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Cheschwan/ Paraschat Chaje Sara
Cheschwan/ Paraschat Chaje Sara

Gedanken zum Schabbat-Projekt

Gedanken zum Schabbat-Projekt

Gedanken zum Schabbat-Projekt

von Herrn Gill Barnea (barnea@me.com)

Was ist das Schabbat-Projekt?

Rabbi Schimon ben Jochai lehrte: „Würde [das Volk] Israel zwei Schabbatot nach Vorschrift halten, dann würden sie sofort erlöst werden!“ [Talmud, Traktat Schabbat, 118b]

„Hielte Israel nur ein einziges Mal den Schabbat wirklich ein, dann würde der Maschiach kommen, denn das Halten des Schabbat kommt dem Halten aller Gebote gleich!“ [Midrasch, Schemot Rabba, 25:16]

Diese beiden Zitate enthalten einen offensichtlichen Widerspruch, dessen Auflösung aber nicht Thema dieses Artikels ist. Eine separate Ausgabe, die sich einzig und ausführlich mit diesem Thema befasst, finden Sie unter dem Titel „Schabbat – Fundament des Judentums“ von S. Weinmann.

Am kommenden Schabbat (Paraschat Wajera) findet das jährliche, weltweite „Schabbat-Projekt” statt: Abertausende Juden, ganz gleich wie religiös, haben sich per Internet und Mundpropaganda zusammengeschlossen, um „gemeinsam“ einen Schabbat zu halten. Ins Leben gerufen wurde das Projekt vom Oberrabbiner Südafrikas, Rabbi Goldstein. Das Motto lautet „Keeping It Together“, und in einschlägigen Video-Portalen existieren unter diesem Titel unzählige Kurzfilme in zahlreichen Sprachen, in denen sich Juden aus aller Welt verpflichten, diesen „einen“ Schabbat einzuhalten.
Mögen sich die Verheissungen des Talmuds und Midrasch bewahrheiten – und das Schabbat-Projekt nicht weniger als die Erlösung des jüdischen Volkes herbeibringen!

Quelle: TheShabbosProject.org/de/ (2016).

Schabbat am Mittwoch

Rabbi Chajim von Zanz (Polen; 1793-1876) besuchte einmal mit seinem Enkel, Rabbi Jehuda Zwi, die Se’udat Mizwa nach einer Brit Mila (die Festmahlzeit nach einer Beschneidung).
Rabbi Chajim wurde dabei die Ehre zuteil, eine kurze ThoraAnsprache halten zu dürfen. Es war Mittwochnachmittag – und im Namen des Ari Ha’Kadosch (Rabbi Jizchak Luria;
Zfat; 1534-1572), dem Begründer der „neuzeitlichen“ Kabbalah, ist überliefert, dass schon mittwochs das „Licht“ des kommenden Schabbat in der Welt zu spüren ist.

Dementsprechend begann Rabbi Chajim seine begeisternden Ausführungen über die Heiligkeit des Schabbat – und steigerte sich im Verlauf seiner Rede derart in dieses Thema hinein, dass er „grenzenlos” euphorisch wurde – und den Gästen zum Schluss nur noch frenetisch zurief: „Gut Schabbes! Gut Schabbes! (Schabbat Schalom)“.

Sein Enkel war anschliessend derart von dieser packenden Szene hypnotisiert, dass ihn ein reales Gefühl durchdrang, als stehe der Schabbat unmittelbar bevor! Er rannte schnell nach Hause, um seine besondere, weisse Schabbat-Kleidung zu holen – und eilte von dort aus in die Mikwe (das rituelle Bad), um sich zu Ehren des Schabbat zu waschen!

Unterwegs traf er einen weiteren jungen Mann, der die „Brandrede” von Rabbi Chajim über den Schabbat gehört hatte – und auch er war schon auf dem Weg zur Mikwe, um sich zu Ehren des Schabbat zu waschen! Also machten sich beide gemeinsam zur Mikwe auf – doch als sie ankamen, bemerkten sie, dass niemand anders da war… Erst dann begriffen sie, dass einzig und allein die Euphorie von Rabbi Chajim ihnen das Gefühl vermittelt hatte, dass der Schabbat unmittelbar bevorstünde!
Quelle: Nishmas.org (2015). Nishmas Chayim.
Archives of Chassidic Stories: „One Erev Shabbos“.

Schabbat ist Mizwa und Geschenk zugleich!

