chatam Sofer (1762-1839) [Rabbi Mosche Sofer / Schreiber]; Pressburg/Bratislava, Slowakei. Rosch Jeschiwa und einer der führenden Rabbiner des 19. Jahrhunderts. Er schrieb zahlreiche Werke, wie acht Bände Responsen, 18 Bände Erklärungen zum Talmud, Kommentare zur Tora, Briefe, Gedichte und ein Tagebuch. Die meisten Werke tragen den Namen „Chatam Sofer“.

Rabbi Mosche Feinstein (1895 – 1986): Usda (Weissrussland), Ljuban (Russland), New York (USA). Er war ein weltberühmter Rabbiner, eine führende halachische Kapazität, und zu seinen Lebzeiten de facto die höchste rabbinische Autorität (Gadol Hador) der Orthodoxie Nordamerikas. Er war auch der Rosch Jeschiwa der Mesivta Tiferet Jeruschalajim, New York.

______________________________________________________________________________

Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

______________________________________________________________________________

Copyright © 2024 by Verein Lema’an Achai / Jüfo-Zentrum.

Zusätzliche Artikel und Online-Schiurim finden Sie auf: www.juefo.ch und www.juefo.com

Weiterverteilung ist erlaubt, aber bitte verweisen Sie korrekt auf die Urheber und das Copyright von Autor und Verein Lema’an Achai / Jüfo-Zentrum.

Das Jüdische Informationszentrum („Jüfo“) in Zürich erreichen Sie per E-Mail: info@juefo.com für Fragen zu diesen Artikeln und zu Ihrem Judentum.

Wir benötigen Ihre Hilfe

Der Verein Lema’an Achai ist eine non-profitable Organisation. Unsere Einnahmen rekrutieren sich ausschliesslich von Sponsoren. Deshalb sind wir um jede Spende dankbar.

Accessibility