Der Monat Adar

- Der 12. (letzte) Monat des Jahres
- Schaltjahr: 2 Monate Adar
- Sternzeichen Fische
- Monat des Segens, Masal / Glücks
- Kil’ajim – die gemischten Arten
- Definition von „Kilajim“ bei Gewächsen
- Definition von „Kilajim“ bei Bäumen
- Mischenichas Adar Marbin BeSimcha
EINFÜHRUNG
Der Monat Adar ist der letzte Monat des Jahres wenn man von Nissan an zählt, also der zwölfte Monat, wie er auch in den Schriften genannt wird. (Chronik 1,27. Megillat Esther 3,7 etc.)
Sogar in einem Schaltjahr, wenn ein zweiter Monat Adar hinzugefügt wird, nennt man ihn den “zwölften Monat”. In der Megillat Esther steht geschrieben: “Und im zwölften Monat, nämlich dem Monat Adar…” Nach unserer Überlieferung war gerade das Jahr in dem Haman die Juden vernichten wollte, ein Schaltjahr. Das Wunder geschah im zweiten Adar, trotzdem nannte man diesen Monat den “zwölften Monat”.
Rosch Chodesch Adar wird immer zwei Tage lang gefeiert, denn der vorangehende Monat Schewat hat immer 30 Tage, und so ist der 30. Schewat der erste Rosch Chodesch-Tag von Adar. In einem Schaltjahr, d.h. wenn es zwei Monate Adar gibt, hat auch der zweite Adarmonat zwei Rosch Chodeschtage. Denn in einem Schaltjahr hat nämlich der erste Adar 30 Tage, und somit ist der 30. des ersten Monats Adar der erste Tag Rosch Chodesch des zweiten Monats. Aber in einem gewöhnlichen Jahr, das nur einen Monat Adar hat, hat der Monat nur 29 Tage, und der darauffolgende Monat Nissan hat nur einen Tag Rosch Chodesch.
DAS STERNZEICHEN FISCHE
Das Sternzeichen des Monats Adar ist “Fische”. In diesem Monat mehren sich die Fische in Flüssen und Seen. Dieses Sternzeichen ist ein Zeichen des Segens, denn die Fische sind vom Wasser bedeckt, und das “Ajin haRa – das böse Auge” kann ihnen nichts anhaben. Ferner vermehren sich Fische sehr stark. Außerdem kommt nie ein Fluch über die Fische, denn auch zur Zeit der Sintflut kamen die Fische nicht um, im Gegensatz zu allen anderen Tierarten auf der Welt, weil sie ihren Lebensweg nicht verdarben. Überdies paaren sich Fische nur mit ihresgleichen.
So nimmt in diesem Monat, dessen Sternzeichen “Fische” ist, auch Israels Masal (Glück) überhand. Das Grundelement der Fische ist ja das Wasser, und auch Israels Grundelement ist das „Wasser“, das ja Symbol für die Tora darstellt. Ohne Wasser gibt es keine Welt, ebenso verhält es sich mit der Tora. Genau wie die Fische sich in diesem Monat vermehren, so ist dieser Monat für Israel ein Monat der Bereicherung und der Vermehrung für die Tora: In diesem Monat wurde Mosche geboren, und sein Name ist mit dem der Tora innig verbunden, wie es heisst: „Sichru Torat Mosche Awdi – Gedenket die Tora meines Dieners Mosche“(Mal’achi 3,22). Ebenso nahmen die Juden in diesem Monat, zur Zeit von Mordechai und Esther – aus innigstem Dank an den Ewigen, ihrem Erretter – die Tora wieder neu und aus freien Stücken in Empfang; im Gegensatz zu Kabbalat haTora (Tag der Gesetzesgebung) am Berge Sinai, als sie die Tora teilweise zwangsweise auf sich nahmen, wie unsere Weisen im Traktat Schabbat (88a) sagen: „Kaffah alejhem et haHar geGigit – er hielt den Berg wie ein Fass über ihren Köpfen“ und sprach: Nimmt Ihr die Tora an, gut, wenn nicht, hier wird euer Begräbnis sein“. Nun geschah dies vollständig freiwillig aus grosser Liebe G“tt gegenüber.
