“Sachor et ascher assah lecha Amalek!” Gedenke, was Amalek dir angetan hat!
Am Schabbat vor Purim hebt man in der Synagoge zwei Torarollen aus, eine für den Wochenabschnitt und eine für Maftir, wenn der Haftara-Lesende aufgerufen wird. Man liest ‘Gedenke, was Amalek dir angetan hat’, vor (Dewarim, Ende Paraschat Ki Teze). Nach dieser Vorlesung wird auch der Schabbat benannt, nämlich: “Schabbat Sachor”. Als Haftara wird dann aus dem Buch Schmuel I, Kap. 15 vorgelesen: ‘Ich gedenke, was Amalek getan hat.’
Es ist eine Mizwat Assej, ein Gebot der Tora, bindend für ganz Israel, Amalek und seine Nachkommen zu hassen und seine Missetaten auszudrücken. Wir sollen unseren Kindern erzählen, was uns Amalek gleich nach dem Auszug aus Ägypten angetan hat. Endgültig wird diese Mizwa erst erfüllt sein, wenn wir das Andenken an ihn vollkommen aus der Welt geschafft haben werden, sodass alles, was nur in irgendeiner Weise an Amaleks Name erinnern könnte (Menschen, Tiere Gegenstände), vom Erdboden vertilgt werden wird. Dies ist auch der Sinn des Wortes der Tora: ‘Sachor’, gedenke, was Amalek dir angetan, als du aus Ägypten zogst. Weiter heisst es [ibid.]: ‘Vertilge das Andenken an Amalek unter dem Himmel, vergiss dies nicht.’ Unsere Weisen erklären: ‘Sachor – gedenke’ mit dem Munde: ‘Lo Tischkach – vergiss nicht’ im Herzen.
Um diese Mizwa zu erfüllen, haben unsere Weisen angeordnet, dass man diesen Abschnitt öffentlich aus der Tora vorlesen soll, einmal im Jahr, und dies am Schabbat vor Purim. So verbindet man das ‘Auslöschen’ von Amalek mit dem ‘Auslöschen’ von Haman, der ja ein Nachkomme von Amalek war.
Obwohl dieser Abschnitt jedes Jahr im Wochenabschnitt gelesen wird, in Paraschat ‘Ki Teze’ (Ende Sommer), ist es trotzdem Vorschrift, diesen Abschnitt ‘Sachor’ zur vorgeschriebenen Zeit vor Purim noch einmal zu lesen. In Paraschat Ki Teze lesen wir dies, weil Mosche Rabbejnu angeordnet hat jede Woche eine ganze Parascha zu lesen, und jetzt vor Purim lesen wir diesen Abschnitt nochmals um die Mizwa, unseren Hass gegen Amalek auszudrücken und seine Missetaten nicht zu vergessen, zu erfüllen.
Da das Lesen der Parschat Sachor zu der bestimmten Zeit ein ‘Assej’, ein Gebot der Tora, ist, muss der Vorlesende sich bewusst sein, dass er damit den Zuhörern die Mizwa-Erfüllung ermöglicht. Ebenso muss die Gemeinde (jeder einzelne) beim Zuhören bewusst an die Mizwa-Erfüllung denken.
Es gibt eine Ansicht, dass wenn man Parschat Sachor versäumt hat, man die Mizwa noch durch das Hören der Tora-Vorlesung am Purim (Wajawo Amalek) erfüllen kann.
Ein Knabe, der das Barmizwa-Alter noch nicht erreicht hat, sollte nicht zu Maftir bei Parschat Sachor aufgerufen werden. Auch soll er die Parscha nicht anderen vorlesen. Da er nämlich zur Mizwa noch nicht verpflichtet ist, ist er nicht imstande, andere durch sein Vorlesen ihrer Pflicht zu entheben. Viele legen sogar besonderen Wert darauf, auch bei den anderen Parschiot (Schekalim, Para und haChodesch) keinen Knaben unter dem Barmizwa-Alter vorlesen zu lassen.
Für Frauen ist das Hören von Parschat Sachor nur ein Minhag (Brauch) und kein Din (Vorschrift). Die Mizwat Sachor ist in erster Linie für Männer bestimmt, denn es handelt sich ja um die Verpflichtung, in den Krieg gegen Amalek auszuziehen, und da Frauen nicht in den Krieg ziehen, fällt für sie auch die Verpflichtung des ‘Sich Erinnerns’ weg. Einige sind aber der Ansicht, dass auch Frauen dazu verpflichtet sind, die Vorlesung zu hören, da das Gesetz von Milchemet Mizwa auch für Frauen angeht.
Für einen Kranken, der sein Haus nicht verlassen kann, oder für einen Gefangenen darf man in der Regel die Torarolle nicht aus der Synagoge holen, um es ihnen zu bringen. Doch da das Lesen von Parschat Sachor ein Toragebot ist (im Gegensatz zu allen anderen Toravorlesungen, die von Mosche Rabbejnu und späteren Weisen angeordnet wurden), ist es erlaubt, ihnen eine Sefer Tora zu bringen. Nach Ansicht von einigen Poskim (Dezisoren) gilt diese Ausnahme auch für Parschat Para.