Die erste ausführliche Erörterung der Thora zum Thema Schabbat findet sich in Paraschat Ki Tissa Schemot 31:12- 17]. Unter anderem heisst es dort: „Die Kinder Israels sollen den Schabbat hüten, um den Schabbat zu einem ewigen Bund [aller] ihrer Generationen zu machen. Zwischen Mir [Gtt] und den indern Israels (bejni u’wejn Benej Jisrael) ist es ein ewiges Zeichen…“

Die Mechilta (ein Midrasch; im Malbim-Chumasch enthalten) zu Parschat Ki Tissa erklärt, dass die Worte „bejni u’wejn Benej Jisrael“ so zu deuten sind, dass der Schabbat einen Bund zwischen G-tt und den Juden darstellt – in Ab-grenzung zu den anderen Völkern der Welt. Dies erscheint merkwürdig, denn wir brauchen schliesslich keine besondere Auslegung, die uns lehrt, dass ein Nichtjude nicht dem Gebot untersteht, den Schabbat zu hüten.

Wir wissen, dass es die sieben „noachidischen“ Gebote gibt, die an Adam und abschliessend an Noach und seine Nachkommen beim Verlassen der Arche (nach der Sintflut) gegeben wurden – lange bevor es das jüdische Volk gab – und dass keines dieser universalen Gebote, die seither für alle Menschen gelten, zum Inhalt hat, dass ein Nichtjude den Schabbat einhalten muss!

Ganz im Gegenteil – der Schabbat enthält sogar ein einzigartiges Verbot: Der Talmud [Sanhedrin 58b] lehrt, dass ein Nichtjude nicht nur vom Gebot befreit ist, den Schabbat zu hüten, sondern dass es ihm sogar verboten ist, ihn absichtlich (vollkommen nach der Halacha) einzuhalten! Daraus ergibt sich die Frage, weshalb es die Mechilta für notwendig erachtet, den Vers („bejni u’wejn Benej Jisrael“) dafür anzuführen, dass die Mizwa von Schabbat ausschliesslich dem jüdischen Volk vorbehalten ist.

Rabbi Mosche Schmuel Schapira (ehemaliger Rosch Jeschiwa der Jeschiwat Be’er Ja’akow) bezieht sich in seiner Antwort auf eine Lehre des Brisker Raw (Rabbi Jizchak Se’ew Ha’Levi Soloweitschik): Der Brisker Raw analysiert hierfür den Text des morgendlichen Amida-Gebets vom Schabbat. Darin heisst es: „Und Du gabst ihn (den Schabbat) nicht – Haschem, unser G-tt – den Völkern der Länder und liessest ihn, unser König, nicht den Götzendienern zum Anteil werden; auch sollen an seiner Ruhe keine Unbeschnittenen feiern – sondern Deinem Volk Israel hast Du ihn in Liebe gegeben, den Nachkommen Ja’akows, die Du erwählt hast…“
(Dies ist eine sehr aufwendige Liturgie.)

Der Brisker Raw bemerkt, dass der Rambam (Maimonides) in seinem Mischna-Kommentar zum Traktat Terumot schreibt, dass wenn ein Nichtjude von seiner Ernte „Teruma“ absondert (obwohl er nicht dazu verpflichtet ist), diese Absonderung gültig ist und den Status von „Teruma“ hat. Der Rambam schreibt weiterhin im Mischna-Kommentar, dass ein Nichtjude, der jegliches der Thora-Gebote erfüllt, auch einen gewissen Lohn dafür erhält, der sich in entsprechender Form an einer Person orientiert, die „nicht in der Pflicht steht, aber trotzdem [das Gebot] erfüllt“. Anders gesagt: Wenn ein Nichtjude etwa Lulaw schüttelt, dann hat er eine Mizwa erfüllt und erhält „einen gewissen Lohn“!

Hingegen betont der Brisker Raw, dass es sich hinsichtlich des Schabbat nicht so verhält. Schabbat ist zweierlei: Es ist eine Mizwa (ein Gebot) und eine Matana (ein Geschenk). Der Talmud [Schabbat 10b] zitiert eine Aussage G-ttes gegenüber Mosche: „Ich habe ein gutes Geschenk in meiner Schatzkammer – und es heisst Schabbat!“ Dieses Geschenk wurde exklusiv dem jüdischen Volk gegeben. Jegliche Nationen, die dieses Geschenk nicht erhalten haben, sind nicht in der Lage, den Schabbat einzuhalten. Und selbst wenn sie „technisch“ die Anforderungen erfüllen, haben sie keine Mizwa gemacht!

