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Cheschwan/ Paraschat Wajera
Cheschwan/ Paraschat Wajera

Elul – Monat der Reue und Rückkehr

Elul – Monat der Reue und Rückkehr

Der Monat Elul (Aus Sefer Hatoda’a / Das Jüdische Jahr. Bearbeitet und ergänzt von S. Weinmann)

Manch einer erwirbt sich seine Welt in einer Stunde

Einst weinte Rabbi Jehuda Hanassi: Manch einer erwirbt sich Olam Haba – die kommende Welt – in einer Stunde. Wen meinte der Rabbi damit? Es war Rabbi El’asar Ben Dordia.

Elasar Ben Dordia hatte jahrelang ein sündiges Leben geführt. Eines Tages, als er gerade eine Sünde begangen hatte, sagte eine Frau zu ihm: “Elasar Ben Dordias Teschuwa wird niemals akzeptiert werden.”

Daraufhin zog er sich in die Natur, zwischen Berg und Tal, zurück. Er rief: “Berge und Täler! Bittet um Erbarmen für mich!” Da sagten sie zu ihm: “Bevor wir für dich um Erbarmen bitten, tun wir dies erst für uns selbst.” Denn es heisst: “Ki Heharim Jamuschu… – denn es werden Berge weichen und Hügel wanken, aber Meine Gnade weicht nicht von dir” (Jeschajahu 54, 10).

Da sagte Rabbi Elasar Ben Dordia: “Himmel und Erde, bittet ihr um Erbarmen für mich!” Sie antworteten: “Da müssen wir erst für uns selbst um Erbarmen bitten”, so wie es heisst “Ki Schamajim Ke’Aschan Nimlachu… – …denn der Himmel wird wie Rauch vergehen und die Erde wie ein altes Kleid werden…” (Jeschajahu 51, 6).

Da wandte er sich an Mond und Sonne und rief: “Bittet doch um Erbarmen für mich!” Sie erwiderten: “Da müssen wir erst für uns selbst um Erbarmen bitten”, so wie es heisst: “Wechafra Halewana… – und der Mond wird sich schämen und die Sonne zur Schande werden” (Jeschajahu 24, 23).

Da bat er Sterne und Sternzeichen, sich für ihn einzusetzen. Auch sie antworteten: “Wir müssen zuvor für uns selbst um Erbarmen bitten”. Denn so steht geschrieben: “Wenamaku Kol Zewa HaSchamajim… – die Heeresscharen des Himmels werden verfaulen…” (Jeschajahu 34, 4).

Da sah Rabbi Elasar Ben Dordia ein, dass alles an ihm selbst liege. Er barg seinen Kopf zwischen seinen Knien und weinte bitterlich, bis er seine Seele aushauchte. Da ertönte eine himmlische Stimme und sagte: “Rabbi Elasar Ben Dordia ist für das ewige Leben in der kommenden Welt bestimmt worden!” (Awoda Sara 17a)

Rabbi Jehuda Hanassi weinte und sagte: Die Ba’alej Teschuwa (Rückkehrenden) werden nicht nur wieder angenommen, sie erhalten sogar den Titel “Rabbi”!

Warum hatte Rabbi Jehuda Hanassi deswegen geweint? Er hatte eingesehen, dass ein Mensch in einer einzigen Stunde erreichen kann, wofür ein Zaddik / Gerechter sich jahrelang bemüht.

Wir lernen daraus, dass auch Gerechte nicht all die Möglichkeiten, die ihnen während ihres Lebens zur Verfügung standen, eingesetzt haben. Warum wurde Rabbi El’asar Ben Dordia “Rabbi” (Lehrer) genannt? Weil man von ihm lernen kann, welche Kraft in einer Stunde echter Teschuwa liegt!

Die Teschuwa (Rückkehr) der Zaddikim (Gerechten)

Einst kam ein Schüler des Rabbi Sa’adja Gaon mitten in einer Winternacht zu ihm. Da sah er, wie der Rabbi sich im Schnee wälzte. Der Schüler war überaus verwundert und fragte den Rabbi: «Rabbi, habt Ihr denn gesündigt, dass Ihr solche Kasteiungen nötig habt, um Teschuwa zu tun»”

Da antwortete Rabbi Sa’adja Gaon: «Zwar bin ich mir keiner schweren Schuld bewusst, dass ich mir solche Kasteiungen auferlegen müsste, doch tue ich dies, wegen folgendem Ereignis: Vor kurzem beherbergte mich ein Mann in einer anderen Stadt, der nicht wusste, dass ich ein Thoragelehrter bin. Er hatte mir alle Ehre erwiesen, wie man dies einem gewöhnlichen Menschen tut. Als in der Stadt kund wurde, dass ich mich dort befand, kamen die Leute, um mich zu ehren und zu bedienen. Als mein Wirt dies sah, begann auch er mir besondere Ehre zu erweisen, ja sogar mehr noch als nötig gewesen wäre.»

Als die Zeit kam, dass ich sein Haus verlassen musste, warf er sich mir zu Füssen, weinte bitter und flehte mich an: «Verzeihet mir doch, dass ich Euch nicht die Euch gebührende Ehre erwiesen habe. Ich antwortete ihm: Du hast doch alles getan, was in deiner Macht stand. Was hättest du denn noch tun sollen?»

Da sagte er: «Ich möchte wiedergutmachen, was ich bei unseren ersten Treffen versäumt habe, als ich noch nicht wusste, welch grosser Gelehrter Ihr seid, und ich Euch nicht die gebührende Ehre erwiesen habe.»

Wenn es sich also um Mangel an Ehrerbietung handelt, sagt Rabbi Sa’adja Gaon – und hier handelte es sich ja nur um Ehrerbietung einem Menschen gegenüber – umso mehr muss ich weinen, flehen und mich kasteien, wenn es sich um die Ehrerbietung meinen Schöpfer gegenüber handelt. Jeden Tag erkenne ich die Grösse meines Schöpfers mehr und mehr. Jeden Tag fürchte ich mehr vor meinem Schöpfer und liebe ihn auch mehr. Und deshalb bitte ich den Heiligen, gelobt sei Er und flehe Ihn an, Er möge mir verzeihen, dass meine Ehrfurcht und meine Liebe Ihm gegenüber bis heute unzureichend waren.

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Die Bearbeitung dieses Beitrages erfolgte durch Mitarbeiter des Jüfo-Zentrums in Zürich

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