Alle Namen der Sternzeichen sind im Singular: Skorpion, Bogen (Schütze), Widder, Eimer (Wassermann) usw. Nur das Sternzeichen des Monats Adar – Fische erscheint im Plural. Dies ist eine Andeutung für die zwei Monate des Adars, der zweite Adar hat das gleiche Sternzeichen wie der erste. Jedoch könnte man sich fragen: Eigentlich haben auch die Monate Tischri und Cheschwan Sternzeichen in Pluralform, Mosnajim – Waage und Te’omim – Zwillinge. Aber dies ist nur die äußerliche Form des Plurals, denn die Waage und die Zwillinge bestehen zwar aus zwei Elementen, sind aber ein Gegenstand. (Im Deutschen ist Waage ohnehin im Singular, auch wenn sie aus zwei Waagschalen besteht!)
KIL’AJIM – DIE GEMISCHTEN ARTEN
“Am ersten Adar werden Bekanntmachungen in Bezug auf die Tempelsteuer (Schekalim) und die gemischten Arten (Kil’ajim) erlassen”. (Traktat Schekalim 1,1)
Wie wurde diese Bekanntmachung in Bezug auf „Kil’ajim“ gemacht?
Die Boten des obersten Gerichtshofes verkündeten, dass man verwehte Samen, die in den Weinstock, das Feld oder den Garten gefallen waren und schon zu keimen angefangen haben, (im Monat Adar konnte man schon erkennen um welche Pflanzen es sich handelte) herausreißen müsse, um das Wachsen von „Kil’ajim“ zu verhindern Das Verbot von „Kil’ajim“, d.h. eine Vermischung von verschiedenen Pflanzenarten bezieht sich nicht nur auf bewusste Mischpflanzung, sondern auch auf das Erhalten des – durch zufällige Verwehung der Samen – entstandene Gemisch.
Die Definition von „Kil’ajim“ bei Gewächsen:
Gemischte Saat, bewusst oder zufällig von zwei Getreidesorten, oder von zwei Hülsenfruchtsorten, zwei Gemüsesorten oder eine Mischung einer Getreidesorte mit einer Hülsenfrucht- oder Gemüsesorte. Wenn zwischen der Aussaat der verschiedenen Arten kein genügender Abstand gehalten wurde (darüber gibt es genaue Vorschriften) wird dies „Kil’ajim“ genannt und man muss die Pflanzen ausreißen, um eine Mischung zu verhindern. Wenn man nun den Keim nicht ausgerissen hat, so hat man das Verbot von „Ki’lajim“ übertreten. Jedoch sind die Früchte einer solchen Mischung nicht verboten.
Hat man Samen einer essbaren Pflanze mit einer anderen Pflanze, die nicht zum Essen gepflanzt wird (z.B. Heilkräuter oder dergl.) vermischt, so ist dies kein „Kil’ajim“.
Die Definition von „Kil’ajim“ bei Bäumen:
Das Propfen verschiedener Baumarten miteinander ist verboten, z.B. Das Zusammenfügen eines Apfelbaumzweiges mit einem Zweig des Etrogbaumes. Wenn man nun die gepfropften Zweige nicht abhaut, so hat man das Verbot von „Kil’ajim“ übertreten. Jedoch sind die Früchte einer solchen Mischung nicht verboten. Bei Bäumen geht das Verbot von „Ki’lajim“ nur für das Propfen oder das Ansäen der Samen von zwei Baumarten an, das Vermischen der Baum-Samen mit allen anderen Arten von Getreide, Hülsenfrüchte oder Gemüse ist nicht verboten. Hierbei macht der Weinstock eine Ausnahme, hier ist bei der Saat die Mischung mit Getreidearten verboten, man nennt dies: “Kil’ej Hakerem”. Hat man das Verbot von “Kil’ej Hakerem” übertreten sind die Früchte zu jeglichem Nutzen verboten!
Die Kil’ajimgesetze sind nur in Erez Israel gültig und man sollte sich vor dem Säen und Pflanzen mit den Einzelheiten der Gesetze genau vertraut machen. Die Gesetze bezüglich des Propfens und der “Kil’ej Hakerem” hingegen sind nach Anordnung unserer Weisen auch ausserhalb Erez Israel verpflichtend.