Amalek
Der erste Amalek war ein Enkel von Ejsaw. Sein Vater war Ejsaws ältester Sohn Elifas. Seine Mutter war Timna, eine Tochter von Se’ir Hachori, des Fürsten von Edom, eine Nebenfrau von Elifas. Unsere Weisen erklären [siehe Raschi Bereschit 36:12], dass Timna eine Mamseret (Bastardin) war, denn in Paraschat Wajischlach [ibid. 36:22] wird sie als Schwester von Lotan aufgezählt, und dieser war ein Sohn von Se’ir. In Diwrej Hajamim [Chronik I 1:36] wird sie zu den Kindern von Elifas gezählt, und nicht zu den Kindern von Se’ir. Daraus lässt sich schliessen, dass Timna aus einer Verbindung von Elifas und Se’irs Frau stammt, und so war sie die Schwester von Lotan, Sohn von Se’ir, von Mutters Seite her, ihr Vater war aber Elifas und nicht Se’ir.
Als Timna älter wurde, wollte sie sich mit den Nachkommen von Awraham verbinden, da die Nachkommen von Awraham, Jizchak und Ja’akow unter den Völkern sehr beliebt waren. Sie kam zu Ja’akow, aber dieser wollte sie nicht annehmen (als Teil des jüdischen Volkes), da sie ja eine Bastardin war. Darauf kam sie zu Elifas, ihrem eigenen Vater, und wurde seine Nebenfrau. Sie sprach, besser dass ich eine Nebenfrau von einem der Nachkommen der Patriarchen werde, als eine Fürstin oder Königin unter den anderen Völkern [Siehe Talmud Sanhedrin 99b und Raschi Wajischlach ibid.]. Ihr Sohn Amalek war daher ein illegaler Sohn einer illegalen Mutter.
Elifas war noch unter Jizchaks Obhut aufgewachsen und war mit acht Tagen beschnitten worden, denn als Jizchak noch lebte, liess Ejsaw all seine eigenen Kinder und die, die in seinem Hause wohnten (Knechte), beschneiden. Elifas selbst hatte noch einen Sinn für gute Taten. Hingegen sein Sohn Amalek, wurde erst nach dem Tode Jizchaks geboren und wuchs unter Ejsaws Obhut heran. Von ihm erbte er dann auch den Hass gegen Ja’akow und seine Nachkommen.
Ejsaw sagte zu Amalek: ‘Wie sehr war mir doch daran gelegen, Ja’akow zu töten, aber es ist mir nicht gelungen. Nimm du es auf dich, Rache für mich zu nehmen!’ Da sagte Amalek: ‘Ich habe keine Hoffnung, gegen ihn aufzukommen.’ Ejsaw antwortete: ‘Diese Überlieferung liegt nun in deiner Hand. Wenn du seine Nachkommen bei unrechten Handlungen antriffst, nimm die Gelegenheit wahr und überfalle sie’ (Jalkut Chukat 764)!
Der erste Amalek lebte sehr lange, er sah noch Ja’akow und seine Söhne nach Ägypten ziehen. Er erlebte auch noch den Auszug der Benej Jisrael 210 Jahre später. Als er sie während ihrer Versklavung in Ägypten sah, dachte er bei sich: Nun ist ja die Rache für meinen Vater bereits Tatsache. Aus dieser Versklavung werden sie sich nie befreien können. Sollte es ihnen aber doch gelingen, werde ich sie auf dem Weg überfallen wie ein Bär, dem man seine Jungen entrissen hat. So kann ich sie leicht vernichten. Amaleks Nachkommen vermehrten sich sehr stark, wie Dornen und Disteln auf dem Feld, und sie wurden zu einem Volk. Amalek pflanzte in die Herzen seiner Nachkommen einen unerbittlichen Hass gegen die Benej Jisrael, und ihr ganzes Trachten und Sinnen war es, sie zu vernichten. Als Amalek die Benej Jisrael aus Ägypten herausziehen sah, entflammte sein Hass wie ein Feuer. Er versammelte sein Volk und lauerte ihnen auf dem Wege auf. Das jüdische Volk war müde und erschlafft. Da sprang Amalek aus dem Hinterhalt hervor, so wie es geschrieben steht [Schemot 17:8]: ‘Wajawo Amalek’, und da kam Amalek…
Amaleks Hass gegen Israel
Amaleks Hass gegen Israel kann nicht mit dem Hass aller anderen Judenfeinde verglichen werden. Der Hass anderer Judenfeinde lässt zu manchen Zeiten nach, aber Amaleks Hass hält dauernd an. Solange Amalek besteht, wird er danach trachten, uns zu vernichten. Andere Feinde sind bereit, Bestechung anzunehmen oder sich sogar auszusöhnen, Amalek aber wird sich durch nichts von seinem mörderischen Vorhaben abbringen lassen. Wenn andere Völker sahen, dass G”ttes Hand sie straft, fürchten sie sich und gaben nach. Doch Amalek, sogar wenn er Zeichen und Wunder G”ttes sieht, oder wenn G”ttes Herrlichkeit vor dem Lager Israels erscheint, auch wenn er erkennen kann, wie G”tt an Israels Feinden Rache nimmt, schrickt Amalek vor nichts zurück. Es liegt in Amaleks Natur, Israel zu hassen, sogar wenn er den eigenen Untergang ins Auge schauen muss. Amalek, sein Volk und seine Nachkommen sind von diesem Hass durchdrungen. Es ist Hass um des Hasses Willen, und darum wird dieser Hass nie aufhören.