Zizit (das Tragen von Schaufäden) ist kein „Geschenk”. Mazza (der Verzehr von ungesäuertem Brot) ist ebenfalls kein „Geschenk”. Doch Schabbat ist eines! Die Neuheit in den Ausführungen des Brisker Raw besteht darin, dass es zur Erfüllung der Mizwa von Schabbat erforderlich ist, zu den Empfängern bzw. „Adressaten” des Geschenks zu gehören.
Diese Idee manifestiert sich im vormals erwähnten Zitat aus der Schacharit-Amida (den achtzehn Segens-sprüchen des Morgengebets) vom Schabbat.

Dies ist der Grund, weshalb ein Nichtjude den Schabbat nicht einhalten darf. Er würde damit etwas an sich nehmen, was ihm nicht gehört! Und deshalb sagen unsere Weisen [Sanhedrin 58b]: „Nochri sche’schawat chajaw Mita – Ein Nichtjude, der den Schabbat hütet (und dies zu hundert Prozent korrekt, exakt nach der Halacha, weil er die Absicht verfolgt, den Schabbat zu hüten), ist todesschuldig!“

Rabbi Schapira ist der Ansicht, dass dies genau dem entspricht, was die oben genannte Mechilta meint. “Zwischen Mir [G-tt] und den Kindern Israels” (bejni u’wejn Benej Jisrael) bedeutet: „Dies ist Mein Geschenk an euch!“ – wobei ein Nichtjude explizit davon ausgeklammert ist, zumal er nicht einmal ein Anrecht auf Lohn dafür hat, wenn er – trotz seiner Befreiung von diesem Gebot – dasselbige ein-hält, sondern umgekehrt: Er bekommt noch eine Strafe!

In diesem Zusammenhang erzählt Rabbi Schapira eine Geschichte, die sich im St. Petersburg des Zaristischen Russlands zugetragen hat…

Es gab eine Anzahl sehr wohlhabender Juden, die Verträge mit der Regierung hatten. Sie mussten nach St. Petersburg kommen (der Hauptstadt des Zaristischen Russlands), um Geschäfte abzuwickeln. Diese Zusammenkunft geschah um die Hohen Feiertage herum, womit sich diese reichen Geschäftsleute allesamt zu Rosch Haschana und Jom Kippur in der russischen Hauptstadt befanden. Natürlich kamen sie zusammen, um bei dieser Gelegenheit auch ein gemeinsames Gebet (ein „Minjan”) abzuhalten.

An Jom Kippur – wie es vielerorts gängig ist – versteigerten sie die Alijot (Aufrufe zur Thora-Lesung). Als es Zeit für die Ne’ilah (das Abschlussgebet von Jom Kippur) war, verkauften sie die Peticha (die Ehre, den Thora-Schrein öffnen zu dürfen). Die Versteigerung begann bei einem Anfangsgebot von 500 Rubel – einer riesigen Summe Geld. Die Gebote stiegen in geradezu schwindelerregende Höhen, bis ein gewisser Baron Ginsberg – ein berühmter und reicher Jude – sagenhafte 2.000 Rubel bot!

Rabbi Schapira, der diese Geschichte aufgeschrieben hat, erklärt, dass 2.000 Rubel im Zaristischen Russland in etwa einer Summe von Hunderttausend Dollar in der heutigen Zeit entsprechen. Und als Baron Folk davon hörte, dass Baron Ginsberg 2.000 Rubel für die „Peticha Le’Ne’ilah“ geboten hatte, stand er auf und bot für diese Ehre 2.500! – „Zum Ersten, zum Zweiten, und zum Dritten…“ – die „Peticha Le’Ne’ilah“ war an Baron Folk verkauft! Kurz darauf drehte sich dieser zu dem Juden, der neben ihm sass und fragte ihn: „Was ist überhaupt ‚Peticha Le’Ne’ilah‘?“ Der Sitznachbar war erstaunt. „Du hast gerade 2.500 Rubel für ‚Peticha Le’Ne’ilah‘ geboten – und jetzt fragst Du, was das ist?!“