MISCHENICHNAS ADAR MARBIN BESIMCHA
Wenn der Adar beginnt erhöht sich die Freude!
Unsere Weisen sagten: “Im selben Masse, in dem man am Anfang des Monats Aw die Freude vermindert, bringt der Beginn des Monats Adar eine Steigerung der Freude mit sich.” (Traktat Ta’anit 29a)
Raw Papa sagte: “Wenn ein Jude mit einem Nichtjuden in Streitigkeiten verwickelt ist, sollte er es vermeiden, ein gerichtliches Verfahren im Monat Aw zu führen, da es eine ungünstige Zeit ist. Nach Möglichkeit soll er es auf den Monat Adar verschieben lassen, denn der Monat Adar ist auch zu diesem Zweck eine sehr günstige Zeit.
“Denn der Himmel führt Verdienste an Tage eines (früheren) Verdienstes aus und Freude in Tagen von (früherer) Freude.” Kein Monat ist so freudvoll wie der Monat Adar, er ist so erfüllt von verborgenem Segen (wie eingangs erwähnt), dass sogar die Feinde Israels in diesem segensreichen Monat keinen Schaden diesem Segen zufügen können.”
Der Beweis dazu liefert die Purim-Geschichte. Als Haman Harascha, Haman der Frevler, durch astrologische Berechnungen herausfinden wollte, welcher Monat wohl für Israel der verhängnisvollste sein könnte, warf er Lose, um diesen Monat zu entdecken. Das Los fiel auf den Monat Adar. Er wusste nicht das Geheimnis des Monat Adar, dass gerade dieser Monat für Israel glückbringend ist. Deshalb verwandelte sich der Monat Adar für die Juden von einem Trauermonat in einen Monat der Freude und der Festlichkeiten.
Nicht nur Purim ist ein Freudentag, sondern der ganze Monat Adar, denn so steht es ausdrücklich in Megillat Esther, Kap. 9: ‘Und der Monat, der für sie von Trauer zur Freude wurde,…’. Das ist die Natur dieses Monats für das jüdische Volk.
Wieso schöpft Israel gerade in diesem Monat solch grosse Kraft? Dies hat, wie schon vorhin erwähnt, einen Zusammenhang mit den Fischen im Wasser (Sternzeichen des Adar). Genau wie die Fische in ihrem Element, dem Wasser, Kraft und Lebendigkeit haben, so findet auch Israel Kraft und Lebensfähigkeit durch die Tora, die symbolisch mit dem Wasser verglichen wird. Nur wenn Israel dieses ‘Wasser’ verschmäht und vernachlässigt, können seine Feinde es bezwingen. Im ersten Krieg der Amalekiter gegen Israel (wie später erwähnt) und in den ersten Ereignissen zur Zeit von Mordechai und Esther war Israel in akuter Gefahr, es war nahe am Untergang. Doch weil sie dann Teschuwa machten und sich wieder fest an die Tora hielten, vereitelte G”tt sofort die Pläne der Feinde, und ihr ‘Masal’, die Sternenstellung, wurde wieder günstig für Israel.
Und so lernen wir auch in einer Bareita (Traktat Berachot 61b): Einmal erging ein königliches Dekret, das das Verbot des Tora-Lernens für die Juden enthielt. Trotzdem lehrte Rabbi Akiwa seine vielen Schüler in der Öffentlichkeit. Papus, der Sohn von Jehuda, kam gerade zu einer solchen Lehrversammlung hinzu und sagte zu Rabbi Akiwa: ‘Fürchtest du dich nicht vor dem königlichen Erlass?’ Da sagte Rabbi Akiwa: “Ich werde dir dies mit einem Gleichnis erklären: Einst kam ein Fuchs an einem Fluss vorbei und sah, wie die Fische ängstlich von einem Ort zum anderen schwammen. Da sagte er zu ihnen: ‘Vor wem fürchtet ihr euch denn?’ Da antworteten die Fische: ‘Vor den Netzen der Menschen.’ Da sagte der Fuchs: ‘Kommt doch zu mir herauf ans Land und wir wollen zusammen wohnen, wie das schon unsere Väter taten.’ Da antworteten die Fische: ‘Bist du wirklich so schlau, wie es alle von dir behaupten? Oh nein, du bist doch dumm! Wenn wir uns schon hier in unserem Lebens-Element fürchten müssen, so sind wir doch auf dem Trockenen in noch grösserer Lebensgefahr!’ So ergeht es auch mit uns”, sagte Rabbi Akiwa, “jetzt beschäftigen wir uns mit unserer Tora, die ja unser ‘Lebens-Element’ ist, denn in ihr steht geschrieben: ‘Ki hi Chajecha WeOrech Jamecha – denn sie (die Tora) ist dein Leben und verlängert deine Tage.’ Sie zu verlassen, und sich nicht mit ihr zu beschäftigen, würde ja noch viel grössere Gefahr für uns bedeuten.”