Als die Sonne unseres Vaters Awraham aufging und die Völker der Welt sahen, dass G”ttes Name auf ihm ruht, sahen sie ein, dass er die Quelle ihres Segens sei, und betrachteten ihn als den ‘G”ttesfürsten’ in ihrer Mitte. Worin bestand Awrahams Grösse? Vor allem darin, dass er den Götzendienst verwarf und dass er sich G”tt allein hingab. Er wies seinen Söhnen den Weg G”ttes. Sein ganzes Haus wurde dazu angehalten, in G”ttes Wege zu wandeln, Gerechtigkeit und Recht walten zu lassen. Jischmael war zwar sein Sohn, doch dieser wollte nicht in den Wegen seines Vaters gehen. Er verschmähte die Grösse seines Vaters und ging seine eigenen Wege, und so überliess er das geistige Erbe seinem Bruder Jizchak. Ejsaw war Jizchaks Sohn, doch war sein Lebenswandel nicht im Sinne seines Vaters. Raub, Mord und Ehebruch waren für ihn nicht gesetzeswidrig. Dennoch wollte er beide Welten erben. G”tt hatte den Segen jedoch für Ja’akow allein bestimmt, weil er mit vollkommener Hingabe Heiligkeit erstrebte und Liebe zu den Menschen ausstrahlte. Ejsaw sah, dass seine Pläne misslangen und Ja’akow die Berachot (Segen) von seinem Vater erhielt und er das Erstgeburtsrecht verlor, so zog er in das Land Se’ir. Doch er gab nie die Hoffnung auf, auf irgendeiner Weise, auch mit Lug und Trug, der rechtlicher Erbe seines Vaters zu werden, und hasste seinen Bruder Ja’akow auf ewig.
Als Ejsaw einsah, dass er selbst nicht imstande war, an Ja’akow Rache zu üben, weil ‘der Hüter Israels nicht schläft und nicht schlummert’, befahl er seinen Söhnen, Rache an Ja’akow zu nehmen. Einige seiner Söhne gaben es auf, sich zu rächen, denn sie sagten: Diesen da können wir nie überwältigen, denn G”ttes Gegenwart schwebt ständig über ihm. Wir haben genug mit unserer Habe, wir brauchen das Erbe von Awraham und Jizchak nicht. Wir wollen weder Rechte noch Pflichten dieses Erbes. Sie gingen den Weg des Frevels und entfernten sich vom Hause Awrahams und Jizchaks.
So stand ein abscheulicher Sprössling von Ejsaws Stamm auf. Schon die Quelle selbst war vergiftet, Bastard, Sohn einer Bastardin, Frevler, Sohn von Frevlern, und dieser Nachkomme sagte zu seinem Grossvater Ejsaw: Ich fürchte G”tt nicht. Ich fühle keine Scham weder für deine noch für meine Taten. Ich brauche den Gerechten und Frommen keine Ehre zu erweisen. Ich verschmähe sie und ihre Taten. Ich allein bin gross und stark, ich werde Krieg gegen die Nachkommen deines Bruders führen, offen oder aus dem Hinterhalt. Ich werde die Schwachen überfallen und auch die Mächtigen niedermetzeln, bis es mir gelingt, sie alle endgültig auszurotten.
Solange bei Ejsaw und seinen Söhnen noch ein geringes Mass von dem Guten ihrer Väter, den Patriarchen, vorhanden war, wagten sie es nicht, das Gute in der Welt zu zerstören. Doch als Amalek geboren wurde, bei dem keine Spur von der Reinheit seiner einstigen Vorfahren übriggeblieben war, der nur ein Gräuel und Ekel war, blieb nur noch eines: ‘Wajawo Amalek’ und Amalek kam und führte Krieg gegen Israel.
Und wenn einst alle Nationen der Welt ihr unrechtes Handeln verlassen werden und Schutz unter der G”ttlichen Herrlichkeit suchen werden, wird der frevelhafte und verdorbene Amalek den Weg der Bösen weiter gehen und damit seinen endgültigen Untergang finden. ‘Denn die Hand ist auf G”ttes Thron (zum Schwur), dass der Krieg G”ttes gegen Amalek von Generation zu Generation andauern wird’ [Schemot 17:16].
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Die Bearbeitung dieses Beitages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich
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