Baron Folk antwortete: „Ich weiss zwar nicht, was ‚Peticha Le’Ne’ilah‘ ist – aber ich weiss, dass Baron Ginsberg ein guter Geschäftsmann ist. Wenn der Baron dafür 2.000 Rubel bietet, dann will ich es unbedingt haben, weil es ein gutes Geschäft sein muss! Schliesslich ist er doch erst zum berühmten Baron geworden, weil er ein gewiefter Ge-schäftsmann ist. Er weiss, ein gutes Geschäft zu erkennen. Wenn er es also haben will, dann will ich es umso mehr!“

„Ich habe ein gutes Geschenk in meiner Schatzkammer“, sagt uns der Ewige. „Der Schabbat befindet sich in Meinem Tresorraum. Er ist äusserst wertvoll.“ – Wenn es G-tt eine Matana Towa (gutes Geschenk) nennt, dann haben wir etwas ganz Besonderes! So etwa ist es auch mit Baron Ginsberg: Wenn er etwas für gut befindet, dann muss es gut sein! Wenn jedoch der Schöpfer der Welt etwas für gut erachtet, dann muss es umso mehr gut sein!

Wenn wir den Schabbat unser ganzes Leben lang erlebt haben – und er alle sieben Tage wiederkehrt, dann denken wir vielleicht: „Ok, hier kommt noch so ein weiterer Schabbat…“ Wir wissen vielleicht nicht das zu schätzen, was wir haben, während wir es gerade besitzen. Doch Schabbat ist etwas, das sozusagen mit einem „Zertifikat“ kommt – von allerhöchster Stelle! Es ist so, als wenn jemand einen Edelstein kauft und dieser mit einem Zertifikat eines entsprechenden Instituts ausgeliefert wird, der seinen Wert ausweist. Schabbat aber kommt mit dem Zertifikat des Allmächstigen (höchstpersönlich), in dem sein Wert ausgewiesen wird: „Ein gutes Geschenk habe ich in meiner Schatzkammer!”, sagt der Schöpfer der Welt.
Quelle: Torah.org (5773). Parshas Ki Sisa. Rav Frand:
„Shabbos Is Both A Mitzvah And A Present.“


Gewohnheiten ausschalten!

Die Mizwa von Schabbat wird in der Thora mehrfach wiederholt. Warum reicht es nicht, sie (nur) einmal zu erwähnen?
Rabbi Zwi Pessach Frank (Oberrabbiner von Jerusalem; 1873-1960) gibt dazu im Namen seines Schwagers, Rabbi Arjeh Levin (auch bekannt als „Zaddik mi’Jeruschalajim – „Gerechter von Jerusalem“; 1885-1969;), der wiederum einen nicht beim Namen genannten Thora-Weisen zitiert, die folgende Antwort:
Die Tossafot zu Pessachim 2a stellen die Frage, weshalb die Thora in Bezug auf die Gesetze von Chamez (Verbot des Verzehrs gesäuerter Speisen am Pessach-Fest) so streng ist, wenn man es in Relation zu anderen Verboten betrachtet.
Warum ist es uns etwa verboten, am Pessach Chamez zu besitzen, wohingegen es uns im Allgemeinen nicht verboten ist, unkoschere Lebensmittel zu besitzen?

Die Ba’alej Tossafot erklären, dass aufgrunddessen, dass Chamez alltäglich erlaubt ist und wir daher daran gewöhnt sind, es zu essen, ein substanzielles Risiko besteht, dass man es versehentlich auch am Pessach essen wird, wenn man es besitzt. Im Gegensatz dazu, sind wir (hoffentlich) nicht daran gewöhnt, unkoschere Speisen zu verzehren – weshalb es auch kein Verbot gibt, sie zu besitzen!

Genauso, schreibt Rabbi Frank – aufgrund dessen, dass wir die ganze Woche arbeiten – muss die Thora das Verbot des Arbeitens am Schabbat ständig wiederholen und betonen, damit wir nicht aus Gewohnheit auch am Schabbat arbeiten werden! Denn der eingangs zitierte Vers erklärt schon das Problem: „Sechs Tage darf Arbeit getan werden…“
Quelle: Torah.org (5771). Parshas Vayakhel.
Rubrik „Hama’ayan“ (zweiter Beitrag).
Nach „Peninej Rabbejnu Zwi Pessach Al Ha’Thora“.
(1)


Diese Ausgabe wurde durch die grosszügige Spende der
Familie Davidov aus Düsseldorf ermöglicht.
Gewidmet der baldigen und vollständigen Genesung von
Mazal Tov bat Soja
Refuah Schlema Bimhera!


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