So sehen wir, dass die Tora, das ‘Wasser’, Quelle der Kraft und der Freude für Israel bedeutet. Wenn also der Monat Adar ein Monat der Freude ist, so ist er dies nur dank der grossen Kraft der Tora. Kein anderer Monat als der Adar ist darum so geeignet, die Tora mit Liebe, Freude und freiem Willen auf sich zu nehmen! So taten es unsere Vorfahren in der Zeit von Mordechai und Ester.
Der 7. Adar
Der 7. Adar ist sowohl Geburtstag von Mosche Rabbejnu als auch das Datum seines Todestages nach einem Leben von 120 Jahren. G”tt berechnet genau die Lebensjahre und Tage der Zaddikim, der Gerechten, von Tag zu Tag und von Monat zu Monat, denn so heisst es (Schemot 23:26): ‘…deine Tage lasse ich vollzählig sein.’
Es ist eine Sitte der Frommen, diesen Tag, den 7. Adar, als Fasttag zu begehen und einen besonderen ‘Tikkun für den 7. Adar’, der im Gebetbuch steht, zu sagen. Denn der Tod der Gerechten sühnt, wie Fasten, Rückkehr (Teschuwa) und Gebet, und so erhofft man, dass die vollkommene Sühne von ganz Israel erreicht werden kann.
In einem Schaltjahr wird dieser Tag hauptsächlich im zweiten Monat eingehalten. Doch es gibt auch solche, die auch im ersten Adar fasten, denn es gibt Gründe dafür, ihn im ersten Monat Adar zu begehen. (Mehr darüber im Kapitel ‘Adar Scheni’, der zweite Adar).
Wichtige Lehre in zwei Dingen
An diesem 7. Adar sollte sich jeder zwei Dinge zu Herzen nehmen: Hoffnung auf die Erlösung und Furcht vor dem G”ttlichen Gericht:
- In Erwartung der Erlösung
Die Hoffnung auf Erlösung hängt mit Mosches Geburt zusammen. Die Umstände der Geburt von Mosche sind mit Sorgen und Weh verbunden. Pharao hatte beschlossen, dass alle neugeborenen Jungen in den Nil geworfen werden sollten. Während drei Jahren hatten Pharaos Aufseher und das ganze Volk alle israelischen schwangeren Frauen streng beobachtet. Wenn sie dann von der Geburt eines männlichen Kindes erfuhren, wurde dieses in den Nil geworfen und ertränkt. So wurde jeder jüdische Sohn direkt nach der Geburt getötet. Ganz Israel lebte in ständiger Angst und Pein. Glaube und Hoffnung auf eine Erlösung gingen verloren.
Amram, eine grosse Persönlichkeit seiner Generation, sah den Schmerz seiner Mitmenschen und verkündete: ‘Unser Streben, unsere Mühe ist für
nichts und wieder nichts!’ Er trennte sich von seiner Frau, um keiner weiteren Gefahr von Kindesmord ausgesetzt zu sein. Doch seine Frau Jochewed war schon im dritten Monat der Schwangerschaft. Die anderen Israeliten folgten Amrams Beispiel und liessen sich auch von ihren Frauen scheiden. Damals war Mirjam erst fünf Jahre alt, doch sie war erfüllt von G”ttlichem Geist und sagte: ‘Meine Mutter wird einen Sohn haben, der Israel erlösen wird.’ Ihre Worte stärkten und beeinflussten ihre Eltern sehr, sie schöpften Mut und Hoffnung und beschlossen, wieder zu heiraten. Die anderen Israeliten folgten Amrams Beispiel und nahmen ihre Frauen zurück. So wurde der Erretter Israels geboren.
