Aw/ Paraschat Re’eh
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Ja’akows Beziehung zu den Schafen

Das Merkmal von Ja'akow: 'Emet - Wahrheit'.

Das Merkmal von Ja'akow: 'Emet - Wahrheit'.

Rav Frand zu Parschat Nasso 5782 – Beitrag 1

Der Hauptteil des Wochenabschnittes ist den Opfern gewidmet, welche von den Stammesfürsten – anlässlich der Einweihung des Mischkans (Stiftzeltes) – dargebracht wurden. Jeder Nassi (Fürst) brachte ein junges Rind (“Par echad”), einen Widder (“Ajil echad”) und ein im ersten Jahr stehendes Schaf (“Kewes echad”) zum Ganzopfer dar [Bamidbar 7:21].

Raschi zur Stelle erklärt, dass das junge Rind Awraham repräsentiert, so wie es heisst “Er nahm ein junges Rind” [Berejschit 18:7]; der Widder stellt Jitzchaks Widder vor, so wie es heisst “Und er nahm den Widder” [Berejschit 22:13]; und das Schaf steht für Ja’akow, stellvertretend für den Vers “Und Ja’akow trennte die Schafe” [Berejschit 30:40].

Jedes dieser Opfer symbolisiert für die Torah eine Haupteigenschaft unserer Awot (Patriarchen). Was ist die Haupteigenschaft von Awraham? Awraham ist der Inbegriff von Chessed (Wohltätigkeit). Der Midrasch hebt mit der Erwähnung des jungen Rindes Awrahams Chessed hervor, der zur Herde rannte, ein junges Rind holte und es den Engeln zubereitete. Die Haupteigenschaft von Jizchak ist Gewura (Strenge, Stärke, seelische Kraft). Die Torah verbindet Jizchaks G’ttesfurcht mit der Akejda, der Bindung von Jizchak. Deshalb weist der Widder auf Jizchak hin.

Wir verstehen, wie die ersten beiden Beispiele mit Awraham und Jizchak zusammenhängen. Was hat aber die Geschichte von Lawans Schafen mit Ja’akow zu tun? Warum gebraucht der Midrasch diesen Passuk?

Rav Bergman weist in seinem Sefer (Buch) Scha’arej Orah darauf hin, dass Ja’akow die Schafe trennte, damit Lawan nicht den geringsten Verdacht hegen konnte, Ja’akow versuche, ihn zu hintergehen.

Jede gesprenkelte oder gefleckte Ziege und jedes braune Schaf, das in der Herde geboren wird, sollte Ja’akow als Lohn für seine Arbeit erhalten. Ja’akow wollte, dass alles Kleinvieh, das von dieser Sorte war und alle anderen, die Lawan gehörten, getrennt geweidet werden, damit Lawan nicht sagen konnte, Ja’akow habe eines seiner Tiere unterschlagen. Ja’akow gab sich die grösste Mühe nicht nur wirklichen Diebstahl zu vermeiden, sondern auch den geringsten Verdacht eines Diebstahls zu meiden. Dies versinnbildlicht Ja’akows Natur: ‚Wahrheit gebührt Ja’akow‘ [Michah 7:20]. Dieses eine Schaf (Kewes echad), das bei der Einweihung des Mischkan‘s dargebracht wurde,  symbolisiert Ja’akows Haupteigenschaft: Ehrlichkeit über alles.

Es ist interessant, dass in den Jozrot (Liturgien) von Hoschanah Rabbah (siebter Tag von Sukkot) der Verfasser des Gedichtes “Ta’aneh Emunim” (“Antworte den Gläubigen”), Ja’akow als denjenigen beschreibt, welcher “Stäbe schälte bei den Wasserrinnen” (um sie vor den Tieren bei der Tränke zu stellen) [Vergleiche Berejschit 30:37]. Gibt es denn nichts anderes, das man über Ja’akow erzählen kann? Warum wird nicht erwähnt, dass Ja’akow vierzehn Jahre lang in der Jeschiwa von Schem und Ewer lernte? Wieso wird nicht darüber gesprochen, dass Ja’akow der Vater der 12 Stämme Israels ist?

Die Antwort hier ist dieselbe. Die Natur Ja’akows ist Wahrheit und Aufrichtigkeit. Sogar im Umgang mit einem Schlitzohr wie Lawan, tut Ja’akow sein Möglichstes, um ehrlich zu handeln. Die Ziegen und die für sie geschälten Stäbe sind symbolisch für sein inneres Wesen, nämlich Emet – Wahrheit.

Quellen und Persönlichkeiten:

 

Rav Meir Zwi Bergman: (geb. 1930) Rosch Jeschiwat Raschbi, Benej Berak, Israel. Schwiegersohn von Rav El’asar Menachem Man Schach s.Z.l. Verfasser der Werke: „Scha’arej Orah“ zum Chumasch und Rambam.

 

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