Aber auch nach Mosches Geburt lebten sie weiter in Leid und Schmerz. Pharao und sein ganzes Volk, Männer, Frauen und Kinder, lauerten dem Kinde auf, um es zu töten, und so wurde er durch seine Mutter hilflos im Nil ausgesetzt. Aber auch nach seiner Rettung aus dem Nil war die Gefahr noch nicht vorbei. Noch als Kleinkind fiel er, als er in das Haus Pharaos gebracht wurde, in den Löwenrachen. In diesem Haus herrschte Hass und Todeswut gegen das Volk Israel. Und dieses Kind Mosche kannte ja weder seinen Vater noch seine Mutter. Auch sein Volk hatte er nie gesehen! Er hätte in dieser Umgebung sogar ein Feind seines eigenen Volkes werden können! So bestand Amrams Furcht fort, und er sagte wieder: ‘Unsere Mühe ist für nichts und wieder nichts!’
Doch die Kraft des Glaubens stärkt alle, die auf Erlösung hoffen. Hätte Miriam nicht fest und stark an G”ttes Hilfe geglaubt und ihre Mitmenschen im Glauben bestärkt, wäre Mosche nie gerettet worden. Wäre er nicht gerettet worden, was wäre aus der Welt geworden? Es wäre wieder alles in Tahu Wabahu verfallen! Doch nun, da er geboren und gerettet worden war, war es doch seine Bestimmung, dieses Volk zu erretten, und die Welt in jeder Generation zu erleuchten, sodass sogar die Bösen (wie Pharao) einsehen müssen: ‘G”tt ist der Gerechte!’
2. Furcht vor dem G”ttlichen Gericht
Mosche Rabbejnu war der grösste all unserer Propheten. Von Geburt an war er mit prophetischem Geist durchdrungen. Er erlöste Israel, führte alle Zeichen und Wunder in Ägypten aus, spaltete das Meer und bahnte den Weg zum Himmel. Er kämpfte mit den Engeln und erhielt die feurige Tora. Er sprach mit G”tt von Angesicht zu Angesicht und lehrte ganz Israel die Tora. Er versorgte sie während vierzig Jahren mit Lebensunterhalt, führte Krieg gegen Sichon und Og und liess Sonne und Mond (im Krieg) zum Stillstand bringen. Nur ein kleines Vergehen bei ‘Mej Meriwa, bei den Haderwasser, geschah; diese Fahrlässigkeit verminderte die Grösse und Heiligkeit des G-ttlichen Namen in den Augen des Volkes, und schon verhängte G”tt das Todesurteil über ihn. Es war ihm nicht vergönnt, das Volk ins gelobte Land zu führen. Weder die eigenen Verdienste noch alles, was er für das Volk erreicht hatte, konnten die Strenge des G”ttlichen Urteils mildern, denn Gerechtigkeit ist die wahrhafte Eigenschaft des Weltenschöpfers.
So sieht man, wie gross und tief das G”ttliche Urteil ist, und wie sehr sich der Mensch hüten sollte, die Gesetze, wenn auch nur durch Unachtsamkeit, zu übertreten!
Midraschim unserer Weisen über die Geburt von Mosche
‘Es ging ein Mann aus dem Hause Levi’ (Schemot 2:1). Wohin ging er? Raw Jehuda bar Sawina sagte: Er ging, den Rat seiner Tochter Mirjam zu befolgen. Chasal sagen: Amram war eine grosse Persönlichkeit in seiner Generation. Als er sah, dass Pharao ausriefen liess: ‘Jeder Sohn, der geboren wird, muss in den Nil geworfen werden’, sagte er: ‘Alle Mühe ist umsonst.’ Und so liess er sich von seiner Frau scheiden. Alle Männer taten seinesgleichen. Da aber sagte Mirjam, seine Tochter, zu ihm: ‘Vater, deine Verfügung ist strenger als die von Pharao, denn die von Pharao richtet sich nur gegen die männlichen Kinder, du aber verhinderst die Geburt beider Geschlechter. Ausserdem: Pharaos Verfügung bezieht sich nur auf diese Welt (wenn sie geboren werden, haben sie einen Anteil an der künftigen Welt, auch wenn sie getötet werden), du jedoch bringst ihnen Schaden für diese und die kommende Welt. Pharao ist ein Bösewicht, sein Erlass ist sehr zweifelhaft, ob er Bestand haben wird; du aber bist ein Gerechter und deine Massnahme wird Bestand haben.’ Da nahm er Jochewed wieder zur Frau. Daraufhin verheirateten sich die anderen Männer auch wieder mit ihren Frauen (Sota 12a).
‘Wajikach et Bat Levi‘, und er nahm die Tochter von Levi. Es steht nicht: ‘Und er verheiratete sich wieder mit der Tochter von Levi’, sondern ‘er nahm sie’. Raw Jehuda bar Sawina sagte: Er liess sie in einer Sänfte durch die Strassen führen, und Mirjam und Ahron tanzten vor ihnen her, und die Engel riefen aus: ‘Ejm Habanim semecha‘, die Mutter der Kinder erfreut sich!’ (Sota 12a, Midrasch Rabba Schemot 1).
Da wurde die Frau schwanger und gebar einen Sohn. War sie nicht schon drei Monate vorher schwanger geworden? Raw Jehuda Bar Sawina sagte: ‘Ihre Geburt wird mit ihrer Schwangerschaft verglichen. Ihre Schwangerschaft war schmerzlos, und so war auch ihre Geburt’ (Traktat Sota 12a).
‘Watere oto ki tow hu‘, und sie sah, dass er gut war. Rabbi Meir sagt: Sein Name war ‘Tow’ (gut). Rabbi Nechemia sagt: Er war zur Prophetie berufen. Rabbi Jehuda sagt: Tuwja war sein Name. Andere sagen: Er wurde beschnitten geboren. Und unsere Weisen sagen: Als Mosche geboren wurde, war das ganze Haus von Licht erfüllt. Es steht nämlich wörtlich: ‘Und sie sah, dass er gut war.’ Und bei der Schöpfung der Welt (Bereschit 1:4) steht: ‘G”tt sah das Licht, dass es gut war’ (Sota 12a, Jalkut Schimoni Schemot 166).
Warum vertraute sie ihn dem Wasser an?. Damit die Sterndeuter denken, er sei schon im Wasser, und so würden sie nicht mehr nach ihm suchen.
Als Mosche ins Wasser geworfen wurde, sagten sie (die Sterndeuter): Ihr Retter ist bereits im Wasser, und so wurde das grausame Dekret aufgehoben (jüdische Kinder in den Nil zu werfen). Denn das Dekret wurde erlassen, weil die Sterndeuter sagten: Wir sehen, dass der Führer von Jisrael mit Wasser geschlagen werden wird. Jedoch wussten sie nicht, dass dieses Wasser nicht der Nil bedeutet, sondern, dass er bei Mej Meriwa, den Haderwasser, geschlagen, das bedeutet, bestraft werden wird (Traktat Sota 12b).
Rabbi Acha Bar Chanina sagte: Es geschah dies am 6. Siwan. Da sagten die diensthabenden Engel zu G”tt: ‘Soll denn der, der einst an diesem Tage die Tora am Sinai empfangen wird, gerade an diesem Tag im Wasser umkommen?’ (Traktat Sota 12b). (G-tt beruhigte sie)
‘Soll ich gehen und eine Amme von den hebräischen Frauen holen?’ Warum sagte Mirjam ‘von den hebräischen Frauen’? Durfte denn Mosche nicht Milch von einer ägyptischen Frau trinken? Man hatte ihn schon zu mehreren ägyptischen Ammen gebracht, aber er hatte sich geweigert, von ihnen stillen zu lassen. Und warum hatte er sich geweigert? G”tt sprach: ‘Soll denn der Mund, der einst zu Mir sprechen wird, Unreines zu sich nehmen?'(Sota 12b, Schemot Rabba 1)
Eine andere Erklärung sagt: Warum hatte sich Mosche geweigert? G”tt sagte: “Wenn er einst mit Mir reden wird, werden die Ägypterinnen sich rühmen und sagen: ‘Dieser, der mit der Schechina spricht – ich habe ihn gestillt!'” (Schemot Rabba 1)
(Fortsetzung folgt s.G.w.)
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